In nur vier Jahren:Die Kirche ist abgezahlt

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600 Euro fehlen noch, dann ist die evangelische Emmaus-Kirche in Hallbergmoos abgezahlt. Den Rest finanziert das Truthahnessen am Sonntag. (Foto: Lucas Barth)

Evangelische Gemeinde Hallbergmoos sammelt fleißig Spenden

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Das Truthahnessen zum Erntedank veranstalten die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Hallbergmoos schon seit ein paar Jahren, an diesem Sonntag nach dem Gottesdienst aber wird es ein ganz besonderes Truthahnessen. Denn mit jedem Teller nähert man sich der schwarzen Null, wenn 600 Euro beisammen sind, ist die Gemeinde schuldenfrei. Dann hat sie ihre Kirche abbezahlt - in der Rekordzeit von vier Jahren.

Dass ein solcher Kraftakt möglich war und 360 000 Euro an Spenden in einer so kurzen Zeit zusammen kamen, das passt zu der evangelischen Gemeinde von Hallbergmoos. Nicht nur, dass sie sich seit Jahren gegen den Trend der Kirchenschrumpfung stemmt und jedes Jahr mehr Mitglieder hat, es ist auch eine ganz besondere Aufbruchsstimmung hier zu spüren. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich mit Pfarrerin Juliane Fischer unterhält. Die 36-Jährige kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn sie von ihrer jungen, modernen Gemeinde erzählt, die mittlerweile 1300 Mitglieder hat. Viele junge Leute seien hier, das Durchschnittsalter schätzt sie auf 38 bis 40 Jahre, zu den Gottesdiensten, die Fischer sehr zeitgemäß mit Band, Chor und Predigten, deren Themen aus dem Leben kommen, gestaltet, kämen auch viele Besucher, die mit Kirche eigentlich gar nicht so viel am Hut hätten.

Fischer verhehlt freilich auch nicht, dass die Kirchengemeinde vor allem vom steten Zuzug in die weltliche Gemeinde Hallbergmoos profitiert. Jedes Jahr kommen 300 neue Mitbürger, fast alle sind jung, sie stammen aus allen Teilen Deutschlands. In den vergangen Jahren ging es mit dem Wachstum der Kirche zwar nicht mehr so rasant, "aber davor sind wir mit dem Flughafen explodiert", weiß Fischer. Sie selbst war damals noch nicht in Hallbergmoos, erst seit zweieinhalb Jahren arbeitet sie hier. Davor aber gab es Pfarrer Thomas Bachmann, der mit seiner Verve, seinem Ideenreichtum und einem echten Händchen für die Jugend den Grundstein für die aufstrebende Kirchengemeinde und auch für den Kirchenbau legte. "Ich hatte einen ziemlich genialen Vorgänger", sagt Fischer, "von ihm habe ich das Projekt Kirche übernommen."

Als die Gemeinde vor vier Jahren das Projekt Kirchenbau anpackte, wollte man vor allem eine jahrelange Wanderschaft beenden. "Die Gemeinde ist davor wie das Volk Israel durch Hallbergmoos gezogen", erzählt die Pfarrerin, "sie war bei der katholischen Kirche untergebracht und in Turnhallen." Da sei eine Riesen-Sehnsucht gewesen, weiß sie. Dass es mit dem Schulden-Abtragen dann so schnell ging, ist aber auch dem rührigen Kirchenbauverein zu verdanken, der mit den unterschiedlichsten Aktionen Spenden gesammelt hat.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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