Italienisch-Stammtisch in Freising:Auch Signor Luigi kommt gerne

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Was symbolisiert der Hut in der italienischen Tradition? Valentina Panzeri diskutiert mit den Teilnehmern des Italienisch-Stammtisches über Volks- und Aberglauben im "Belpaese". Natürlich auf Italienisch. (Foto: Marco Einfeldt)

Einmal im Monat treffen sich Italiener und Italien-Liebhaber in der Stadtbibliothek, um miteinander über Land und Leute zu diskutieren und Sprachpraxis zu sammeln.

Von Francesca Polistina, Freising

Diesmal ist Valentina Panzeri mit einer Tasche voller Gegenstände gekommen. Sie macht sie auf, dann zieht sie einen Gegenstand nach dem anderen heraus und verteilt sie an die drei Gruppen, die sich inzwischen gebildet haben - ein Hufeisen, ein Regenschirm, eine Packung Salz gehören auch dazu. "Nun müsst ihr raten, welche Geschichten dahinterstecken, und ob sie im italienischen Volksglauben eher Glück oder Pech bringen", sagt die gebürtige Mailänderin, die seit 13 Jahren in Freising wohnt.

Das Publikum lacht, dann beginnt das Spiel - natürlich auf Italienisch, tutto in italiano. Das Publikum, das sind die Teilnehmer des Italienisch-Stammtisches, die sich einmal im Monat in der Freisinger Stadtbibliothek treffen. Sie sind Italien-Liebhaber, sie lernen die Sprache oder haben in Italien gelebt, sie verbringen ihren Urlaub jenseits der Alpen oder haben einfach Lust, einen Vormittag in einer freundlichen Atmosphäre zu verbringen. Und eine Kaffeepause zum Plaudern gibt es natürlich auch.

Seit sieben Jahren gibt es den Stammtisch

Seit nun sieben Jahren gibt es den Italienisch-Stammtisch in der Stadtbibliothek, initiiert wurde er von Valentina Panzeri und Veronica Picotti, die in Freising wohnen und als Lehrerin beziehungsweise Schulbegleiterin arbeiten. "Als wir die Initiative gründeten, dachten wir vor allem an einen Ort, an dem Italiener und Italienliebhaber sich treffen und kennenlernen können", sagt Valentina Panzeri. Daraus geworden ist ein monatlicher Termin, an dem zirka 15 Personen teilnehmen, überwiegend Deutsche. Mit einer Ausnahme: il signor Luigi aus Allershausen, der ursprünglich aus der Region Venetien kommt und seit 1962 in Bayern wohnt und gerne immer dabei ist, weil er etwas lernen möchte über sein Herkunftsland, und "schließlich ist das hier eine sehr sympathische Gruppe".

Am gleichen Tisch sitzt Peter Hofmann aus Freising: Er ist Englisch- und Französischlehrer am Asam-Gymnasium in München und lernt nebenbei Italienisch, sogar einen Sprachkurs im italienischen Perugia hat er gemacht. Auch Elisabeth Naumovic hat in Italien gelebt: über 20 Jahre, für ein Unternehmen im Schiffbau. Nun ist sie wieder in Deutschland, aber immer noch verbringt sie einen großen Teil des Jahres in Morciano di Romagna, 30 Kilometer von Rimini entfernt.

Chantal Marquart kommt hingegen aus Bordeaux: Die Französin wohnt seit 50 Jahren hier, nun unterrichtet sie Französisch und Italienisch an der Volkshochschule in Freising und Au, Sprachen waren schon immer ihre Leidenschaft, sagt sie. Gabi Burckhardt hat hingegen Italien als Urlauberin kennengelernt: "Ich war schon überall", erzählt die Rentnerin, während sie, kurz vor dem Anfang, die Stühle in Kreisform aufstellt. Einen Lieblingsort in Italien habe sie nicht, aber sie mag es, abseits der touristischen Routen zu sein - genau dort, wo die italienische Sprache notwendig ist, um sich mit den Einheimischen zu verständigen.

Die italienische Gemeinschaft ist die fünftgrößte in Freising

Mehr als 700 Italiener und Italienerinnen leben in Freising und bilden damit die fünftgrößte Gemeinschaft der Stadt, so die Zahlen aus dem Jahr 2018 des Statistischen Informationsdienstes. Trotzdem gibt es keine Vereine und ähnliche Initiativen für Italienischsprechende, sagen die Organisatorinnen. "Wir kennen uns, aber wir sind als Gemeinschaft nicht so eng", erzählt Veronica Picotti. Sie habe deutlich mehr deutsche Freunde und fühle sich mittlerweile zuhause. "Man lebt hier gut: die Stadt ist nicht anonym wie die Metropolen und hat alles, was man benötigt". "Nun fehlt nur noch ein Kino!", ergänzt Valentina Panzeri.

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Über eine Stunde diskutieren die Teilnehmer diesmal über das Thema Aberglaube in Italien. Das mag klischeehaft klingen, doch Valentina Panzeri stellt sofort klar: "Keiner glaubt mehr daran", trotzdem sei Volksglauben ein Teil der italienischen Kultur. Einige Übereinstimmungen mit Deutschland gibt es übrigens auch, und das finden die Anwesenden immer am tollsten: Ohne Zweifel soll ein Hufeisen mit der Öffnung nach oben aufgehängt werden, eine schwarze Katze, die von links nach rechts über die Straße läuft, ist hingegen kein gutes Zeichen. Es gibt manchmal mehr Gemeinsamkeiten als man denkt.

© SZ vom 19.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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