Kommunalpolitik im Landkreis Freising:Leise zerkrümelt die CSU

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Die einst so stolzen Christsozialen spielen im Landkreis nur mehr eine untergeordnete Rolle, wenn es um die Vergabe von Bürgermeisterposten geht. Bloß in den ländlichen Gemeinderäten bleibt ihnen ein gewisses Gewicht

Von Kerstin Vogel

Dass ein Wahlkampf in Vergessenheit gerät, sobald der Wähler entschieden hat, ist wenig überraschend. So schnell wie in diesem Jahr aber eine Kommunalwahl irgendwie in den Hintergrund getreten ist, so etwas schafft wohl wirklich nur eine weltweite Pandemie mit all ihren Folgen - und der unbestreitbaren Notwendigkeit, gerade auch in den Kommunen schnell zu einer rein sachlich orientierten, pragmatischen Politik zurückzukehren. Blendet man all das noch einmal kurz aus, dann hat die Wahl im März dieses Jahres vor allem bestätigt, dass die in Bayern sonst so allmächtige CSU im Landkreis Freising zwar im Norden in den Gemeinderäten immer noch ein gewisses Gewicht hat, ihre Kandidaten vor allem in der Stadt Freising und den anderen größeren Kommunen aber nicht mehr von Haus aus gesetzt sind.

In Neufahrn sitzt stattdessen in Franz Heilmeier ein Grüner so fest im Sattel wie sein zumindest rot angehauchter Kollege Sebastian Thaler im Nachbarort Eching, dem wiederum die CSU dort so gram ist, wie man es auf politischer Ebene nur sein kann. Beide setzten sich schon im ersten Wahlgang klar gegen ihre Kontrahenten durch. Die Politik in der großen Kreisstadt Freising wird bestimmt von der Wählergemeinschaft Freisinger Mitte (FSM), die in Tobias Eschenbacher nicht nur den Oberbürgermeister stellt, sondern auch die Mehrheit im Stadtrat, dicht gefolgt von einer starken Grünen-Fraktion. Erstaunlich an dem Wahlergebnis in der altehrwürdigen Domstadt ist höchstens, wie deutlich Eschenbacher bereits im ersten Wahlgang mit 65,5 Prozent gegen immerhin sechs Gegenkandidaten gewonnen hat. "Best of the rest" war am Ende Susanne Günther von den Grünen mit 16,4 Prozent.

Die Freisinger CSU aber ist offenbar dauerhaft auf ein eher marginales Häufchen zusammengeschrumpft, tatsächlich reicht es in der großen Kreisstadt nicht einmal mehr für das Amt eines stellvertretenden Bürgermeisters. Mit nur noch vier von zuvor sechs Stadträten und gerade einmal 4,6 Prozent für OB-Kandidat Jürgen Mieskes kann man kaum Ansprüche stellen

Die Freien Wähler wiederum, die sich als zweite Wählergruppierung in der Stadt Freising hinter der FSM eingereiht haben, sind hier schon froh, wenn sie ihre fünf Sitze im Stadtrat halten können - dafür aber haben sie der CSU nach nur einer Amtszeit das Landratsamt wieder abgenommen. Und auch wenn ihr Kandidat Helmut Petz gegen CSU-Bewerber Manuel Mück zumindest in die Stichwahl musste: Am Ende setzte er sich mit 59,7 Prozent der Wählerstimmen dann doch recht deutlich durch. Gleichzeitig musste die Kreistagsfraktion der Christsozialen Federn lassen: Sie blieb zwar stärkste Kraft, kam aber nur noch auf 25,1 Prozent der Stimmen und büßte insgesamt vier Sitze ein.

Auch in Moosburg, wo zuletzt in Anita Meinelt eine christsoziale Bürgermeisterin 18 Jahre lang unangefochten "regierte", wird der Nachfolger nun von den Freien Wählern gestellt. Zwar musste Josef Dollinger in die Stichwahl und gewann nur knapp mit 51,2 Prozent. Sein Kontrahent aber war nicht etwa CSU-Kandidat Georg Hadersdorfer, sondern der Grüne Michael Stanglmaier.

In Marzling gewann der für CSU und FW gemeinsam kandidierende bisherige Vize-Bürgermeister Martin Ernst - auch für ihn aber war es nicht der vielleicht erwartete "Durchmarsch": Ernst musste gegen Thomas Sellmeir in die Stichwahl, gegen einen absoluten Politneuling, der noch dazu von der auch in Marzling nicht wirklich starken SPD nominiert worden war.

Was die übrigen Rathäuser im einst klar "schwarzen Norden" des Landkreises Freising angeht, so gelang es lediglich in Kirchdorf Uwe Gerlsbeck auf einer ebenfalls gemeinsamen Liste von CSU und FW das Amt des Bürgermeisters zu erobern. Alle anderen Chefsessel in den Gemeinden sind nun von Kandidaten der Freien Wähler oder anderer Wählergruppierungen besetzt, mit Ausnahme von Hohenkammer, wo Mario Berti in der Nachwahl für die CSU Bürgermeister wurde - und mit Ausnahme von Hallbergmoos, wo es mit Bürgermeister Harald Reents ein junger, aufstrebender Parteifreund an die Rathausspitze gebracht hatte. Doch der 41-Jährige ist im Dezember tragischerweise bei einem häuslichen Unfall gestorben.

© SZ vom 28.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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