Im Auftrag der Bildung:Allen Widerständen getrotzt

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Der Gründerin der Armen Schulschwestern, Maria Theresia Gerhardinger, wurde in Moosburg mit einem Gottesdienst gedacht. (Foto: Privat)

Seit 150 Jahren wirken die Armen Schulschwestern in Moosburg. Sie ließen sich auch von der Nazi-Diktatur nicht unterkriegen. Heute leben noch vier in der Stadt

Von Peter Becker, Moosburg

Der Name der Grundschule Nord in Moosburg erinnert an Maria Theresia Gerhardinger von den Armen Schulwestern, die seit 150 Jahren in der Stadt unterrichten. Gewürdigt wurde das Jubiläum mit einem Festtag, an dem Redner an die Geschichte des Moosburger Klosters und das Wirken der Schwestern in der Stadt erinnerten. Gerhardinger und der damalige Geistliche Rat Vitus Schmitt, der viel Geld stiftete, hatten sich seit 1866 für den Bau eines Mädchenschulhauses eingesetzt. Bereits 24 Jahre zuvor hatte eine Moosburger Bäckersfrau 1000 niederländische Gulden für die Errichtung einer Klosterschule der Armen Schulschwestern eingesetzt, was 1866 endlich geschah. Die königliche Regierung gab ebenfalls einen bedeutenden Zuschuss.

Im Oktober 1866 besichtigte Gerhardinger selbst die neue Mädchenschule, in welcher der Unterricht am 12. März 1867 begann. Der Zuständigkeitsbereich der Armen Schulwestern wuchs. Im Oktober übernahmen sie die "Industrie-Schule", in denen die Mädchen in den beiden Unterklassen Handarbeiten lernten. Laut Pastoralreferent Markus John, der eine Kurzchronik zum Wirken der Armen Schulschwestern zusammenstellte, eröffnete ein Moosburger Kindergarten provisorisch in der Mädchenschule.

Cooperator Kaspar Thywissen stiftete die Lourdesgrotte, deren Einweihung die Schulschwestern 1889 feierten. 1908 erhielt das Schulhaus elektrisches Licht. Bald sollten schwere Zeiten für die Schulschwestern folgen. Die Nationalsozialisten hatten in Deutschland die Regierung übernommen. Sie beabsichtigten, die klösterlichen Lehrkräfte abzubauen. So lautete ein Beschluss bei der Erziehertagung im Cirkus Krone. Die Moosburger Schulschwestren blickten besorgt in die Zukunft. Ernst Weise, Zweiter Bürgermeister der Stadt, hörte von deren Existenzängsten und versuchte zu beruhigen. "Ich sage Ihnen, von uns aus werden Sie nicht abgebaut. Es wird nichts gegen Sie unternommen. Sollte der Abbau durch Regierungsbeschluss kommen, so können wir es nicht ändern."1938 beschlossen die Nationalsozialisten, private, klösterliche Handarbeitsschulen abzuschaffen. Der damalige Bürgermeister Hermann Müller setzte durch, dass die Moosburger Näh- und Handarbeitsschule erhalten blieb. Die Kreisleitung in Freising arbeitete zwar weiter gegen das Kloster, doch Müller blieb standhaft. "Ich gebe die Schwestern nicht her", betonte er immer wieder. Im Gegensatz zu anderen Schulen wurden auch in den Klassenzimmern die Kreuze nicht abgehängt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten zeitweise noch 14 Schwestern in Moosburg. Acht wirkten als Lehrerinnen, zwei waren in der Nähschule tätig, andere versorgten Küche und Garten. Derzeit ist die Gemeinschaft auf vier Schulwestern geschrumpft. Schwester Renate leitet den Kastulus-Kindergarten, Schwester Erika arbeitet in Haus und Garten. Schwester Armgard, einst Lehrerin an der Grundschule, unterstützt jetzt Asylbewerber in Deutsch und Mathematik. Schwester Ilga ist für die Küche zuständig.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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