"Hudler-Haus" in Moosburg:Kostspieliger Denkmalschutz

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Der Moosburger Stadtrat gewährt 200 000 Euro für die Sanierung des 500 Jahre alten "Hudler-Hauses". Nicht unerwähnt bleibt in der Diskussion, dass man hier viel öffentliches Geld für ein privates Vorhaben ausgibt

Von Alexander Kappen, Moosburg

Lob und Anerkennung gab von allen Seiten. Für den Mut und das Risiko, das Grünen-Stadtrat Johannes Becher auf sich nimmt. Und dieser Mut, das war das Ergebnis der Sitzung am Montagabend, wird belohnt. Während Becher, der das denkmalgeschützte "Hudler-Haus" an der Leinbergerstraße 2 kaufen und sanieren will, selbst Kosten von rund einer Million Euro tragen muss, zeigte auch der Stadtrat in gewisser Weise Mut und bewilligte im Rahmen des Städtebauförderprogramms "Lebendige Zentren" einen kommunalen Zuschuss von bis zu 200 000 Euro. Der Beschluss fiel einstimmig, auch wenn mehrfach darauf hingewiesen wurde, dass das viel Geld und die Angelegenheit durchaus diskussionswürdig ist.

Becher selbst war von der Beratung und Abstimmung natürlich ausgeschlossen, hob bei seiner kurzen Vorstellung des insgesamt 1,6 Millionen Euro schweren Projekts aber noch einmal "den hohen städtebaulichen Stellenwert des Gebäudes" hervor: "Das ist Stadtgeschichte pur, das Haus ist mindestens 500 Jahre alt." Über die denkmalschutzrechtliche Beurteilung "kann man geteilter Meinung sein", sagte Bürgermeister Josef Dollinger (FW), "aber wenn öffentlich Behörden sagen, das ist so wichtig, dass es saniert werden muss, dann finde ich es grundsätzlich absolut richtig, dass ein Privater das nicht alles alleine tragen muss und auch die Stadt sich beteiligt". Allerdings konnte sich der Bürgermeister auch einen Seitenhieb auf das Landesamts für Denkmalpflege nicht verkneifen. "Die Denkmalschutzbehörde macht immer Auflagen, aber wenn es dann ums Diridari geht, dann ist sie sehr zurückhaltend", meinte er mit Blick auf die "nur" 100 000 Euro, die der Denkmalschutz selbst an Fördermitteln beitragen wird. Weitere 300 000 Euro sollen laut Becher als Zuschuss von der Regierung kommen.

Ludwig Kieninger (FW) sprach Becher seinen "vollen Respekt für den Mut und den Idealismus" aus. "Ich habe das Haus vor rund 15 Jahren mal besichtigt - und es war damals schon in einem traurigen Zustand." Er fände es "schön, wenn das mit der Sanierung funktionieren würde". In einem Gremium, dass kürzlich ausgiebig darüber diskutierte, ob die Stadt sich einmalig die 5000 Euro leisten kann, die dadurch entstehen, dass man Kindern unter zwölf Jahren freien Eintritt im Freibad gewährt, will auch ein Zuschuss von 200 000 Euro für eine private Gebäudesanierung wohl überlegt sein. So fragte sich auch Kieninger: "Ist das sinnvoll? Können wir so viel öffentliches Geld dafür ausgeben?" Er beantwortete die Frage wie alle anderen anwesenden Stadtratsmitglieder mit "ja".

Es sei ein Anliegen der Stadt, dass an der Stelle endlich was passiere und das runtergekommene, derzeit eingerüstete Gebäude "dann anders als heute auffällt", meinte Martin Pschorr (SPD). "Für die Stadt ist das natürlich viel Geld, aber für denjenigen, der das Ganze umsetzt, ist es auch viel Geld", so Pschorr. Auch FW-Fraktionssprecher Reinhard Lauterbach zollte Becher "Respekt, dass er sich dieser Sache annimmt". Als Stadt "müssen wir jetzt in die Tasche greifen und das unterstützen".

Aus dem Wunsch des Bürgermeisters, einen Arkadengang in das Gebäude zu integrieren, um eine barrierefreie öffentliche Fußgängerpassage vom Gries zur Leinbergerstraße zu ermöglichen, wird jedoch nichts - obwohl Konrad Weinzierl, der Behindertenbeauftragte des Landkreises, den Vorschlag unterstützte. "Denkmalschutzbehörde und Städtebauförderung folgen dem nicht", bedauerte Dollinger. Die Barrierefreiheit sei an der Stelle aber ein Problem, betonte Pschorr. Er schlug vor, "an einem Konzept für einen barrierefreien Zugang vom Gries zur Leinbergestraße zu arbeiten, das kann ja auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite sein".

© SZ vom 23.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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