Klimaschutz in Moosburg:Denkmalschutz und Energiewende vereinen

Lesezeit: 2 min

Der Moosburger Stadtrat will eine Studie "Pilotprojekt PV-Anlagen" in Auftrag geben. Diese soll klären, wo im Stadtgebiet Photovoltaikanlagen möglich sind oder wo sie störend wirken

Von Alexander Kappen, Moosburg

Bis zum Jahr 2035 will Moosburg gemäß eines Stadtratsbeschlusses von 2007 die Energiewende geschafft haben. Nach aktuellem Stand ein sehr sportliches Ziel. Die Zeit drängt, es gilt, wo immer möglich, auch den Bau von Photovoltaikanlagen (PV) voranzutreiben. Doch darüber, was sinnvoll, wünschenswert und machbar ist, scheiden sich die Geister.

So vertagte der Stadtrat in seiner Sitzung am Montagabend die Entscheidung über eine geplante Freiflächenanlage in der Nähe des Bahnübergangs Reiteraustraße, stimmte nach zähem Ringen aber dafür, ein "Pilotprojekt PV-Anlagen" auf den Weg zu bringen. Letzteres soll in einer Studie klären, wie Denkmalschutz und Energiewende vor allem in der Innenstadt in Einklang zu bringen sind.

Die geplante Freiflächenanlage möchte die Firma One Solar im Auftrag des Grundstückseigentümers auf einer etwa 6820 Quadratmeter großen Fläche in der Nähe der Bahnstrecke München - Landshut errichten. Dafür ist zum einen die Aufstellung eines Bebauungsplans notwendig und zum anderen eine Änderung des Flächennutzungsplans. Bürgermeister Josef Dollinger (FW) und die Stadtverwaltung sprachen sich gegen den Antrag aus. Ebenso Sebastian Kreitmeier, der Ortssprecher von Thonstetten. Anders sahen das nicht nur Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier und Alfred Wagner (beide Grüne), sondern auch Ludwig Kieninger von den Freien Wählern.

Der Bürgermeister argumentierte, die Anlage sei am Ortseingang geplant und beeinflusse das Orts- und Landschaftsbild negativ. "Der Bereich könnte als Entwicklungsfläche auch für die spätere Stadtentwicklung wichtig sein", so Dollinger. "Außerdem ist für PV-Anlagen eine Dachflächennutzung besser, als wertvolle Landwirtschaftsflächen dafür zu verwenden."

Zu Freiflächenanlagen könne man stehen wie man will, auch er habe in der Vergangenheit schon negative Stellungnahmen gegen solche Vorhaben abgegeben, sagte Stanglmaier. "Aber hier würde ich zustimmen. Der Klimawandel beschleunigt sich, um die Energiewende zu schaffen, müssen wir was machen." Er habe schon diverse Anträge auf Nutzung von Parkplätzen und Dächern gestellt - meist ohne Erfolg, so Stanglmaier. "Die Stadt hat in der Vergangenheit fast alle Gelegenheiten verhindert, jetzt bleiben nur noch Freiflächenanlagen."

Er habe zunächst gemeint, "außerhalb der Westumfahrung sollte man so was nicht machen, aber eingegrünt ist es schon vertretbar", sagte Wagner. "Über die Optik kann man sicher streiten", meinte auch Kieninger, "aber wenn wir den Energiewendebeschluss halbwegs ernst nehmen, bleibt uns gar nichts anderes übrig." Optisch sei das eine Geschmackssache, sagte auch Jörg Kästl (ÖDP). Er griff den Beitrag von Kreitmeier auf, der zuvor angeregt hatte, die Anlage näher an die Westumfahrung heranzurücken und den Antrag zwecks einer Umplanung zu vertagen. Kästl stellte offiziell den Vertagungsantrag, der mit 20:1 Stimmen angenommen wurde.

Probleme mit dem Ortsbild gibt es nicht nur, wenn PV-Anlagen auf der freien Fläche errichtet werden sollen, sondern auch auf Gebäuden - zumal in der historischen Moosburger Altstadt. An der Thalbacher Straße, in unmittelbarer Nähe zu Kastulusmünster und Johanneskirche, möchte die Familie Wimmer eine PV-Anlage auf ihrem Dach errichten. Nachdem die Stadt das 2018 auf dem Verwaltungsweg genehmigt und das Landratsamt als Untere Denkmalschutzbehörde die Entscheidung kassiert hatte, schaltete die Familie 2019 den Petitionsausschuss des Landtags ein. Dort sei die Petition immer noch anhängig und nicht entschieden, so Grünen-Stadtrat und Landtagsabgeordneter Johannes Becher. Im vergangenen Juli hat der Stadtrat dem Vorhaben mit großer Mehrheit zugestimmt (21:1). Das Landesamt für Denkmalpflege regte an, die Stadt solle eine Studie beantragen, wie mit solchen Anträgen grundsätzlich umzugehen sei.

"Es ist nicht Aufgabe der Stadt Moosburg, so eine Studie zu erstellen", sagte der Bürgermeister: "Wenn, dann soll sich der Denkmalschutz den Hut aufsetzen und wir beteiligen uns daran." Er befürchte, "dass wir da viel Geld ausgeben und hinterher kommt die Frau Dr. Sahler vom Denkmalschutz und sagt: Nein, nein, so geht das nicht". Eine Erfolgsgarantie gebe es nicht, räumte auch Becher ein: "Aber grundsätzlich ist die Städtebauförderung für so eine Studie zugänglich, und so teuer dürfte sie ja auch nicht sein." Der Stadtrat stimmte am Ende mit 14:7 für die Pilotstudie.

© SZ vom 30.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: