Kommunalwahl 2014 im Landkreis Freising:Blau sticht

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Die Freisinger Mitte hat bei den Kommunalwahlen im März die meisten Wählerstimmen auf sich vereint und entsendet elf ihrer Kandidaten in den Stadtrat. Zusammen mit den Grünen verfügt OB Eschenbacher im Zweifelsfall über eine knappe Mehrheit.

Von Kerstin Vogel, Freising

Zwei große Sieger hat die Kommunalwahl im März dieses Jahres in der Stadt Freising hervorgebracht. Feiern durften zum einen die Grünen, die neun Sitze im Freisinger Stadtrat erobern konnten und damit zweitstärkste Fraktion sind. Noch mehr aber durfte bei der Freisinger Mitte gejubelt werden. Erst 2011 abgespalten aus der örtlichen CSU, konnten die "Blauen" am Ende mit fast 27 Prozent die meisten Wählerstimmen auf sich vereinigen, was umgerechnet dann elf Sitze im aktuellen Stadtrat bedeutete.

Schon seit 2012 stellt die FSM in Tobias Eschenbacher auch den Freisinger Oberbürgermeister, der nun anders als sein Vorgänger Dieter Thalhammer nicht mehr mit "italienischen Verhältnissen" klarkommen muss. Denn musste sich SPD-Mann Thalhammer "seine" Mehrheiten im Freisinger Stadtrat zuletzt noch regelmäßig zusammensuchen, weil nicht einmal die Stimmen von zwei Fraktionen für eine Mehrheit ausgereicht hätten, könnte Eschenbacher nun mit den Stimmen von FSM und Grünen - zumindest theoretisch - über eine wenn auch knappe blau-grüne Mehrheit verfügen.

Zu den großen Verlierern des Wahlabends 2014 zählt ganz sicher die Freisinger SPD, die nur noch auf knapp neun Prozent der Wählerstimmen kam und künftig mit vier statt mit sechs Stadträten auskommen muss. Bitter für die Genossen, stellten sie doch bis 2012 bekanntlich sogar den Oberbürgermeister der Stadt. Doch nicht zuletzt der Wechsel der beliebten Stadträtin Eva Bönig von der SPD zu den Grünen dürfte die Sozialdemokraten Stimmen gekostet haben. Auch für die CSU gab es am Ende keinen Grund zur Freude: knapp 15 Prozent, sechs Sitze im Stadtrat - das blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück, hatte man doch nach der Abspaltung der Freisinger Mitte für 2014 den Neuanfang ausgerufen. So aber hat man nun auch noch den Posten des Zweiten Bürgermeisters an die Grünen verloren, das hatte man sich sicher anders vorgestellt.

Eine große Enttäuschung war der Ausgang der Wahl auch für die Freien Wähler. Zuletzt die stärkste Fraktion im Freisinger Stadtrat, verfügen sie seither nur noch über fünf Sitze - ein nach dem engagiert geführten Wahlkampf besonders bitteres Ergebnis. Man habe sich viel Mühe gegeben, um die Freien Wähler "zu verjüngen und zu entstauben", erinnert sich der Vorsitzende des Vereins, Robert Weller. Der Aufwind der Freisinger Mitte sei jedoch klar auch zu Lasten der älteren Wählervereinigung gegangen.

Einen Stadtrat verloren hat zudem die bisher dreiköpfige ÖDP-Fraktion. Die Linke ist weiterhin mit zwei Kommunalpolitikern im Freisinger Stadtrat vertreten. Die FDP konnte ihren Sitz mit Mühe behaupten, eigentlich muss man wohl sagen: Ihre Stadträtin Anna-Maria Sahlmüller konnte sich behaupten.

So umstritten manch eine Position im Wahlkampf war, so schnell hat sich der Freisinger Stadtrat nach dem Votum der Bürger dann als Arbeitsgremium zusammengefunden, wie fraktionsübergreifend gelobt wird. Selten ging eine konstituierende Sitzung in Freising so friedlich über die Bühne. Die Freisinger Mitte schlug die Kandidatin der Grünen, Eva Bönig, für das Amt der Zweiten Bürgermeisterin vor. Die Grünen revanchierten sich, indem sie ihrerseits FSM-Mann Hans Hölzl, für den Posten des Dritten Bürgermeisters nominierten - und schon im Vorfeld der Sitzung war offenbar höchst einvernehmlich der neue Zuschnitt der Referate ausgehandelt worden.

Dass die CSU als Wahlverlierer dabei ein Referat mehr erhielt, als ihr eigentlich zustand, mag dabei ebenso als Zeichen für einen neuen Stil in der Zusammenarbeit gewertet werden wie der Umstand, dass das neu geschaffene Referat für Migration an Guido Hoyer von den Freisinger Linken ging. Inzwischen hat der neue Stadtrat allerdings auch schon seinen ersten Haushalt verabschiedet - und eines hat sich nicht geändert: Teile der Grünen haben wegen der Summen, die darin für die Westtangente festgehalten sind, gegen den Etat gestimmt. Es werden allerdings immer weniger.

© SZ vom 31.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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