Kirche St. Theresia in Hallbergmoos:Mariengrotte soll einem Aufzug weichen

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Ein Aufzug soll künftig Menschen mit Behinderung den Zugang zur Kirche St. Theresia ermöglichen. Die Pläne dafür geben dem Heimatverein jedoch Rätsel auf. (Foto: Marco Einfeldt)

Geänderte Planung des Ordinariats für einen behindertengerechten Zugang zu dem Gotteshaus verärgert den Vorstand des Heimatvereins. Der Gemeinderat weiß davon offenkundig noch nichts

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Karl Heinz Zenker, parteifreier Gemeinderat und Vorsitzender des örtlichen Heimatvereins, versteht es einfach nicht. Er steht vor der Kirche St. Theresia, dort wo ganz hinten an der Nordseite eine Treppe zum Seiteneingang empor führt, und deutet auf das Geländer: "Da könnte man einen Aufzug einfach dran bauen, dann müsste man gerade mal das Geländer aufsägen."

Stattdessen aber, so hat er vor kurzem erfahren, soll der Aufzug direkt in die Mariengrotte gebaut werden, die sich links neben dem Haupteingang, ebenfalls auf der Nordseite der Kirche, befindet. Schon aus Denkmalschutzgründen ein Unding, findet Zenker.

Eingeweiht worden ist die rustikale Backsteinkirche St. Theresia im Jahr 1834. An Barrierefreiheit dachte damals niemand, und so ist die katholische Kirche mit Stufen zu Haupt- und Nebeneingang bis heute nicht behindertengerecht. Das stört auch den Vorsitzenden des Heimatvereins. Zenker weiß, was das bedeutet, seine eigene Frau sitzt im Rollstuhl. Doch warum jetzt eine solch brachiale Lösung angestrebt wird, ist ihm nicht plausibel.

Ziemlich genau vor einem Jahr nämlich hatte Bürgermeister Harald Reents (CSU) im Gemeinderat angekündigt, dass man jetzt nach langen Diskussionen die Zustimmung des Denkmalschutzes im Landratsamt für eine Rampe zum Nebeneingang der Kirche erhalten habe. Auch Geld war dafür schon im Gemeindehaushalt eingestellt, 90 000 Euro. Dass die Gemeinde den barrierefreien Zugang bezahlen würde, stand für niemanden außer Frage.

Jetzt, ein Jahr später, sickert langsam durch, dass es eine Planänderung gibt, offiziell im Gemeinderat diskutiert worden ist das aber offenbar nicht. Weil Bürgermeister Reents noch im Urlaub weilt, gibt es aus dem Rathaus auf Nachfrage nur die Antwort, dass die Aufzugspläne zuträfen. Weiter heißt es vom geschäftsführenden Beamten Herbert Kestler: "Diese Entscheidung wurde durch das Ordinariat getroffen, wir waren dabei nicht involviert. Über den Zeitraum können wir nichts sagen, da die Arbeiten durch das Ordinariat geplant und ausgeführt werden."

Die passive Position der Gemeinde verwundert insofern, als sie das Bauprojekt ja bezahlt. Wie es zur Umplanung kam, war bis dato nicht herauszufinden, da sowohl der Hallbergmooser Pfarrer als auch die zuständigen Mitarbeiter im Erzbischöflichen Ordinariat noch im Urlaub sind.

Karlheinz Zenker und Bernhard Meyr, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, wollen die Sache nicht so einfach auf sich beruhen lassen. "Ich bin zwar evangelisch, von daher geht es mich nichts an, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass manche Gläubige traurig über den Verlust der Mariengrotte sein werden", sagt Zenker. Und dass es für die Gemeinde mit einer Öffnung der Nordwand, dem Abbau der Grotte und einem Aufzug wesentlich teurer werden dürfte, müsse zumindest diskutiert werden. Und schließlich, so Bernhard Meyr, sei die Aufzugslösung so weit vorne am Haupteingang auch ästhetisch wenig ansprechend, jedenfalls weniger als ein Aufzug im hinteren Bereich am Seiteneingang. "Da wäre dann auch der Weg zu den Behindertenparkplätzen am kürzesten", fügt Zenker hinzu.

Er kann sich gut vorstellen, dass es einen Aufschrei bei Gläubigen und Steuerzahlern geben werde, wenn die heimliche Planänderung publik werde, so Zenker, "irgendwann wird dann ja auch der Gemeinderat offiziell davon erfahren". Was ihn besonders wundert, ist das Schild, das derzeit am Kircheneingang prangt und die Reinigung der Mariengrotte ankündigt. Darunter steht: "Der Ausbau der Mariengrotte findet vermutlich erst ab 3. September statt."

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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