Im Attenkirchener Pfarrhof:Ein bisschen helfen

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Daheim in Nigeria sah Jimmy Moro sein Leben bedroht. Jetzt will er nur in Frieden in Nandlstadt leben, wo er im Fußballverein integiert ist und Freunde gefunden hat. (Foto: Marco Einfeldt)

Pfarrer Rauscher gewährt einem jungen Nigerianer Kirchenasyl.

Von Katharina Aurich, Attenkirchen

"Wir können nicht die Welt retten, aber ein kleines bisschen helfen", sagt Pfarrer Stephan Rauscher, Leiter des Pfarrverbands Attenkirchen und Nandlstadt. Seit November beherbergt der Geistliche den 20-jährigen Nigerianer Jimmy Moro, der nach Polen ausgewiesen werden sollte, bei sich auf dem Pfarrhof. Jimmy sei bereits der achte Flüchtling, dem er einen Unterschlupf, sogenanntes Kirchenasyl, gebe, berichtet Rauscher.

Diese Menschen bräuchten Hilfe und gingen in ihrer Heimat zu Grunde, ist der Pfarrer überzeugt. Ende April, sechs Monate nachdem Moro den Ausweisungsbescheid in das Land erhielt, in dem er zum ersten Mal europäischen Boden betrat und erfasst wurde, kann der junge Mann in Deutschland einen Asylantrag stellen. Bis dahin müsse er vorsichtig sein, verlasse nur selten den Pfarrgrund, außer wenn er seinen Deutschkurs besuche, schildert der Pfarrer. Aber die Behörden respektierten das Kirchenterrain und holten den jungen Mann nicht ab. Moro hilft im Pfarrhaus so gut er kann und isst gemeinsam mit dem Geistlichen und den beiden Schwestern, die den Haushalt führen.

Er sei aus seiner Heimat geflohen, nachdem sein Bruder und sein Vater ermordet worden seien, berichtet der junge Mann. Die Lage in Nigeria sei unübersichtlich, Terrorbanden töteten Menschen, er wisse nicht, warum und er habe um sein Leben gefürchtet. Immer noch plagten ihn Albträume. Über einen Schlepper sei er mit dem Flugzeug nach Polen gelangt, wo ihm die Papiere gestohlen worden seien und er zwei Monate auf der Straße gelebt habe. Schließlich brachte ihn ein Mann nach Deutschland, wo er zunächst in einer Sammelunterkunft wohnte und im März 2016 nach Nandlstadt kam. Hier fand er Freunde, vor allem beim Fußball. Für den TSV Nandlstadt schoss Moro etliche Tore, die Fußballer nahmen ihn in ihrer Mitte auf. Er begann Deutsch zu lernen und suchte nach Arbeit. Bisher ohne Erfolg, bedauert der 21-Jährige, der einfach nur in Nandlstadt in Sicherheit leben, weiter lernen, arbeiten und Fußball spielen will. Über seinen Anwalt wird er im April einen Asylantrag stellen.

Ob er im Landkreis bleiben könne und wie es weitergehe, sei völlig offen, sagt Pfarrer Rauscher, für den es selbstverständlich ist, dass er Menschen wie Jimmy Moro hilft. Er wolle nicht nur sonntags Nächstenliebe von der Kanzel predigen, sondern auch barmherzig sein. Aber das habe auch Grenzen. Kürzlich wurde er gefragt, ob er im Pfarrgarten Zelte aufstellen könne, um Flüchtlinge in ähnlicher Lage unterzubringen. Aber das überschreite seine Möglichkeiten, sagt Rauscher. Für das Kirchenasyl gebe es schließlich keinerlei finanzielle Unterstützung, dies übernehme die Pfarrei.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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