Kehrtwende im Gemeinderat:Gespiegelt und tiefergelegt

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Weil die Schulen und Vereine dringend mehr Raum für den Sport brauchen, holt der Neufahrner Gemeinderat die Pläne für die Erweiterung der Jahnhalle schneller als erwartet aus der Schublade - Corona zum Trotz

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Pläne für die Erweiterung der Jahnhalle werden schneller als erwartet wieder aus der Schublade geholt. Der Gemeinderat hat am Montagabend beschlossen, das Vorhaben jetzt weiter voranzutreiben, weil Schulen und Vereine dringend mehr Platz brauchen. Eigentlich gehört die Halle zu den Projekten, die wegen der coronabedingten finanziellen Einbrüche zunächst zurückgestellt wurden. Nach neuestem Stand würde darüber aber erst im nächsten Jahr wieder diskutiert, und so lange wollte die Gemeinderatsmehrheit in diesem Fall nicht warten.

"Wir sind mit der Kapazität seit zehn Jahren am Anschlag", betonte Sportreferentin Manuela Auinger (SPD), und sie warnte: Mit den neuen Baugebieten, steigenden Einwohnerzahlen und wohl auch einer dritten Grundschule würde sich die Situation weiter zuspitzen. Aktuell müssen die beiden Grundschulen bereits für jeweils zwölf Stunden Sportunterricht auf die Käthe-Winkelmann-Halle ausweichen. Die Kinder müssen dafür mit dem Bus in den Freizeitpark gefahren werden, obwohl die Jahnhalle in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wäre. Die Sportvereine bräuchten ebenfalls unbedingt mehr Hallenkapazitäten.

Das bestätigte auch Gemeinderat Frank Bandle (Grüne) in seiner Funktion als Vorsitzender des TSV Neufahrn. Nicht zuletzt in Corona-Zeiten sei Sport auch eine Aktivität, bei der man "einen gewissen Frust ausleben kann", stellte Auinger in dem Zusammenhang auch fest.

Die Überlegungen für die Jahnhallen-Erweiterung haben eine jahrzehntelange Historie. 2005 gab es sogar schon einmal einen genehmigten Plan Aber dann ist aus dem Projekt aus finanziellen Gründen nie etwas geworden. Anfang dieses Jahres wurde dann beschlossen, den Plan überarbeiten zu lassen und das Vorhaben endlich umzusetzen. Die Jahnhalle soll gewissermaßen "gespiegelt" und nach Norden vergrößert werden. Weil man dabei recht nah an die angrenzenden Wohnhäuser herankommt, soll der Erweiterungsbau "tiefergelegt" werden.

Zur Beauftragung eines Fachplanungsbüros für Statik, Haustechnik und Elektro ist es dann aber nicht mehr gekommen, weil die vier Millionen Euro teure Turnhallenerweiterung - wie auch andere Vorhaben - wegen Corona bis zu den Haushaltsberatungen 2021 auf Eis gelegt wurden. Nach jetzigem Stand können die Beratungen aber erst im neuen Jahr stattfinden, und das ganze Projekt würde sich damit erneut ein gutes Stück verzögern. Deshalb kam vom Bauamt der Vorschlag, jetzt bereits aktiv zu werden und die Planungen wieder voranzutreiben. Den entsprechenden Posten von 400 000 Euro hatte man vorsichtshalber ohnehin im Haushaltsplan gelassen.

Unumstritten war der Schritt im Gemeinderat aber trotzdem nicht. Zwar zweifelte niemand an der Dringlichkeit der Turnhallen-Erweiterung. Aber er tue sich schon schwer "einen Planungsprozess loszutreten", wenn nicht zugleich auch Mittel für den Bau freigegeben werden, sagte etwa Manfred Holzer (Freie Wähler). Sinnvoller sei es doch, das "in einem Zug" zu machen. Auch sein Fraktionskollege Norbert Manhart fürchtet, dass nach 2005 erneut Geld für eine Planung in den Sand gesetzt werden könnte, wenn die Umsetzung noch gar nicht klar sei.

Auf Vorschlag von Burghard Rübenthal (CSU) wurde der Beschluss, die Planungen fortzusetzen, schließlich um einen Punkt ergänzt: Auch die darauf folgenden Schritten sollen "möglichst zügig dem Gemeinderat vorgelegt werden". Auf dieses Prozedere verständigte man sich dann mit 22:4 Stimmen. Läuft alles wie erhofft, könnte man mit dem Bau im Frühjahr 2022 beginnen und die erweiterte Halle zum Schuljahr 2023/24 in Betrieb nehmen.

© SZ vom 29.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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