Im Juli soll die Weihe sein:Gotteshaus in der Einflugschneise

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Die kleine Franziskuskapelle in Attaching soll ein Mahnmal der Startbahngegner werden

Petra Schnirch

Es hat sehr viel länger gedauert, als in der ersten Euphorie gedacht - nun aber steht die Franziskuskapelle in Attaching kurz vor ihrer Fertigstellung. Im Juli könne sie eingeweiht werden, sagt Alfred Alschinger, schiebt dann aber vorsichtshalber noch ein "eventuell" hinterher. Mehrmals schon musste der Kapellenverein den Termin verschieben - aus finanziellen Gründen und auch weil die Attachinger so viel wie möglich in Eigenregie erledigen.

Noch umgibt ein Bauzaun aus Metall die kleine Kapelle, die an der Ecke Dorf- und Hallbergmooser Straße steht. Das Gebäude selbst aber ist nahezu fertig. Ein Maler hat in den vergangenen Tagen den Innenraum geweißelt, den Altar fertigt derzeit - kostenlos - ein Schreiner und die 100 Kilogramm schwere Glocke ist in einer Passauer Gießerei in Arbeit. An der Außenmauer fehlt noch ein Sockel und auch die Außenanlagen müssen noch gestaltet werden. Das wird für den Kapellenverein noch einmal zu einem Kraftakt: Dafür benötige man dringend Spenden, beispielsweise für Granitsteine. "Das müssen wir uns wieder erbetteln", sagt Vorsitzender Alschinger.

Bereits seit Anfang 2008 plant der 100 Mitglieder zählende Verein für den Kapellenbau. Die Idee spukte Alschinger und seinem Stellvertreter Albert Sellmayer aber schon länger im Kopf herum: Praktisch in der Einflugschneise der geplanten dritten Startbahn am Münchner Flughafen soll das Gotteshaus an den Erhalt der Schöpfung mahnen. Insgesamt 87 Gestaltungsvorschläge gingen im Frühsommer 2008 bei einem Architektenwettbewerb ein. Wenige Monate später entschieden die Mitglieder jedoch, keinen der Sieger-Entwürfe auf dem Grundstück, das der Stadt Freising gehört, zu verwirklichen, sondern ein Modell des Kirchenmalers Bernd Flassak.

Nach der offiziellen Grundsteinlegung im Juni 2010 waren die Kapellen-Bauer optimistisch, das Bauwerk noch im Herbst einweihen zu können. Dieser Zeitplan sei etwas "zu forsch" gewesen, räumt Alschinger heute ein. Auch der nächste Termin am 4. Oktober 2011, am Gedenktag des Heiligen Franziskus, musste abgesagt werden. Grund war das fehlende Geld.

Das Engagement des Vereins in dieser Hinsicht ist dennoch beachtlich: Etwa 50 000 Euro dürfte der Vorstand bis zur Fertigstellung insgesamt aufgetrieben haben - und die Spender kommen nicht nur aus dem Landkreis. Auch ein Ehepaar aus Bad Füssing leistete einen Beitrag, als es von dem Projekt erfuhr. Dass das Projekt so weite Kreise zog, darauf ist Alschinger stolz. Dennoch hätten ihm die Probleme mit der Finanzierung "viele Nächte geraubt".

Beeindruckend ist auch das Engagement eines harten Kerns von etwa zehn Aktiven. Hätten sie nicht selbst Hand angelegt - die Kapelle wäre unerschwinglich geblieben, ein Architekt hatte zunächst 250 000 Euro für den Bau veranschlagt. Für ihn selbst sei es bereits das dritte Jahr, in dem "der Urlaub dafür drauf geht", sagt der Vorsitzende. Auch den Innenanstrich des Turms will er demnächst selbst erledigen. Etliche Handwerker unterstützen den Verein unentgeltlich. Steine und Mörtel erhielt er ebenfalls umsonst.

Für die Startbahngegner ist die Franziskuskapelle schon vor ihrer Weihe ein wichtiges Ziel: An diesem Sonntag ziehen die Gläubigen zum Auftakt des ökumenischen Staffelgebets zur Bewahrung der Schöpfung von Lerchenfeld aus zu dem kleinen Gotteshaus in Attaching. Start ist um 18 Uhr an der Kirche Sankt Lantpert. Auch ein Rosenkranz fand im Innenraum bereits statt. Die Weihe im Sommer wird dann, so hofft Alschinger, Dekan Axel Windecker vornehmen. Der hatte dem Verein 2009 verärgert den Rücken gekehrt, weil das Konzept umgestoßen und keiner der Sieger-Entwürfe ausgeführt wurde. Sie hätten aber, so versichert Alschinger, einen guten Draht zueinander.

© SZ vom 13.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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