Kranzberg:Lastwagenweise Müll abgeladen

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Um etwa 1500 Tonnen von der Baustelle abfahren zu können, sind nun zusätzliche 195 000 Euro erforderlich. (Foto: Johannes Simon)

Die Entsorgung von belastetem Material aus der Baustelle vom Kühnhauser Weiher wird noch mal um 195 000 Euro teurer

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Die zusätzlichen Ausgaben sind hoch, aber die Gemeinde Kranzberg kommt daran nicht vorbei. Für die Entsorgung von belastetem Material auf der Baustelle des Kühnhauser Weihers fallen weitere 195 000 Euro an - und der Betrag könnte noch steigen. Die Kranzberger Gemeinderäte sahen in ihrer Sitzung am Dienstag keine andere Möglichkeit, als die Mehrkosten zu akzeptieren. "Die Frage stellt sich doch gar nicht", sagte Martin Oberprieler (KGL), der belastete Müll müsse raus. "Wir müssen die Kröte schlucken", meinte auch Sonja Kieslinger (FWG).

In Kühnhausen legt die Gemeinde gerade ein kleines Naherholungsgebiet an, der verlandete Weiher wird neu gestaltet. Außerdem entstehen Retentionsflächen für den Hochwasserschutz. Eigentlich habe man sich "sehr gut vorbereitet", schilderte Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) in der Sitzung. Zwei Mal seien an mehreren Stellen Bodenproben genommen worden, bei der zweiten, intensiven Schürfung sei außer Bauschutt wenig Auffälliges entdeckt worden.

"Das ist eine etwas unglückliche Geschichte", sagte Bauamtsleiter Manfred Thurner. Denn bei den Bauarbeiten hat sich jetzt gezeigt, dass in Kühnhausen in der Vergangenheit offenkundig lastwagenweise Müll abgekippt worden war. "Wir räumen die Umweltsünden der letzten 50 Jahre auf", sagte Hammerl und zeigte einige Bilder: Im Erdreich befanden sich Plastik, große Betonbrocken, zerbeulte Eisenfässer und Reifen. Ein Teil des Materials sei so flüssig gewesen, dass man einen Ring darum anlegen musste, um es lagern zu können. Auch polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) - Öl- und Asphaltrückstände - wurden laut Hammerl nachgewiesen.

Die ersten Ladungen konnten noch entsorgt werden, dann aber habe die Gemeinde keine Grube, keine Deponie mehr gefunden, die das unsortierte Material annehmen wollte, schilderte der Bürgermeister. Die Firma Schelle habe einen "Riesenaufwand" betrieben und bei vielen Betrieben angefragt. Vier große Haufwerke lagern derzeit in Kühnhausen, die noch abgefahren werden müssen. Die Ausbaggerungsarbeiten ruhen seit drei Wochen, bis wieder Lagerfläche vorhanden ist. Ausgehoben ist bisher erst ein Drittel des Bodens. Thurner verbreitete aber etwas Optimismus: Es gebe keinen Hinweis, dass die tieferen Schichten ebenso stark belastet seien. "Aber wir können alle nicht in den Boden reinschauen", fügte Matthias Schelle hinzu.

Um die vier aktuell auf dem Gelände lagernden Haufwerke, etwa 1500 Tonnen, abfahren zu können, sind nun zusätzliche 195 000 Euro erforderlich, der Aushub ist mittlerweile aufwendig sortiert worden. Die gute Nachricht: Der Zuschuss des Amts für ländliche Entwicklung für das Gesamtprojekt in Höhe von 69 Prozent gilt auch für diesen Posten. Sollten sich die Ausgaben aber noch einmal erheblich erhöhen, müsste die Gemeinde einen Teil davon allein tragen, weil die Förderzusage maximal für einen Projekt-Betrag von 1,3 Millionen Euro gilt. Bisher lagen die Kosten für die Neugestaltung mit 1,04 Millionen Euro deutlich darunter, sie nähern sich dieser Grenze nun aber an.

Florian Vierthaler (KGL) fragte, ob man den Weiher wirklich so tief ausbaggern müsse wie bisher vorgesehen. Monika Mühl (FWG) sprach sich dagegen aus, die Planung noch einmal zu ändern. Und Petra Horneber (CSU) betonte: "Die Schadstoffe müssen raus", schließlich solle ein Erholungsgebiet geschaffen werden. Man müsse auch aufpassen, gab Thurner zu bedenken, dass man keinen Zuschuss verliere, sollte weniger Retentionsraum entstehen.

© SZ vom 14.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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