Kundgebung von "Freising ist bunt":Werbung für Solidarität in der Pandmie

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Das Bündnis "Freising ist bunt" macht sich bei einer Demonstration für das "große Privileg" der Impfung gegen Corona stark. Die auch an diesem Montag wieder präsenten "Spaziergänger" antworten mit Gesängen

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Als Antwort auf die "Spaziergänge", die seit einigen Wochen auch in Freising, Moosburg und in mehreren Landkreis-Gemeinden stattfinden, hat das Bündnis "Freising ist bunt" am Montagabend zu einer Kundgebung am Freisinger Marienplatz aufgerufen, an der an die 100 Personen teilgenommen haben, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Das Motto an diesem Abend lautete: "Solidarität mit allen Menschen - wir lassen uns impfen".

Mehrere Jugendorganisationen der Parteien unterstützten die Aktion, dazu zählten Jusos, Grüne Jugend, Junge Linke, Junge Liberale sowie der Kreisverband der "Partei". Begleitet wurde diese Demonstration von einer neuerlichen Versammlung der "Spaziergänger" mit und 200 Teilnehmern. Diese war laut Polizeiangaben nicht angemeldet, die Kundgebung der Befürworter der Corona-Maßnahmen indes schon. Deren Redebeiträge quittierten die "Spaziergänger" mit Gesängen. Zu Gehör kam dabei unter anderem das Lied "Die Gedanken sind frei". Viele von ihnen hielten Kerzen in der Hand oder hatten sich auch mit Lichterketten geschmückt.

Ansonsten verlief die Kundgebung laut Polizeiangaben friedlich und ohne Zwischenfälle. Am Rande kam es auch immer wieder zu Gesprächen zwischen Impfbefürwortern und Gegnern der Immunisierung. Gegen 20 Uhr ging man wieder auseinander.

Die Polizei, die mit zahlreichen Kräften im Einsatz war, hatte die beiden Gruppen vorsorglich mit Absperrungen voneinander getrennt. Dennoch wurde auch ein Teilnehmer aus der Gruppe der "Spaziergänger" als Redner bei der Kundgebung von "Freising ist bunt" zugelassen. "Ich bin der Tobi und ich sag's euch gleich, ich bin von den Spaziergängern", stellte sich dieser vor. Er sprach nur kurz und bat um einen friedlicheren Umgang der verschiedenen Gruppierungen miteinander, weil er doch eine gewisse Aggressivität spüre. Der Versammlungsleiter der "Freising ist bunt"-Kundgebung, Daniel Weigelt von "Die Partei", dankte ihm danach für seinen Mut. Zuvor hatte Weigelt gesagt, er werde an diesem Abend von den "Spaziergängern" ganz sicher keine weiße Rose annehmen. Dieses Symbol des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus dürfe nicht missbraucht werden von Menschen, denen die Gesundheit anderer egal sei und die Lügen verbreiteten

Absperrbänder haben die Teilnehmer der angemeldeten Kundgebung von "Freising ist bunt" am Montagabend auf dem Marienplatz von der nicht angemeldeten Versammlung der Spaziergänger getrennt. (Foto: Marco Einfeldt)

Denjenigen, die die derzeitigen Corona-Maßnahmen als Diktatur empfinden würden, empfahl er einen Blick nach China. Wenn dort in einer 50-Millionen-Stadt ein Dutzend Corona-Fälle auftauchten, dann werde gleich die ganze Stadt dicht gemacht. "Und da ist dann auch nichts mehr mit Demonstration und Meinungsfreiheit".

Er wiederum könne öffentlich die Politik und die Regierung kritisieren, ohne zu befürchten, am nächsten Tag für immer verschwunden zu sein. Er trage Maske und lasse sich impfen, nicht weil er Merkel und Scholz so toll finde, sondern weil er den Sinn einsehe. Die Impfung schütze nicht vor einer Infektion, aber vor einem schweren Verlauf. "Ich will solidarisch sein, ich will nicht auf der Intensivstation landen und damit anderen, die zum Beispiel an Krebs erkrankt sind, den Platz wegnehmen." Darum sei er drei Mal geimpft und trage Maske.

Andreas Hauner, Mitglied im Vorstand bei der Grünen Jugend Freising, fügte hinzu: "Wir stecken in dieser Pandemie nicht alleine fest, wir alle kämpfen täglich mit den Einschränkungen. Wir halten uns an Hygieneregeln, versuchen unsere Kontakte zu reduzieren und am wichtigsten: Wir lassen uns impfen." Das Impfen sei gelebte Solidarität und der Schlüssel aus der Pandemie heraus. Damit schütze man sich selbst, aber auch seine Mitmenschen und entlaste die Krankenhäuser. "Diese Impfung ist ein unglaublich großes Privileg, das sollten wir nicht vergessen", versicherte Hauner.

Andreas Hauner hat am Montagabend für die Grüne Jugend in Freising gesprochen und deutliche Worte für die Imfgegner gefunden. (Foto: Marco Einfeldt)

Trotzdem gebe es eine kleine, aber laute Gruppe, die Impfungen verteufeln und sich nicht an die Corona-Schutzmaßnahmen hielten. "Ich persönlich bin mittlerweile stinksauer auf diese Menschen. Der Egoismus und das ideologische Beharren einer Minderheit zwingen uns weiter zu Freiheitseinschränkungen, damit die Intensivstationen nicht überlastet werden", sagte Andreas Hauner weiter. Es gebe außerdem einen großen Unterschied zwischen berechtigter Kritik einzelner Corona-Maßnahmen und dem Leugnen einer weltweiten Pandemie mit Millionen Toten. Das eine sei demokratisch, das andere ignorant und verblendet.

© SZ vom 19.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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