Johannispark:Lieber grüne Lunge als Bushaltestelle für Touristen

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Gertraud und Erwin Rattenhuber (v.l.) haben die zweite Petition zur "Rettung des Johannisparks" an Bürgermeisterin Eva Bönig übergeben. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Initiative zum Erhalt des Johannisparks verstärkt mit Petition Nummer zwei den Druck auf die Stadt. Man fordert Klimaschutz und Bürgerbeteiligung

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Bürgerinitiative, die sich den Erhalt des Johannisparks in Freising zum Ziel gesetzt hat, hat ihre Forderungen dazu am vergangenen Donnerstag mit der Übergabe einer weiteren Petition an den Stadtrat untermauert. Hatten sich 2018 bereits 772 Bürgerinnen und Bürger auf einer ersten Petition gegen die geplante Haltestelle für Touristenbusse an Stelle der Grünfläche an der Johannisstraße ausgesprochen, trägt die aktuelle Eingabe bereits die Unterschrift von 946 Gegnern des Projekts. Kritisiert wird mittlerweile nicht nur die Planung, sondern auch der Umgang der Stadt mit den Einwänden.

Die Idee, im Westen der Altstadt einen neuen Halt für Touristenbusse zu schaffen, stammt aus der vor mehr als einem Jahrzehnt beschlossenen Innenstadtkonzeption. Der Beschluss war damals noch einstimmig gefallen. Seitdem jedoch die Landschaftsarchitekten des Freisinger Büros "Toponauten" im Dezember 2017 ihren ersten Entwurf für die Grünfläche präsentiert haben, rührt sich Widerstand gegen das Vorhaben. Angetrieben zunächst von Anliegern wurde im August 2018 die Forderung laut, stattdessen den Johannispark nicht nur zu erhalten, sondern besser zu pflegen und in seinen früheren, parkähnlichen Zustand mit einem Brunnen zu versetzen.

Die Planung für die Bushaltestelle solle eingestellt werden. Zwar geht es mittlerweile um eine etwas verkleinerte Planungsvariante mit geringerer Versiegelung, auch die aber wird von der Bürgerinitiative kritisiert: Bei dem zuletzt angestellten Vergleich mit alternativen Standorten für den Touristenbus-Halt habe der Johannispark lediglich deshalb am besten abgeschnitten, weil Tourismus- und "Innenstadtbelange" überproportional hoch bewertet worden seien, heißt es in einer Mitteilung der Initiative zur Übergabe der Petition: "Kriterien zu Klima, Umwelt und Verkehr waren in der Bewertungsmatrix offensichtlich von untergeordneter Bedeutung". Bei gleicher Gewichtung der Kriterienschwerpunkte hätten Alternativstandorte für den Bushalt besser als der Johannispark abgeschnitten, so die Einschätzung der Initiative.

Die viel zu geringe Relevanz von Umwelt- und Klimaaspekten in der Untersuchung sei nicht verständlich. Auch Freising müsse sich auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten. Aus dieser Erkenntnis heraus habe der Stadtrat im Januar 2020 auch den "globalen Klimanotstand" anerkannt, so die Kritiker weiter: "Daher sind Umwelt- und Klimabelange die primären Entscheidungskriterien für jedes neue und geplante Bauvorhaben. Dies scheint jedoch bei den fortgesetzten Planungen zur Touristenbushaltestelle am Johannispark nur eine untergeordnete beziehungsweise keine Rolle zu spielen."

Nachdem die Stadtverwaltung nach der ersten, völlig überzogenen Planung von der vehementen Ablehnung der Bürger überrascht worden sei, sei eine umfassende Bürgerbeteiligung versprochen worden, so die Kritiker weiter. Davon sei bedauerlicherweise wenig übrig geblieben. Die angekündigte Vorstellung der überarbeiteten Planungen und der Kriterienmatrix habe nicht stattgefunden, ebenso eine versprochene zweite Informationsveranstaltung. Selbst in Zeiten einer Pandemie gebe es ausreichend Möglichkeiten, die Bürger stärker einzubinden, wenn der Wille da ist, so die Kritik.

Man wünsche sich von der Stadt Freising und deren politischen Spitze eine transparente und proaktive Bürgerbeteiligung, so die Initiative. Darüber hinaus fordere man eine ergebnisoffene und transparente Neubewertung der Standortauswahl, welche die relevanten Aspekte eines solchen Projektes auch in Hinblick auf die Klima- und Umweltbelange angemessen würdigt. Verweise auf bisher entstandene Planungskosten und getroffene Beschlüsse seien anhand der gewichtigen Zweifel an der Bewertung unangebracht.

Der Bau der Westtangente verspreche eine hohe Verkehrsentlastung an dieser Stelle, so die Argumentation abschließend. Deshalb könnte die Linksabbiegespur in Richtung Vötting verkürzt werden. Auf Höhe des Parks könnte der gewonnene Straßenraum für eine Busspur (ÖPNV) verwendet werden, ohne in den Park eingreifen zu müssen: "Das wäre ein echte Maßnahme für Klima- und Umweltschutz. Der Johannispark muss ohne Reduktion der Fläche als grüne Parkfläche wieder hergestellt und belebt werden."

Informationen zu dem Thema finden sich auch im Internet: https://fragdenstaat.de/anfrage/touristenbushalt-freising; und: www.freising.de/rathaus/online-dabei/freisinger-klimaoffensive

© SZ vom 27.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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