Kunst in Freising:Freiluftgalerie am Bauzaun

Lesezeit: 2 min

Das eingerüstete Freisinger Rathaus ist jetzt eine Freiluftgalerie. 30 Bilder gibt es im Laufe der nächsten Wochen zu bewundern. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit dem Projekt "statt galerie" will Freising seinen Künstlern Präsenz im öffentlichen Raum bieten und seiner Bevölkerung die Dauerbaustelle Rathaus versüßen

Von Marie Schlicht, Pia Schiffer, Freising

Eine Baustelle und eine Kunstausstellung - zwei Dinge, die sich auf den ersten Blick konträr zueinander verhalten. "Anfangs war ich noch skeptisch, ob ein Baugerüst den Künstlerinnen und Künstlern gerecht wird. Es handelt sich immerhin um gedruckte Kunstwerke auf Plastikplanen", begann Susanne Günther, Kulturreferentin der Stadt Freising, ihre Begrüßungsrede bei der Vernissage von "statt galerie" am vergangenen Mittwoch. Das Kunstprojekt hat aus dem wegen Bauarbeiten eingerüsteten Freisinger Rathaus eine Freiluftgalerie gemacht. Günthers anfängliche Zweifel über den Ort der Ausstellung waren jedenfalls schnell verflogen. "Der öffentliche Raum kann nun auch als Kunst- und Kulturraum wahrgenommen werden", lobte sie.

In der Freiluftgalerie rund um die Rathaus-Baustelle werden noch bis Ende September 30 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke ausstellen. Ziel des Projekts "statt galerie" ist es, die Kreationen der lokalen Künstlerinnen und Künstler für alle sichtbar zu machen. "Obwohl es in den letzten eineinhalb Jahren keine Ausstellungen gab, sind trotzdem viele Werke entstanden", sagt Tobias Eschenbacher, Oberbürgermeister der Stadt Freising, der ebenfalls bei der Vernissage anwesend war. In seiner Eröffnungsrede betont er seine Freude über die Galerie, welche "die Vielfalt des künstlerischen Schaffens in Freising" zeigen solle.

30 Bilder gibt es im Laufe der nächsten Wochen zu bewundern. Ausgewählt wurden sie von einer Fachjury, unter anderem bestehend aus Kulturreferentin Susanne Günther, der Direktorin des Freisinger Stadtmuseums Ulrike Götz und dem Leiter des Künstlerhauses Schafhof, Eike Berg. Insgesamt, so Eschenbacher, habe es rund 50 digitale Einsendungen gegeben. Ob professionell ausgebildet oder Autodidakt habe dabei keine Rolle gespielt. Die ausgewählten Werke wurden schließlich auf Planen gedruckt und am Rathaus montiert.

"Die Stadt Freising möchte auf diese Weise dazu beitragen, dass Kunstschaffende ihre aktuellen Werke aus den zurückliegenden, schwierigen Monaten nun endlich zeigen können", betonte Eschenbacher. Das "unsichtbare Wirken" der Künstlerinnen und Künstler solle auf diese Weise entsprechend gewürdigt werden.

In den Kunstwerken finden sich verschiedene Zugänge zur kreativen Auseinandersetzung mit dem Lockdown und seinen gesellschaftlichen Folgen. Künstlerisch verarbeitet wurden auch weitere aktuelle Themen wie Black Lives Matter und der Klimaschutz, die Anregungen für Diskussionen bieten. Auch stilistisch wurden keine Grenzen gesetzt: ob Fotografie oder abstrakte Malerei, ob grenzenlose Farbvielfalt oder einprägsame Motive, die Kunstwerke spiegeln den Reichtum an künstlerischem Schaffen wider.

Nicht nur Oberbürgermeister Eschenbacher lobte die originelle Präsentationsform, die unabhängig von Wetter und Inzidenzen sei. Nach der langen Zeit des Kultur-Entzugs bietet das mit Max-Josef Kirchmaier von der Agentur Masell entwickelte Format den Künstlern und Künstlerinnen nicht nur die Möglichkeit, ihr Werk vorzustellen, sondern auch sich selbst. Jedes Bild ergänzen ein Lebenslauf, Geschichten zur Entstehung und ein QR-Code, der auf die Webseiten der Kunstschaffenden führt. Die Freisingerinnen und Freisinger werden den, wie es Susanne Günther ausdrückte, "Kunst- und Kulturraum" dankbar wahrnehmen und der Rathaus-Baustelle künftig Schönes abgewinnen.

© SZ vom 06.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: