20 Jahre Familienmusik Servi:Von der Kirche ins Fernsehen

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Gertraud und Klaus Servi haben ihre große Leidenschaft für die Musik an die beiden Söhne Johannes und Leonhard (von links) weitergegeben. (Foto: Andreas Gebert)

Die Volksmusik spielt im Leben der Familie Servi eine gewichtige Rolle. Seit gut 20 Jahren steht sie gemeinsam auf der Bühne, tritt in Radio- und TV-Sendungen auf

Von Klaus Bachhuber, Eching

Ein Musikzimmer hat das Haus der Familie Servi auch. Andere nennen es Wohnzimmer . . . Dort stehen die Musikinstrumente, und wenn irgendwer aus der Familie spielt, kommen vielleicht noch ein oder mehrere andere dazu. Dann wird musiziert. Bei den Servis ist die Musik ein integraler Bestandteil im Leben der vierköpfigen Echinger Familie, genauer die Volksmusik. Seit rund 20 Jahren steht die Familienmusik nun auf der Bühne.

"Das hat sich halt so entwickelt", resümiert Gertraud Servi, 55, den Werdegang der Familie. Auf dem Weg dieser Entwicklung lagen eine Vielzahl von Bühnenauftritten, CD-Aufnahmen, Fernsehauftritte, ein Konzertauftritt in Birmingham als Vertreter der Stadt München in einem Europäischen Kulturprojekt und jahrelang Konzerttouren mit dem gerade verstorbenen Schauspieler Siegfried Rauch und seiner "Bergweihnacht". Dazu seit fast zehn Jahren regelmäßige Auftritte bei den Volksmusiktagen im Münchner Fraunhofertheater, die Leitung von Musikantenhoagartn des Kulturreferates der Stadt München - und immer wieder Auftritte in Eching, in der Pfarrei St. Andreas, im Bürgerhaus.

Die Musik war schon ein gewichtiges Thema, als sich Klaus und Gertraud Servi kennenlernten. Klaus Servi, 52, ist in Eching in einer Familie aufgewachsen, in der immer musiziert und gesungen wurde, der Bub lernte Hackbrett und später Gitarre. Gertraud aus Neufahrn hatte kein derartiges Umfeld, aber immer den großen Wunsch, ein Instrument zu spielen. In der jungen Liebe lernte sie von ihrem Freund die ersten Griffe auf der Gitarre.

1991 wurde Gertraud Servi erste Schülerin der Musikschule Eching an einem neuen Instrument im Lehrplan - der Harfe. So hat sich das Spektrum nach und nach erweitert. Zusammen mit Mutter Barbara und Freunden gab es erste Auftritte in der Kirche. 1992 wurde die kleine Volksmusikgruppe angefragt, ob sie nicht bei der Aufführung "Der alte Geizkragen" der Heimatbühne die Pausenmusik bestreiten wolle. "Wir haben damals vier Stückerl gekonnt", erinnert sich Gertraud Servi, "wir waren mordsaufgeregt".

Die Kinder Johannes, 27, und Leonhard, 25, wuchsen in die Musik hinein. "Sie haben immer erlebt, dass in der Familie musiziert wurde", erinnert sich die Mutter, "und zu den Auftritten wollten sie dann auch mit". Johannes lernte an der Musikschule das Hackbrett, mit fünf Jahren hatte er dort beim "Zwergerlkonzert" seinen Auftritt. Leonhard lernte Trompete. Beide besuchten das musische Camerloher-Gymnasium in Freising.

Irgendwann haben die Kinder dann auch mal mitgehen dürfen zu Auftritten der Eltern. Schließlich spielten sie auf der Bühne mit. Seither nennt man sich "Familienmusik". Die Stadt München hat der Familienmusik Servi jetzt eine Urkunde verliehen zur Erinnerung an ihren ersten Auftritt vor 20 Jahren, im Bürgerhaus wurde die Formation bei einem Jubiläumsauftritt vor vollem Haus gefeiert.

Das Wohnzimmer reicht längst schon nicht mehr für die Instrumente. Mittlerweile spielen die Servis auf der Bühne Bachtrompete, Flügelhorn, Gitarre, Hackbrett, Harfe, Kontrabass, Maultrommel, Scherrzither und als Kuriosum das "hölzerne Glachter", ein diatonisches Holzxylophon in Trapezform. Die kleinen Verserl und Anekdoten, mit denen Klaus Servi durch die Auftritte führt, füllen mittlerweile schon zwei Büchlein, die er publiziert hat.

Entstanden ist diese prägnante und humorvolle Ansage bei den Hoagartn, die Klaus Servi im Auftrag des Kulturreferates der Stadt München leitet. Gertraud Servi hat im Laufe der Jahre dann ihren kleinen Soloauftritt entwickelt, bei dem sie als "Hinterbauern Zenzi" in die fremde Welt der Großstadt, der Großkopferten und vor allem der fremden Wörter eintaucht. Einen "Bandleader" gibt es bei den Servis nicht. "Gemeinsames Erarbeiten" nennt Gertraud Servi die Proben im Wohnzimmer, das "ist eine spontane Geschichte, wer halt grad da ist".

"Es dreht sich schon viel um die Musik", beschreibt sie das Familienleben. Klaus Servi arbeitet als Informationselektroniker, Gertraud ist studierte Chemikerin und arbeitet bei der Bezirksregierung im Umweltschutz. Johannes schließt gerade sein Maschinenbaustudium ab, Leonhard studiert Chemie. Zusammen mit einer Freundin firmieren die Brüder auch als "Urner Musi" und "Wiesn Buam", Johannes Servi unterrichtet an der Musikschule Ismaning Steirische Harmonika.

Dass es die Volksmusik ist, der man sich verschrieben hat, stand nie in Frage. "Wir fühlen auch so", sagt Gertraud Servi. Beide Söhne sind Referenten für Volksmusik im Landesverein für Heimatpflege. Die nächsten Auftritte sind nun in Niederbayern und Niederösterreich, im Dezember gibt es die "Bergweihnacht"-Tour nun mit Monika Baumgartner. Regelmäßig ist die Familie Servi im Bayerischen Rundfunk auf "BR-Heimat" zu hören und Anfang 2019 wird sie wieder im Bayerischen Fernsehen bei den "Wirtshausmusikanten beim Hirzinger" zu sehen sein.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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