Kirchbergers Woche:Gerüstet für alle Situationen

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Warum es schön ist, dass die Volkshochschule immer wieder für Variationen auf dem Speisenplan sorgt

Glosse von Johann Kirchberger

Maske tragen ist zwar lästig, aber wichtig und notwendig, wird uns täglich eingetrichtert, denn Corona ist immer und überall. Also setzen wir die Maske eben auf, auch wenn man als Brillenträger ständig mit beschlagenen Gläsern zu kämpfen hat und blind durch die Gegend läuft. Aber es muss nicht immer die selbstgeschneiderte Stoffmaske oder gar eine FFP2-Maske sein, man kann sich eine Maske auch töpfern. Wie das geht, lernt man bei der Freisinger Volkshochschule. Masken verhüllen, verwandeln, geben Mut und Stärke, heißt ein Kursangebot im neuen Programmheft. Das klingt interessant, man muss nur aufpassen, dass einem die getöpferte Maske nicht aus dem Gesicht fällt.

Was uns im Volkshochschul-Angebot schon immer fasziniert hat, sind die vielen kulinarischen Kurse. Da meinen wir jetzt weniger die weihnachtlichen Cupcakes, die zu Nikolaus- und Rentiercupcakes veredelt werden können und mit drei verschiedenen Frostings zubereitet werden, weil uns Weihnachtsplatzerl der herkömmlichen Art durchaus genügen, um über die Feiertage etwas zuzulegen. Wir meinen das Soulfood, das nicht nur satt macht, sondern auch den Bauch wärmt und die Seele fröhlich macht, wie ein Kursangebot verspricht. Etwa eine Grießnockerlsuppe und Krautfleckerl mit Speck. Die Burgermanufaktur ist eher weniger unsere Sache, weil wir uns mit einem Burger immer das Hemd bekleckern. Aber vielleicht lernt man ja bei der Volkshochschule auch, wie man einen Burger gefahrlos isst oder die Flecken wieder aus dem Hemd kriegt. Wie man delikate Saucen und Pasta richtig zubereitet, kann man auch lernen. Aber auch da gilt, Spaghetti Bolognese zu genießen, ohne wenigstens einen Spritzer auf die Kleidung abzubekommen, ist praktisch unmöglich. Dafür schmecken Nudeln bestimmt besser als ein Life-Changing-Bread, was immer das ist. Glauben wir zumindest.

Recht interessante Angebote enthält die Rubrik "Trinkbares und Edles". Bayerische Weine zu testen, ein Rotweinseminar zu besuchen oder zu lernen, welcher Käse zu welchem Bier am besten passt, das hört sich gut an. In einem Bierzelt ist das ja in der Regel der Emmentaler, im Biergarten der Obatzte. Aber vielleicht gibt es ja Alternativen, mal schauen. Nach Schokolade zum Bier verlangt unser Körper eher nicht, auch Leuchtfeuerdrinks stehen nicht unbedingt auf unserer Wunschliste. Interessant ist, das die VHS unter alle Trinkangebote schreibt "Don't drink and drive". Ja wie soll man denn dann heimkommen, wenn man nicht mehr gehen kann, wird sich so mancher fragen. Das war nur ein kleiner Scherz, passt aber vielleicht zum Kurs "Der lachende Montag", in dem es um Humor gehen soll.

Breiten Raum im Volkshochschul-Programm nehmen ja auch immer die Kurse ein, wie man gesund wird oder bleibt. Ein MindBodyCircle etwa soll zu geistiger Klarheit verhelfen. Stellt sich die ein, könnten wir Arabisch oder Chinesisch lernen, vielleicht auch Ungarisch, um Viktor Orbán endlich einmal die Meinung sagen zu können. Vor einem Treffen mit dem Staatsmann sollten wir uns aber vorsichtshalber in einer Kampfkunst zur Selbstverteidigung ausbilden lassen. Krav Maga soll so ein System sein, mit dem man angeblich die realistische Chance hat, eine Bedrohung unbeschadet zu überstehen.

Wie man aus einem Gefängnis ausbricht, in das man in totalitären Staaten ganz schnell gesteckt werden kann, haben wir im Volkshochschul-Programmheft dagegen nicht gefunden. Aber sonst gibt es viele bemerkenswerte Kurse, mit denen man etwas lernen oder sich die Zeit vertreiben kann. Schafkopfen zum Beispiel.

© SZ vom 24.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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