Klinikum Freising:Streichhölzer im Bauch

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Gut, dass der Patient aus Kunststoff ist: Besucher des Gesundheitstags im Klinikum können probeweise mit Operationsbesteck hantieren.

Peter Becker

Linkisch tappt das OP-Besteck in der Bauchhöhle herum. Nur gut, dass der "Patient" aus Kunststoff und nicht empfindlich ist. Statt eines Blutgefäßes, eines Stück Gedärms oder Gewebes gilt es, mit einer Zange nur ein Streichholz in eine Schachtel oder ein Gefäß zu befördern. Die einzige Möglichkeit sich zu orientieren, besteht darin, auf einen Monitor zu schauen und zu sehen, wo man gerade herumstochert. Wer den Gesundheitstag im Freisinger Krankenhaus besucht hat, bekam die Gelegenheit, unter der Anleitung des Chirurgen Florian Zeller eine Operation zu simulieren. Dabei ist der Eingriff nicht größer als ein Schlüsselloch, was wiederum dem Verfahren seinen Namen gibt.

Der Chirurg Florian Zeller hält die Kamera für Quirin, der mit einem Operationsbesteck versucht, ein Streichholz in die Schachtel zu befördern. (Foto: Marco Einfeldt)

Wie die Operation in Wirklichkeit aussehen könnte, zeigt Florian Zeller auf einem Notebook. Dort läuft ein Film, der demonstriert, wie heutzutage auf schonende Weise ein Tumor aus einem Darm entfernt wird. Der Eingriff hinterlässt an der Bauchdecke des Patienten gerade soviel Spuren wie erforderlich. Das Besondere daran ist: "Der Darm wird dabei gar nicht geöffnet", erklärt Florian Zeller. Weil der Eingriff so schonend wie möglich verläuft, erholt sich der Patient wesentlich schneller.

Direkt gegenüber zeigt die Fachkrankenschwester Jutta Neuhäuser, wie ein Defibrillator funktioniert. Wer noch nie so ein Gerät gesehen hat, für den ist es interessant zu erfahren, wie es im Ernstfall funktioniert. Genau ist beschrieben, wie die Membranen unter dem Schlüsselbein anzulegen sind. Kurz bevor die Stromstöße einsetzen, die ein Herz wieder zum regelmäßigen Schlagen aktivieren sollen, fordert eine Stimme auf, den Bedürftigen nicht mehr zu berühren. Die Erste-Hilfe-Station, die Jutta Neuhäuser betreut, ist gut frequentiert. "Die Leute sind interessiert", stellt sie zufrieden fest.

Ähnliches hat Pressesprecherin Karin Steininger bei der "Elternschule" festgestellt. Viele schwangere Frauen hätten sich dort beraten lassen, schildert Karin Steininger ihre Beobachtung. Interessant ist auch der Test zur Funktionstüchtigkeit der Lunge, die in ein Zimmer weiter möglich ist. Der Probant muss in ein Gerät pusten, das anzeigt, wie vital sein Atemorgan noch ist. Darüberhinaus gab es Gelegenheit, zu erfahren, wie eine Magenspiegelung funktioniert oder wie eine Eisenplatte an einem Knochen befestigt wird.

Der Gesundheitstag fand trotz des Jubiläums zum 150-jährigen Bestehen des Kreiskrankenhauses eher in kleinerem Umfang statt. Er war auf die Physikalische Therapie im Untergeschoss beschränkt. "Anders es war es aber nicht möglich", erklärt Klinik-Geschäftsführer Harald Schrödel. "Wegen der Baustelle" auf dem Krankenhaus sei es nicht möglich gewesen, einen Tag der Offenen Tür in größerem Stil abzuhalten. So etwa wie im Jahr 2002, als über 30.000 Besucher das Klinikum besichtigten.

Damals war das ganze Gebäude zugänglich. Ähnliches werde es erst wieder geben, wenn die Bauarbeiten am Klinikum abgeschlossen seien, stellt Harald Schrödel in Aussicht. Die Vorträge seien sehr gut besucht gewesen, sagt der Geschäftsführer des Klinikums. Auch Karin Steininger hatte sich erhofft, dass mehr Besucher ins Freisinger Krankenhaus gekommen wären. "Ich hätte mehr Leute erwartet", sagt sie. Immerhin, denen die da waren, habe es ihrem Eindruck zufolge recht gut gefallen.

© SZ vom 04.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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