Stechmücken:Kommt die Plage, oder kommt sie nicht?

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Mit einer Mückenplage wie nach dem Hochwasser vor zwei Jahren rechnet derzeit die Apothekensprecherin des Landkreises Freising Ingrid Kaiser. Das sieht aber nicht jeder so.

Von Serafine Dinkel, Freising

Bei Feuchtigkeit und Wärme gedeihen Stechmücken prächtig. Ihr ideales Siedlungs- und Verbreitungsgebiet ist daher rund um den Äquator. Doch mit dem feuchtwarmen Klima der vergangenen Wochen dürfte auch im Landkreis die Mückenpopulation gestiegen sein. Während die äquatorialen Arten im Verdacht stehen, Krankheiten wie Malaria zu übertragen, sind die hiesigen Feld-, Wald- und Wiesenmücken allerdings nur unangenehm: Im Schwarm werden sie durchaus lästig.

In diesem Sommer komme sicher noch eine Plage, erwartet Ingrid Kaiser, Apothekensprecherin des Landkreises. Die Hitze nach dem Regen habe nicht lang genug gedauert, um die Mückenvermehrung auszubremsen. Diese könnte ähnliche Ausmaße annehmen wie nach dem Hochwasser vor zwei Jahren. Ganz so weit will sich Lorenz Weigl vom Gesundheitsamt Freising nicht aus dem Fenster lehnen, geht aber grundsätzlich auch von einer hohen Stechmückenzahl aus.

Am besten trägt man auf die Haut ein Repellent auf

Wer sich der möglichen Invasion nicht ungeschützt entgegenstellen will, arbeitet am besten mit Wasser und Mückenschutzmitteln. "Mücken gehen auf Schweißgeruch", so Weigl, "und auf die Kohlendioxidausscheidung über den Atem. Am besten trägt man auf unbedeckte Stellen ein Repellent auf, also einen Stoff, der die Riechorgane der Stechmücken blockiert." Außerdem könne man ein Insektizid auf die Kleidung sprühen: Dort wo diese eng anliege, könne die Mücke sonst durchstechen.

15 bis 20 Minuten vor dem Rausgehen sollte man die Mittel anwenden, so lang dauere es, bis das Spray Wirkung entfalte, empfiehlt Kaiser, gute Produkte hielten bis zu zwölf Stunden. Aufzupassen sei, das Spray nicht in die Augen, auf Schleimhäute oder auf einen frischen Sonnenbrand zu bringen. Weigl empfiehlt, die Finger von deodorantartigen Sprühflaschen zu lassen, denn über die Aerosole atme man die Wirkstoffe ein. Und wenn man doch erwischt wird, "ja nicht kratzen", mahnt Kaiser. Der Stich könnte sich infizieren.

"Nach dem Sport besser gleich unter die Dusche"

Weigl empfiehlt, sich schwitzend nicht allzu lange draußen aufzuhalten: "Nach dem Sport besser gleich unter die Dusche und nicht direkt in den Biergarten setzen." Süßes Blut sei zwar ein Mythos, sagt Kaiser, aber es gebe durchaus Menschen, die für Mückenstiche anfälliger seien, das hänge mit Schweißzusammensetzung und Körpertemperatur zusammen. "Wärmere" Menschen werden öfter gestochen; in jedem Fall sei empfehlenswert, vor dem Schlafengehen zu duschen.

Hausmittel zur Mückenabwehr bewerten beide skeptisch: "Ich halte viel von Pflanzen", sagt Kaiser, "aber da nehme ich die Chemie". "Früher hat man empfohlen, Vitamin B1 zu sich zu nehmen", so die Pharmazeutin, "aber das entbehrt meiner Meinung nach jeder Grundlage."

Tropische Killermücken sind im Landkreis noch nicht auf dem Vormarsch

Bezüglich tropischer Killermücken gibt der Chef des Gesundheitsamts Entwarnung. Am häufigsten gebe es hierzulande die einheimischen Mückenarten. "Vereinzelt kommen schon auch andere Arten vor", so Weigl. Aber die trügen nicht zwangsläufig einen Erreger, den müssten sie erst einmal von einem infizierten Wirt einsammeln. Tropenkrankheiten sind in Europa dann doch noch die Ausnahme.

Eine erhöhte Nachfrage an Repellents hat Kaiser bisher auch nicht festgestellt. Wenn sich die Mücken weiter vermehrten, könne das aber leicht passieren - vor zwei Jahren seien die Vorräte zwischenzeitlich leer gewesen, erinnert sie sich. Manfred Drobny, Geschäftsführer des Bund Naturschutz Freising, hält Mückenpanik allgemein für unangebracht. "Mücken sind Teil der Natur, und sie haben ihren Einfluss auf das Ökosystem." Er hat von einer hohen Mückenzahl nichts bemerkt. Beruflich halte er sich viel in Feuchtgebieten auf, Stechmücken habe es eher "auffallend weniger" gegeben als sonst. Gegen eine große Plage könne man ohnehin nicht viel tun; Mücken in diesen Breiten seien zudem nur lästig und keine Gefahr.

Die Freisinger Biergartenbetreiber wären bei einer Plage mit betroffen, sind aber optimistisch. Bisher sei die Situation ganz normal. "Nach dem Hochwasser in Deggendorf war es viel schlimmer", sagt Rochus Möchel vom Biergarten "Plantage". "Eher weniger als früher" gebe es, heißt es vom Hofbrauhauskeller. Und auch bei der gewässernahen Schlossallee in Haag nimmt man es gelassen: "Bis jetzt kann man es keine Plage nennen. Ob's noch kommt, keine Ahnung."

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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