Kirchbergers Woche:Frag doch mal den KGB

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Vielleicht weiß ja der russische Geheimdienst, wo sich im Landkreis Freising die Zivilbunker verbergen.

Kolumne von Johann Kirchberger, Freising

Also wenn wir es tatsächlich schaffen sollten, unsere ausgemusterten Raubkatzen-Panzer soweit zu entrosten, dass man sie per Güterzug Richtung Ukraine schicken kann, vielleicht sogar mit der passenden Munition dazu, dann wird das dem Putin wahrscheinlich gar nicht gefallen. Dann wird er womöglich böse und schickt uns im Austausch ein paar seiner Raketen. Aber nicht auf einem Güterwagen, sondern per Luftfracht. Und weil jeder Militärexperte weiß, dass eine Sonderoperation immer zuerst mit der Zerstörung der Flughäfen beginnt, könnte das ganz dumm ausgehen für uns Freisinger. Russische Raketen stehen nämlich in dem Ruf, ihr Ziel nicht immer so ganz genau zu treffen, manchmal krachen sie versehentlich in Krankenhäuser, Kindergärten und Wohngebäude. Für den Fall müssen wir uns schnell irgendwo verkriechen, aber wo?

Wo sind diese Luftschutzbunker, von denen es früher einmal zwölf und jetzt nur noch sechs im Landkreis geben soll? Die Bima, also die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben - ja, so etwas gibt es tatsächlich - will uns nämlich nichts verraten. Aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung und unter Berücksichtigung der Interessen der jeweiligen Eigentümer der Schutzräume dürfen keine Angaben zu den Standorten gegeben werden. Wie bitte? Schutzräume sind doch dazu da, uns im Ernstfall aufzunehmen. Noch dazu sollen fünf der sechs Bunker im Besitz des Freistaats sein. Hat der kein Interesse daran, dass wir uns schützen können?

Als Grund für die Geheimhaltung gibt die Bima an, dass die Schutzräume, ebenso wie unsere Leoparden, Geparden und Marder, nicht mehr voll funktionsfähig sind. Angesichts der Bedrohungslage habe der Bund aber jüngst entschieden, das "Rückabwicklungskonzept für öffentliche Schutzräume zu überprüfen". Und im besten Ärmelschoner-Sprech wird beruhigt, dass "die weitere Entwidmung zunächst ruhend gestellt" wurde. Muss man nicht verstehen, soll aber wohl heißen, dass wir vielleicht doch irgendwann erfahren, wo der nächste Luftschutzbunker steht. Putin wird es bestimmt schon wissen, der hat ja den KGB.

Wir aber haben den Geheimdienst der Freisinger SZ, der schon mal die Tiefgarage unter dem Landratsamt als möglichen Zufluchtsort ausgemacht hat. Und wir erinnern uns, dass auch das Parkhaus am Wörth mit Zuschüssen des Freistaats als Bunkeranlage ausgebaut wurde. Außerdem gibt es da noch diese Bierkeller unter dem Lindenkeller, in dem sich die Freisinger schon im Zweiten Weltkrieg versteckten. Irgendwo in Freising soll sogar ein unterirdisches Krankenhaus existieren. Aber das ist jetzt so geheim, dass auch wir nicht verraten dürfen wo, sonst kommen Leute vom LKA und legen uns Handschellen an.

Nicht geheim ist die Empfehlung der Bundesinnenministerin, uns schon mal einen Notvorrat für zehn Tage zuzulegen und uns im Keller zu verstecken, wenn der Russ über Unter- oder Oberammergau kommt, wie die Wellbrüder seit Jahrzehnten singen. Und wer es nicht mehr in den Keller schafft, für den gilt der alte Geheimtipp, sich im Falle eines Atomangriffs flach auf den Boden zu legen und sich eine Aktenmappe auf den Kopf zu legen. Falls man zufällig eine zur Hand hat.

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