Kein Widerstand mehr:Schneller warten

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Derzeit liegen die Sanierungspläne einmal mehr bei der Abteilung Denkmalschutz im Freisinger Landratsamt. Allerdings hat man im Neufahrner Rathaus Hoffnung, dass jetzt keine allzu großen Einwände mehr kommen, und mit den Bauarbeiten endlich begonnen werden kann. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Bauantrag für die Sanierung des alten Neufahrner Mesnerhauses liegt einmal mehr bei den Denkmalschützern. Bei der Gemeinde ist man aber optimistisch, dass das Projekt nun endlich umgesetzt werden kann

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Mehr als drei Jahre nach dem Brand im alten Mesnerhaus und nach langen zähen Verhandlungen über die Sanierungsmaßnahmen erlaubt man sich im Neufahrner Rathaus vorsichtigen Optimismus: "Wir rechnen mit keinen sachlichen Widerständen mehr", sagt Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). Derzeit liege der Bauantrag nach den jüngsten Überarbeitungen zwar "mal wieder beim Denkmalschutz". Aber "es ist alles vorbesprochen", und somit sollte es auch keine größeren Probleme mehr geben. Sobald die Genehmigung da ist, können dann auch die Ausschreibungen gemacht und Aufträge vergeben werden.

Zumindest das vom Feuer fast völlig zerstörte Dach ist schon vor längerer Zeit auf Vordermann gebracht worden. Damit besteht laut Heilmeier auch - anders als in früheren Jahren - nicht mehr die große Gefahr, dass der Winter dem Gebäude weiter zusetzt und die Schäden eher noch vergrößert. Was die weiteren Maßnahmen betrifft, gab es langwierige Gespräche mit dem Landratsamt und dem Landesamt für Denkmalpflege. Dabei wurden immer wieder neue Anforderungen gestellt, wie von Neufahrner Seite beklagt wurde. Einmal ging es zum Beispiel um die Untersuchung von Putzschichten, ein andermal um die geplante Fluchttreppe, die ein größerer Diskussionspunkt war.

Der Architekt hatte einen Anbau im Osten vorgesehen - zusätzlich zu einem weiteren Anbau für den Aufzug, der den barrierefreien Zugang zum Obergeschoss ermöglichen soll. Damit wollte sich das Landesamt aber nicht anfreunden. Der "Fluchttreppenturm" ließ sich nicht durchsetzen. Nun muss der Fluchtweg im Inneren garantiert werden. Mittlerweile seien aber "keine großen Dinge mehr dazugekommen", berichtet Heilmeier.

Das denkmalgeschützte Haus an der Dietersheimer Straße, neben der Wilgefortis-Kirche in der ehemaligen Dorfmitte, ist das älteste profane Gebäude Neufahrns. Es stammt im Kern aus dem 17. Jahrhundert. Bis zur Säkularisation 1803 war es eine Friedhofskapelle. Danach wurde es zum Schulhaus umfunktioniert und Mitte des 19. Jahrhunderts zu seiner heutigen Größe erweitert. Es diente unter anderem als Wohnhaus und Arztpraxis, und von den 1970er Jahren an war das Gebäude dann Sitz des Türkischen Arbeitnehmervereins. Seit einigen Jahren steht es leer.

Seit 1998 ist die Gemeinde wieder Eigentümerin und plant dort vor allem Räume für die Heimatgeschichte und einen multifunktionalen Raum für diverse Nutzungen. Heuer und nächstes Jahr sind jeweils 800 000 Euro im Haushalt der Gemeinde dafür eingeplant.

Vor einigen Jahren war aber auch schon einmal der Abriss im Gespräch gewesen. Für den Erhalt hatte sich daraufhin nicht zuletzt der Heimat- und Geschichtsverein stark gemacht. Die Baugenehmigung wird auch dort sehnsüchtig erwartet. Nicht zuletzt, weil sich die Firmen erfahrungsgemäß bereits im Winter die Arbeiten für das ganz weitere Jahr einteilen und Aufträge später nur noch schwer zu vergeben sind. Die aktuelle Stimmungslage beschreibt Vorsitzender Ernest Lang mit einem Zitat von Karl Valentin: "Erst haben wir langsam gewartet, jetzt warten wir schon schneller....!"

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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