Kirchbergers Woche:Beneidenswertes Moosburg

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Die Dreirosenstadt hat manches, was die Kreiststadt Freising nicht hat

Von Johann Kirchberger

Auch wenn Corona unseren Rosentag hat ausfallen lassen, weil eben heuer solche Großveranstaltungen alle ausfallen müssen, ist und bleibt Freising Rosenstadt. Moosburg aber, die kleine Stadt am Unterlauf der Isar, ist Dreirosenstadt, und das ist eindeutig mehr. Moosburg hat auch eine Kfz-Zulassungsstelle, die nicht ständig wegen Corona oder irgendwelchen Umbauten geschlossen ist, Moosburg hat auch gleich zwei Volksfeste, die abgesagt werden konnten, Moosburg huldigt dem organisiertem Fasching und hat für gewöhnlich ein Prinzenpaar, und in Moosburg läuft vor Weihnachten ein Christkindl durch die Straßen. Mit einer Krone auf dem Haupt.

Als ob das alles nicht schon reichen würde, um der großen Kreisstadt den Rang abzulaufen, haben die Moosburger nun zu einem finalen Schlag angesetzt. Moosburg wird Wichtelstadt. Täglich soll im Advent in einem anderen "bewegten Schaufenster" ein anderer Wichtel enthüllt werden, weil Wichtel preislich so günstig sind, wie die örtliche Marketing-Genossenschaft ermittelt hat. Wir sind bewegt, um nicht zu sagen gerührt. Sparsam sind sie also auch, die Moosburger.

Aber nicht so sparsam wie die Freisinger. Die verzichten nicht nur auf Wichtel, auf ein Christkindl, auf Prinzessinnen, Prinzen, sie finden es auch unnötig, schon im August Eis zu machen. In den Eisdielen schon, nicht aber in ihrer schmucken Eisarena. Das sei zu teuer, finden Verwaltung und Stadträte. Weil Freisings Eishockey-Schwarzbären aber nicht unvorbereitet in die neue Saison starten wollen, müssen sie viel reisen und sich zu nachtschlafender Zeit in Dorfen, Erding, Landshut oder eben in Moosburg auf "Fremdeis" abarbeiten. Das war schon immer so, das ist richtig. Bisher aber hieß es stets, dass mit der Eiszubereitung erst nach dem Volksfest begonnen werden könne, weil das Stromaggregat in der Luitpoldanlage zu schwach sei und man sich ein neues nicht leisten könne. Oder nicht wolle, was eher zu vermuten ist.

Nun fällt das Volksfest heuer aus, Eis gibt es aber trotzdem erst im Oktober. In Freising nämlich, das hat die Verwaltung recherchiert, ist es im August, anders als in Erding oder Moosburg, einfach zu warm für ein Eis, das nicht nach Himbeeren oder Schoko schmeckt. Vermutlich hängt das mit dem Freisinger Sommer-wunder zusammen, von dem jetzt dauernd die Rede ist. Abgesehen davon ist es wesentlich günstiger - also billiger für die Stadt - die Eishockeyspieler von den Schülern bis zu den Erwachsenen bis Saisonbeginn im Oktober mit Privatautos durch die Lande zu schicken und dem Verein die anfallenden Mietkosten in fremden Stadien zahlen zu lassen.

Manchmal muss aber auch die Stadt zahlen, wenn zu viel Sparsamkeit an den Tag gelegt wurde. Bei der Entwässerung der Innenstadt wurden zwar angeblich keine Fehler gemacht und die Abwasserrohre ausreichend groß konzipiert, trotzdem lief den Anliegern der Heiliggeistgasse bei Starkregen regelmäßig Wasser in die Häuser. Merkwürdig. Jetzt wird nachgerüstet und es werden zwei neue Regenrückhaltebecken und ein Notüberlauf gebaut. Kosten: grob geschätzt fünf bis sieben Millionen Euro, mindestens. Dann sei man aber für ein zehnjährliches Hochwasser geschützt, heißt es. Wenn das nicht reicht, helfen nur wasserdichte Türen. Die zahlt aber vermutlich nicht die Stadt.

© SZ vom 25.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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