Kommentar contra:Wer böllert, hat den Schuss nicht gehört

(Foto: N/A)

Ein Feuerwerk, wie man es jahrzehntelang kannte, ist nicht (mehr) zeitgemäß

Von Thilo Schröder

Wer an Silvester um sich böllert, produziert Feinstaub in Flughafenmengen, erzeugt eine Geräuschkulisse, die selbst im friedlich vereinigten Deutschland Aufgewachsene an Krieg erinnert, und verschreckt ganz nebenbei ungezählte Tiere. Klingt belehrend und brachial. Ist es auch. Der Kern der Aussage aber ist nicht von der Hand zu weisen: Ein Feuerwerk, wie man es jahrzehntelang kannte, ist nicht (mehr) zeitgemäß.

Dass immer mehr Städte und Gemeinden die Böllerei aus ihren Innenstädten und Ortszentren verbannen, ist da nur folgerichtig; siehe Freising, Moosburg, Neufahrn, München, Ingolstadt ... Eine Civey-Umfrage im Auftrag des BR ergab jüngst: Eine knappe Mehrheit in Bayern befürwortet ein generelles Feuerwerksverbot an Silvester. Gut so. Interessanterweise sind es gerade die Älteren unter den Befragten, die der Knallerei ablehnend gegenüber stehen. Bleibt nur zu hoffen, dass viele jüngere Böllergegner zum Umfragezeitpunkt mit dem Basteln von Klimademo-Plakaten beschäftigt waren.

Verbote tun weh, keine Frage. Aber manchmal sind sie schlicht der einzige Ausweg, wenn Mensch sich an gewachsenen Traditionen festkrallt - in diesem Fall an den geliebten Silvesterraketen - und sich damit, nun ja, selbst in den Rücken schießt. Und es gibt ja auch super Alternativen, wie die Lichtershow plus DJ in Neufahrn beweist. Wer da den Schuss nicht gehört hat, der möge bitte zum Böllern in den sprichwörtlichen Keller gehen.

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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