Kranzberg:Gemeinde soll für Flüchtlinge bauen

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Weil die geplante Unterkunft nicht voran kommt, wollen einige Gemeinderäte einen neuen Weg einschlagen

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Eigentlich sollte die Asylbewerberunterkunft in Kranzberg längst fertig sein. Doch es hat sich gezeigt, dass die ursprüngliche Zeitvorgabe zu optimistisch war. Noch immer führt die Gemeinde Gespräche mit der Regierung von Oberbayern über ein Areal am Kranzberger See. Alternativ stünde nun auch ein anderes Grundstück in der Nähe des Gewerbeparks zur Verfügung, das in Besitz der Kirche ist. Sie wäre bereit, es einige Jahre lang zu verpachten. Mehreren Gemeinderäten geht das alles nicht schnell genug. Sie stellen den Antrag, dass die Gemeinde das Projekt am See selbst anpacken und das Geld dafür im Haushalt 2016 bereitstellen solle.

Denn der Druck wächst. Die Gemeinde zählt zu den wenigen, die noch keine Asylbewerber aufgenommen haben. Die Kranzberger befürchten Konsequenzen, wenn wieder nichts vorangeht - eine zwangsweise Belegung der Schulturnhalle etwa. Der Antrag, den der stellvertretende Bürgermeister Anton Westermeier, Martin Oberprieler, Wolfgang Badhorn (alle KGL), Andreas Adldinger und Hans Halbinger (beide CSU) eingereicht haben, soll am 16. Februar im Gemeinderat behandelt werden. Am Ende der Sitzung am Dienstag stellte Oberprieler das Ansinnen kurz vor.

Die fünf Ratsmitglieder schlagen vor, die Anlage in Eigenregie "möglichst lebenswert und attraktiv in Holzständerbauweise zu erstellen". Container sind ihrer Ansicht nach "keine menschenwürdige Unterkunft", außerdem beeinträchtigten sie das Ortsbild massiv. Dies hätte zur Folge, dass "automatisch auch die Akzeptanz von Flüchtlingen im Ort schlechter wird" und das Stimmungsbild in der Dorfgemeinschaft belastet werde, glauben die Antragsteller. Auch eine Unterbringung von Flüchtlingen in der Schulturnhalle würde "zu zahlreichen negativen Effekten führen, die wir uns jetzt schon ausmalen können", heißt es in dem Schreiben weiter. Gelingen könne die Integration von Asylbewerbern in Kranzberg nur, wenn "gegenseitige Akzeptanz, Toleranz und Respekt von allen Beteiligten gelebt wird und der Ort für alle lebenswert bleibt".

Bürgermeister Hermann Hammerl ist unterdessen in Kontakt mit der Regierung. Auch er bevorzugt eine Wohnanlage in Holzständerbauweise, die in einigen Jahren in neuer Funktion genutzt werden könnte. Eben wegen dieses Punktes prüfen Bezirksregierung und die zuständigen Ministerien noch die Finanzierung, wie Hammerl berichtet. Er rechnet damit, dass in Kürze eine Entscheidung fallen wird und ein Vertrag unterzeichnet werden kann. Die Baukosten für die Unterkünfte trägt in der Regel die Regierung, den Vorstoß der fünf Gemeinderäte sieht Hammerl deshalb mit Skepsis. Im neuen Gemeindeblatt will er zudem nochmals dazu aufrufen, leer stehende Häuser oder Wohnungen für Flüchtlinge anzubieten.

Auch bei den Zahlen gibt es Abstimmungsbedarf. Kranzberg will eine Unterkunft für 50 Asylbewerber schaffen, die Regierung eher für 100. Hammerl will den Helferkreis jedoch nicht überfordern, der müsse sich erst einarbeiten. Oberprieler und seine vier Kollegen fordern, dass sofort eine Kontaktperson als Ansprechpartner im Rathaus benannt werden müsse.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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