Kreishandwerkerschaft:72 Lehrlinge sind jetzt frei

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In Moosburg begeht man mit viel Wirtschafts- und Politprominenz die diesjährige Freisprechungsfeier

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Nur Positives war zu hören, als die Kreishandwerkerschaft ihre diesjährige Freisprechungsfeier in der Schäfflerhalle abgehalten hat. Es war die Rede von Aufstiegs- und Karrierechancen nach der absolvierten Gesellenprüfung, mit Gedanken an händeringend Lehrlinge suchende Meister, an fehlende Fachkräfte und solche, die nicht übernommen werden oder bald aus dem erlernten Beruf flüchten, wollte man sich die Feierstimmung nicht verderben.

Es war eigentlich wie immer, nur aus der Jazzband und dem Festessen frühe-rer Jahre ist der Liedermacher Roland Hefter geworden, der zum Schluss der Veranstaltung noch zeigte, was er drauf hat. Kostet auch weniger, wie Kreishandwerksmeister Martin Reiter in gewohnt launiger Art vor einer Heerschar von Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft meinte. 72 Lehrlinge von 81 zur Ausbildung angetretenen haben das Ziel erreicht, eine Zahl, die sich nahtlos in die Statistik der Vorjahre einfügt.

Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, erkannte an, dass sicher mehr als einmal geschimpft und geflucht worden sei in der Lehrzeit. Vor rund 700 Jahren mochte man freilich noch schlechter dran gewesen sein. Da gehörte der Lehrling der Familie des Meisters an, und erst am Ende der Lehre war er freigespro-chen vom strikten Gehorsam. Er wurde in den Gesellenstand erhoben und durfte sein Festessen selbst bezahlen. Es folgte der Wanderzwang für jeden Gesellen, der ledig, kinderlos und schuldenfrei war, und diese mindestens dreijährige "Walz" war Voraussetzung für einen Aufstieg zum Meister. Erspart blieb diese Walz nur dem, der eine Meisterwitwe oder deren Tochter heiraten konnte. Die nachträgliche Lehrzeit ist auch heute erforderlich, will man vorankommen. Gesellenzeit bedeute ständiges Weiterlernen, wie Bürgermeisterin Anita Meinelt befand. Dafür könne man heute mit dem Meisterbrief in der Tasche ein vollwertiges Studium aufnehmen. Wie Martin Reiter ausführte, gibt es im Landkreis rund 2871 Betriebe mit 9900 Mitarbeitern. Sie erwirtschaften etwa eine Milliarde Euro Jahresumsatz. Das Handwerk zähle somit zu den größten Steuerzahlern und bilde auch die meisten Lehrlinge aus, mehr als die Industrie. In diesem Jahr seien bis jetzt 225 neue Lehr-verträge geschlossen worden, gegenüber 188 im Vorjahr, im gesamten bayerischen Handwerk waren es im Vorjahr 26 500. Reiter führte dies auf die intensive Arbeit in den Schulen zurück und war voll des Lobs an Lehrer, Lehrherren und Eltern.

In sieben der Innungen im Landkreis gab es Prüfungsbeste. Aus Moosburg kommt dabei Korbinian Anzinger, den Bäckermeister Thomas Grundner ausgebildet hat. Bei den Maurern hatte Thomas Hiebl, Ausbildungsbetrieb Erich Käsmaier, Maria Thalham, die besten Noten. Fliesenleger: Markus Söhl; Gerhard Reithmayr, Armstorf-St. Wolfgang; Friseur: Stefanie Brüll, Salon Schnittstelle, Rudelzhausen; Anlagenmechaniker: Robert Sturz, Albert Stimmer GmbH, Taufkirchen; Schreiner: Simon Berger, Eduard Held, Sünzhausen; Zimmerer: Thomas Schredl, Holzbau Brunner, Kranzberg. Neben den Zeugnissen mit kleinen Erinnerungspräsenten gab es auch finanzielle Anerkennungen, für die drei besten Maurer in Form eines Förderpreises der Schlagmann-Edmüller-Stiftung.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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