Moosburg:Rosen für die Opfer des Nationalsozialismus

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Bürgermeisterin Anita Meinelt eröffnet zusammen mit Gymnasiasten und Konsuln verschiedener Staaten offiziell den Stalag-Gedenkplatz

Von Alexander Kappen, Moosburg

Es waren nur zwei Sätze. Aber diese zwei Sätze vermittelten - gerade dadurch, dass sie von sieben Schülern des Moosburger Gymnasiums am Samstag in Deutsch, Russisch, Englisch, Serbokroatisch, Französisch, Polnisch und Italienisch vorgetragen wurden - auf eindrucksvolle Weise, wofür dieser neugestaltete Platz steht: "Wir gedenken der Gefangenen im Stalag VII A in Moosburg. Denn nur wenn wir uns mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen, können wir unsere Zukunft und die eines vereinten und friedlichen Europas mitgestalten."

Am 29. April 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, befreiten US-amerikanische Truppen das Stalag VII A. Es war eines der größten Kriegsgefangenenlager in Deutschland. 70 Jahre später hat Moosburg nun einen Ort, an dem dieser bedeutende Teil der Stadtgeschichte eine gebührende Würdigung findet. Am Samstag eröffnete Bürgermeisterin Anita Meinelt mit den Gymnasiasten im Beisein vieler internationaler Gäste an der Böhmerwaldstraße offiziell den Stalag-Gedenkplatz. Die Teilnehmer der Gedenkfeier - darunter die Konsule aus Russland, Polen, Kroatien, Serbien, Slowenien, Frankreich, der Slowakei, Ukraine und den USA - gingen über die Sudetenlandstraße, die frühere Hauptstraße des Lagers, zur Gedenkstätte, wo sie an der neu errichteten Infotafel rote und weiße Rosen niederlegten.

Der amerikanische Generalkonsul William Moeller lobte die "vorbildliche Erinnerungsarbeit". Mit dem Gedenkplatz, der rund um den von ehemaligen Kriegsgefangenen gefertigten "Franzosenbrunnen" unter maßgeblicher Beteiligung des Stalag-Vereins entstanden ist, habe "Moosburg sicher einen festen Platz unter den deutschen Gedenkstätten gefunden". Auch der geladene Wiener Historiker Hubert Speckner, der sich mit den Lagern im Dritten Reich befasst, war "von der Forschungsarbeit, die hier in Moosburg geleistet worden ist", sehr beeindruckt. "Das ragt in ganz Deutschland und Österreich heraus".

Moeller erinnerte an die "desolaten Bedingungen" im Stalag VII A. In dem für 10 000 Mann vorgesehenen Lager waren am Kriegsende mehr als 70 000 Gefangene untergebracht. Etwa 1000 Männer ließen im Stalag VII A ihr Leben. Vor allem die russischen Gefangenen, daran erinnerte der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer, "hatten im Lager extrem zu leiden", während die anderen "relativ anständig behandelt wurden". Die Wehrmacht, in deren Zuständigkeit das Stalag fiel, "war in die Vernichtungspolitik gegen die slawischen Völker eingebunden, das müssen wir erkennen". Heute wisse man "das Geschenk des Friedens und der Freiheit" und das "Geschenk, dass aus der Feindschaft mit den Nachbarstaaten enge Freundschaften geworden sind", oft gar nicht mehr richtig zu schätzen. Auch Moeller erinnerte daran, dass die USA "als Sieger und Besatzer gekommen sind und schon bald Freunde und Verbündete waren". Die größte Herausforderung dieser Verbündeten sei es derzeit, "der russischen Aggression in der Ukraine zu begegnen". Man könne es "nicht zulassen, dass Russland uns in das frühe 20. Jahrhundert zurück katapultiert". Das von den Schülern zitierte "vereinte und friedliche Europa" ist auch 70 Jahre nach der Stalag-Befreiung noch keine Selbstverständlichkeit.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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