Kirchbergers Woche:Testen für die Touristen

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Sitzen und schwitzen in der Stadt Freising

Von Johann Kirchberger

Der Neubau für das Freisinger Hallen-Freibad kommt gut voran. Doch bei aller Freude darüber: So eine Freizeiteinrichtung ist ein Zuschussgeschäft, wie OB Eschenbacher stets betont. Geld verdienen lasse sich lediglich im Saunabereich. Nicht zuletzt deshalb bekommt das Bad in Lerchenfeld zwei Saunen, ein Dampfbad, eine Stollensauna, Erlebnisduschen, Kalt- und Warmwasserbecken, Ruheräume, eine Saunagastronomie und einen Saunagarten.

Auch die Gemeinde Eching würde mit ihrem Erholungsgebiet Hollerner See gerne etwas Geld verdienen und will eine See-Sauna bauen. Das aber lehnen die Nachbarn aus Unterschleißheim kategorisch ab. Ein Thermalbad haben sie 2010 per Bürgerentscheid verhindert. Sie wollen keine großflächige Bebauung zu kommerziellen Zwecken, sie wünschen ein naturnahes Erholungsgebiet. Na gut. Was aber ist so schlimm an einer Sauna? Was ist so schlimm, wenn die Echinger ein paar Euro verdienen und mit dem Hollerner See nicht nur Unkosten haben? Man weiß es nicht, womöglich geht es irgendwie ums Prinzip. Der See liegt zwar auf Echinger Flur, weil er aber an das Unterschleißheimer Gemeindegebiet angrenzt, wurde einst ein Zweckverband gegründet. Seither wird gestritten, dass die Fetzen fliegen. Es kann eben der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Was dem Autofahrer nicht gefällt, sind Schlaglöcher. Zugegeben, es ist äußerst unangenehm, mit hoher Geschwindigkeit in ein Schlagloch zu fahren. Was tun? Langsamer fahren und dem Schlagloch ausweichen? Geht nicht, widerspricht dem hehren Grundsatz: "Freie Fahrt für freie Bürger." Zur Lösung des Problems haben die Gewerkschaft IG Bau und der Automobilclub Europa die Autofahrer aufgefordert, Löcher in den Straßen zu melden. Aber nicht irgendjemandem von irgendeinem Bauhof, sondern dem von ihnen ins Netz gestellten Schlagloch-Melder "www.ace-online.de/schlaglochmelder". Das ist praktisch und erspart es den Straßenbaubehörden, mit eigenen Schlaglochsuchgeräten auszuschwärmen. Begeisterte Schlaglochmelder sollten indes darauf achten, nicht während der Fahrt per Handy das Online-Meldeformular auszufüllen. Das mag die Polizei nicht und außerdem ist es leicht möglich, dass man vor lauter tippen glatt ein Schlagloch übersieht. Spätestens dann sollte man stehen bleiben, das Schlagloch fotografieren und die kaputte Karre auch. Hilft bei der Schadensregulierung.

Auch die Stadtverwaltung bittet um Hilfe. Die beschäftigt sich damit, jeweils vier Holzlatten zwischen zwei herumstehende Steinquader in der Heiliggeistgasse zu schrauben, um so bequeme Sitzgelegenheiten zu schaffen. Passanten können sich dann niederlassen und Autos beobachten, die zu schnell fahren oder gar parken. Eine Feinabstimmung erfolgt erst, wenn die Holzlatten von den Freisingern getestet sind. Nicht dass sich da später ein Tourist einen Schiefer einzieht.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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