Juroren sind begeistert:"Ein Doppelhaus kann auch anders aussehen"

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Für den Laien nicht gleich als solches ersichtlich, aber Architekturpreis-gekrönt: das goldene Haus am Barthl-Mayer-Weg in Dietersheim. (Foto: Marco Einfeldt)

Büro4 Wagner + Partner erhalten für modernes und urbanes Bauen in Dietersheim einen Architekturpreis

Ein erdgeschossiger, lang gestreckter Kubus, Flachdach, eine Außenhaut aus Alu-Paneelen: Das Doppelhaus steht am Barthl-Mayer-Weg in Dietersheim, unmittelbar am Maisfeld und in Joggingnähe zu den Isarauen, und ist doch das exakte Gegenteil zur ländlichen Bebauung ringsum, mit ihren roten Satteldächern, zwei Geschossen und verputzten Wänden. Jetzt wurde der Neubau - symbolisch - vergoldet. Denn beim bundesweiten Architekturwettbewerb der Fachzeitschrift "Das Haus" und der LBS-Landesbausparkasse um "Das Goldene Haus" erhielt das Doppelhaus der Brüder Wagner einen Sonderpreis der Jury.

"Das ist so mutig", schwärmte Juror Gunnar Brand von der Fachzeitschrift über das Dietersheimer Haus, "das zeigt, was man machen kann". Er würdigte "einen tollen Beitrag", mit dem "auf dem Land modern und urban" gebaut worden sei. Wegen dieses scheinbaren Gegensatzes habe es auch in der Jury sehr kontroverse Diskussionen um die Auszeichnung gegeben, räumte er ein, aber es zeige eben auch, "dass ein Haus ganz individuell auf die Anforderungen seiner Bewohner geplant sein kann".

Nepomuk und Christian Wagner sind dabei Bauherrn, Architekten und Bewohner in einem; "Muk" Wagner ist Juniorchef des vielfach ausgezeichneten "Büro4 Wagner + Partner" vom Grundstück nebenan. Die Form hat sich dabei aus dem Bemühen ergeben, den engen Raum der Parzelle maximal zu nutzen und im Haus höchstmögliche Flexibilität zu schaffen. "Es gibt keinen umbauten Raum, der nicht voll ausgenutzt wäre", schildert Muk Wagner.

Um einen mittigen Lichthof gruppiert sich ein offener Grundriss, der durch den konstruktiven Verzicht auf tragende Zwischenwände vom kommunikativen Großraum bis zur kleinteiligen Zimmerflucht variiert werden kann. Eine schmale Raumachse an der Nordseite enthält Bad, Küche, Nasszelle. Flankiert wird der Begegnungsbereich von abgeschlossenen Rückzugsbereichen. Für alle denkbaren Lebensalter der Bewohner ist so geeigneter Raum vorhanden, inclusive der separierbaren Einliegerwohnung.

Die individuell vorgefertigte Holzrahmenkonstruktion ist in vier Tagen aufgebaut worden. Die Außenfassaden sind mit verschiebbaren, gelochten Aluminumblechen mit weißer Einbrennlackierung verkleidet. Im Doppelschienensystem sorgen sie für Wärmeschutz und schaffen wechselnde Fassadenwirkungen. Das Haus ist "low tech", das heißt, es wird natürlich belüftet und belichtet. Der Innenhof sorge für "Licht von innen raus", so Wagner, in Ergänzung zu den Außenfenstern.

Clevere Grundrisse lobte die Wettbewerbsjury, "die den Bewohnern sowohl Freiheit als auch Rückzug bieten". Das begeisterte Fazit der Juroren: "Ein Doppelhaus kann auch anders aussehen." Das Haus wurde schon beim Wettbewerb "Die besten Häuser 2017" ausgewählt und 2018 bei den "Architekturen" der Bayerischen Architektenkammer gezeigt.

© SZ vom 22.09.2018 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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