Landkreis:Es stockt bei der Fröttmaninger Heide

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Hunde müssten eigentlich an der kurzen Leine geführt werden - doch nicht viele halten sich daran. (Foto: privat)

Das 347 Hektar große Areal soll in ein Naturschutzgebiet umgewandelt werden. Aber es liegen alleine von Bürgern 180 Einwendungen vor. Derzeit wird auf eine Stellungnahme vom Münchner Stadtrat gewartet

Von Alexandra Vettori, Landkreis

Alles wartet auf den Münchner Stadtrat. Hat der seine Stellungnahme bald einmal fertig, kann das Verfahren weiter gehen, das aus der Südlichen Fröttmaninger Heide ein Naturschutzgebiet macht. Vor acht Jahren ist das 347 Hektar große Areal von der Bundesrepublik, der es als Truppenübungsplatz diente, an den Heideflächenverein übergegangen. Ebenso lang gibt es Pläne, sie unter Naturschutz zu stellen, handelt es sich doch um eine der größten Grasheiden Europas, mit einer einzigartigen Vielfalt seltener Tiere und Pflanzen.

Inzwischen läuft das Verfahren, glatt geht die Sache aber nicht über die Bühne: 180 Privateinwendungen gingen bei der Regierung von Oberbayern ein, und auch die Anliegerkommunen haben Wünsche. Gerade ist der Prozess wieder ins Stocken geraten, München braucht eine Sonderfrist für seine Stellungnahme, bis Ende Oktober ist jetzt noch Zeit. Oberschleißheim, Garching und der Landkreis München haben sich schon für das Naturschutzgebiet ausgesprochen, auch für die Betretungszonen. Garching möchte nur den geplanten Radlschnellweg an der U 6 aus dem Schutzgebiet herauszunehmen. Oberschleißheim hätte gerne sicher gestellt, dass die Ausgleichsmaßnahmen für das Trainingszentrum des FC Bayern am westlichen Heiderand auch im Naturschutzgebiet möglich sind.

Im Vergleich zu dazu sind am Südrand freilich dickere Bretter zu bohren. Dort haben sich die Häuser und Wohnblocks ganz nah an die Heide heran geschoben, wo einst Wiesenbrüter nisteten, spielen jetzt Hunde und lassen Kinder Drachen steigen. Von hier kommen die meisten Einwendungen gegen die geplanten Betretungsregeln, vor allem von Hundebesitzern. Denn direkt vor der Münchner Haustüre wachsen auf acht Hektar besonders seltene Tiere und Pflanzen, das Brillenschötchen etwa oder die graue Skabiose. Zum ihrem Schutz hat die Regierung hier eine grüne Zone vorgesehen, die besagt, dass Hunde an der kurzen Leine geführt und Hauptwege nicht verlassen werden sollen. Gleichzeitig aber zeugen unzählige Trampelpfade in den Wiesen davon, dass hier auch das Revier von Spaziergängern, Hundegassiführern und Passanten vom nahen U-Bahnhof Fröttmaning ist. Lange wurde bei der Bürgerbeteiligung gestritten, und zuletzt stellte sich vor der Sommerpause ein Teil des Münchner Stadtrates quer, aus dem offenbar eine Mehrheit geworden ist. Jedenfalls wurde die Stellungnahme diese Woche wieder abgesetzt, jetzt plant man einen interfraktionellen Änderungsantrag.

Es ist ein strahlender Herbsttag, die Vögel zwitschern, der Wind streicht durch die karge Wiesenlandschaft. Die junge Frau, die mit ihrem - nicht angeleinten - Labrador hier unterwegs ist, zuckt beim Thema Betretungsregeln mit den Schultern: "Es hält sich keiner an so was, aber querfeldein geht man auch nicht." Genau da setzt der Münchner ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff an: Er will die Hauptwege stärken und Trampelpfade rückbauen, um Spaziergänger sanft von den empfindlichen Pflanzen fern zu halten. "Es reicht oft schon, wenn quer zu Trampelpfaden ein Baum liegt oder ein kleiner Graben gezogen wird", sagt Ruff. Er ist selbst Anwohner, von Kindesbeinen an, und war jahrelang Gebietsbetreuer beim Heideflächenverein. Es sei eine Tatsache, dass die örtliche Bevölkerung die Heide nutze, "auch die Panzer haben sie davon nicht abgehalten". Ganz so einfach ist die Sache freilich nicht. Denn die Heide ist auch europäisches Flora-Fauna-Habitat und da darf sich zumindest nichts verschlechtern.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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