Klinikum Freising:Die "Steri" arbeitet optimal

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Hygienemängel an Münchner Kliniken - wie ist die Situation in Freising? Verantwortliche versichern: Die Richtlinien für Operationsbesteck werden zu 100 Prozent eingehalten.

Johann Kirchberger

Im Freisinger Klinikum gibt es derart viele Sicherheitsvorschriften und Kontrollmechanismen im Umgang mit benutzten Operationsbestecken, dass Fehler bei der Reinigung und Sterilisation, wie sie in den Kliniken Bogenhausen und Neuperlach aufgedeckt worden sind, praktisch nicht vorkommen können. Das sagt Hans-Jürgen Waschkau. Eine hundertprozentige Sicherheit werde es wohl nirgends geben, räumt er ein. Es gebe aber Richtlinien und Regeln, die in Freising zu 100 Prozent eingehalten würden. Waschkau ist Geschäftsführer der Firma Medtralog Service GmbH, einer Tochtergesellschaft des Klinikums, die in Freising seit 2002 für die Sterilisation der Instrumente zuständig ist.

Gereinigt, gewaschen, zusammengepackt und steril gemacht werden die Operationsbestecke in der Sterilgutversorgungsabteilung des Freisinger Klinikums. (Foto: Marco Einfeldt)

Wer in die zentrale Sterilgutversorgungsabteilung, kurz ZSVA, gehen will, muss erst einmal Schutzkleidung anlegen, eine Haube aufsetzen, einen Mantel überstreifen und so etwas ähnliches wie eine Plastiktüte über die Schuhe ziehen. Der erste Raum, den Waschkau zeigt, liegt hinter einer Glasscheibe und darf gar nicht betreten werden, er ist "unrein", wie der Geschäftsführer sagt. Hier, direkt hinter den sechs Freisinger Operationssälen, landen die benutzten und von den Operationsschwestern anschließend in Behälter gelegten Instrumente. Alles, was hier ankommt, wird zunächst einmal manuell grob gereinigt. Dann kommen die Instrumente in Körbe und werden in eine der vier Waschmaschinen gesteckt, die in etwa wie Geschirrspülmaschinen funktionieren, erzählt Waschkau. Nur ist hier alles computergesteuert.

Die Reinigung läuft nach einem bestimmten Programm ab. Automatisch geregelt wird die Temperatur des Wassers - etwa 85 Grad - sowie die Art und Menge der Reinigungs- und Desinfektionsmittel. "Scheren und Pinzetten werden natürlich geöffnet in die Körbe gelegt", sagt Waschkau: "Bei uns klebt nichts zusammen, da wird streng darauf geachtet." Den gesamten Reinigungsvorgang überwacht ein Computer. Werden die festgelegten Parameter nicht erreicht, druckt er eine Fehlermeldung aus. Waschkau: "Jeder einzelne Instrumentenkorb muss von einem Mitarbeiter zur Weiterverarbeitung freigegeben werden." Der Fachmann nennt so etwas Validierung, der Beweis, dass ein Prozess oder ein System den Anforderungen im praktischen Einsatz erfüllt.

Nun werden die Instrumente, die allesamt mit einem eingravierten Barcode versehen sind, nach einem bestimmten System gepackt. "Der Barcode informiert darüber, wem eine Schere oder ein Operationsbesteck gehört und in welches Sieb und in welches Paket es kommt", erklärt Waschkau. Die Mitarbeiter stellen schließlich je nach Art einer Operation Pakete zusammen, von denen jedes etwa 50 bis 100 Instrumente, Schrauben oder Implantate enthält. Dabei hilft erneut der Computer, erklärt Waschkau. "Fehlt etwas für eine bestimmte Operation, wird das angezeigt." Ob die Instrumente noch alle funktionieren, wird bei dieser Gelegenheit auch gleich geprüft.

Die Pakete erhalten dann noch Aufkleber, aus denen hervorgeht, wer sie wann gepackt hat - und dann kommt alles in den Sterilisator. 134 Grad heißer Wasserdampf sterilisiert die Instrumente und tötet alle Keime ab. Ob die "Steri", wie Waschkau das Gerät nennt, optimal arbeitet, wird anhand von Farbumschlagstafeln und von einem Computer geprüft. Die entsprechenden Ausdrucke muss ein Mitarbeiter unterzeichnen. Erst dann dürfen die Instrumenten-Pakete wieder zurück in die Freisinger Operationssäle.

Jeden Morgen, berichtet Waschkau, werde zunächst einmal die Funktionsfähigkeit der Anlage geprüft. Die verschiedenen Geräte seien zudem zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000. "Diese Zertifizierung wird jedes Jahr wiederholt." Die sieben Mitarbeiter in der ZSVA sind alle speziell geschult. Der Leiter der Abteilung hat die "Fachkunde 1, 2, 3", die höchstmögliche Ausbildungsstufe, seine Vertreter haben "Fachkunde 2", alle anderen Mitarbeiter "Fachkunde 1". Hilfskräfte, sagt Waschkau, "werden bei uns nicht beschäftigt".

Das Fachpersonal packt und sterilisiert im Jahr rund 22000 Einheiten, die technischen Anlagen, versichert der Geschäftsführer, sind allesamt auf dem neuesten Stand und werden jedes Jahr gewartet und validiert. "So etwas geht natürlich ins Geld", sagt Waschkau, "aber wir ziehen das durch". Etwa 500000 Euro gibt das Freisinger Klinikum für seine Sterilgutversorgungsabteilung im Jahr aus. Dafür können die Patienten aber auch relativ sicher sein, nur mit einwandfreiem, sterilem Operationsbesteck behandelt zu werden.

© SZ vom 14.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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