Kundgebung in Freisinger Innenstadt:"Erziehung hat ihren Preis"

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Erzieherinnen aus dem ganzen Landkreis fordern bei einer Kundgebung am Freisinger Marienplatz eine bessere Bezahlung ihrer Arbeit. (Foto: Joerg Koch)

Über 600 Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Sozialpädagoginnen - darunter auch Männer - demonstrieren in Freising lautstark für eine bessere Bezahlung. Selbst Verdi-Geschäftsführer Heiner Birner ist beeindruckt.

Von Gudrun Regelein, Freising

"Wenn nicht jetzt, wann dann?" Das aussagekräftige Lied der Kölner Band "Höhner" stimmten die Demonstranten erst ganz am Schluss ihrer Kundgebung an. Mit einem gellendem Trillerpfeifenkonzert, mit rot-weißen Verdi-Fahnen und mit ihren selbst gemalten Transparenten hatten über 600 Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Sozialpädagoginnen aus der Stadt, dem Landkreis Freising und aus München - darunter vereinzelt auch Männer - zuvor auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht.

"Erziehung hat ihren Preis: gesunde Stellen und fairen Lohn" oder "Sozial- und Erziehungsberuf. Richtig gut. Aufwerten jetzt" forderten sie auf ihren bunten Bannern. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu dem Aktionstag in Freising mit Demo-Zug und Kundgebung aufgerufen und Heiner Birner, Verdi-Geschäftsführer München und Region, zeigte sich "sehr beeindruckt" von der großen Resonanz.

Fünf Verhandlungsrunden und kein akzeptables Angebot

Die Arbeit der Erzieherinnen und Sozialpädagogen müsse dringend aufgewertet werden, sagte Carolin Hofer, Personalratsvorsitzende und Verdi-Vertrauenssprecherin im Landratsamt Freising. "Die gute Qualität eurer Arbeit muss mit einer entsprechenden Bezahlung ins Lot gebracht werden", rief sie den Demonstranten zu.

Bilder von der Demo
:Erzieherinnen reden Tacheles

Mehr Kinder unterschiedlicher Nationalität, mehr Entwicklungsbögen: Die Arbeitsbelastung der Erzieherinnen wächst. Sie fordern mehr Geld und Anerkennung für ihren Beruf - und wollen noch lange streiken.

Von Eva Zimmerhof

Auch nach fünf Verhandlungsrunden hätten die Arbeitgeber kein akzeptables Angebot vorgelegt und hätten das so schnell auch nicht vor. "Deshalb dürfen wir streiken." Viele Erzieher und Sozialpädagogen aus Freising, aus Neufahrn, Moosburg, Kranzberg, Kirchdorf, Marzling, Zolling und Langenbach waren zu der Kundgebung gekommen.

In der Mittagspause zur Demo

In zwei Bussen reisten extra knapp 200 Kollegen aus München zur Unterstützung an. Aber auch viele Erzieherinnen von freien Trägern und Mitarbeiter aus dem Landratsamt und der Stadtverwaltung seien extra in ihrer Mittagspause gekommen, um sich solidarisch zu zeigen, sagte Monika Zauner, Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung.

Die Arbeit mit Menschen müsse besser bezahlt werden, forderte Verdi-Geschäftsführer Birner. "Schon lange sind Erzieherinnen keine Basteltanten mehr, sondern erfüllen einen frühkindlichen Bildungsauftrag." Deren Einkommen müsse sich mit dem von Grundschullehrern messen lassen. Es seien überwiegend Frauen, die in diesem Beruf arbeiten und tendenziell schlecht bezahlt werden. "Es ist auch eine Auseinandersetzung um equal pay, um eine gleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern", rief Birner unter dem gellenden Pfeifkonzert seiner Zuhörerinnen am Marienplatz.

Kommunen können es nicht stemmen, sagt Eva Bönig

Tatsächlich müssten Erzieherinnen einer höheren Gruppierung zugeordnet werden, meint auch Freisings Zweite Bürgermeisterin Eva Bönig, die gekommen war, um sich solidarisch mit ihren ehemaligen Kolleginnen im Kindergarten zu zeigen. Allerdings könne der finanzielle Mehraufwand nicht alleine von den Kommunen getragen werden - "da ist eine Unterstützung durch Bund und Land erforderlich."

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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