Hollerner See:Zurück zur Natur

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Die Echinger Grünen wollen das Nordwestufer wieder in das Landschaftsschutzgebiet "Freisinger Moos und Echinger Gfild" integrieren

Von Klaus Bachhuber, Eching

Wenn sich die Verbandsversammlung des Zweckverbands Hollerner See von Eching und Unterschleißheim heute trifft, geht es meist in Dimensionen wie die Verlängerung der Parkplatzkontrollen oder die Vergabe der Reinigungsarbeiten am Seeufer. Das war mal deutlich anders. Die Gestaltung des Sees war vor zehn Jahren das heißeste Politikum am Ort, sorgte in Unterschleißheim für einen Bürgerentscheid, in Eching für die Etablierung einer neuen Wählergruppe, für Debatten, Bürgerforen, politische Verwerfungen; auf der - freilich aus der Zeit gefallenen - Webseite der Gemeinde Eching ist der Hollerner See heute noch ein eigener Menüpunkt.

Doch die großen Auseinandersetzungen sind gegessen. Was jetzt noch offen ist am größten Erholungsgebiet der Region, das versteckt sich in einer verklausulierten Formalie. Die Echinger Grünen - planungsrechtlich ist für den See allein Eching zuständig - haben beantragt, das Nordwestufer wieder in das Landschaftsschutzgebiet "Freisinger Moos und Echinger Gfild" zu integrieren. 2010 war das Gebiet vom Kreistag Freising auf Echinger Wunsch eigens aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgeklammert worden, um die damalige Planung einer Therme an der Stelle zu ermöglichen plus Zufahrtsstraße von Westen her. Auch wenn politisch derzeit niemand an eine Therme, Seesauna oder eine ähnliche Formulierung denkt (oder es zumindest nicht mehr auszusprechen wagt): Die Rückkehr in die Schutzstellung wäre das definitive Ende aller Pläne, die mit Beton oder Asphalt zu tun haben, also ganz sicher von Therme und neuer Erschließungsstraße. In dem Fall erneuter Schutzstellung würde der Erholungsflächenverein der Region München das Nordwestufer sofort mit übernehmen und damit das komplette Seegebiet arrondieren; vier Fünftel des Sees hat der Verein schon gestaltet. Für das verbleibende Eck würden freilich keine weiteren Badestrände angelegt wie im östlichen See-Teil. "Nur Grüngestaltung" wäre dort noch denkbar, schildert Echings Bürgermeister Sebastian Thaler, eventuell die Aufstellung eines WC.

Die aktuell letzte große Planung am See wird auch über den Hebel des Landschaftsschutzgebiets gesteuert: Am Südufer sollte in einem eigenen Wasserbecken separat vom See ein Surfpark entstehen. Der potentielle Betreiber hat nach Angaben aus dem Rathaus mittlerweile alle dafür relevanten Gutachten eingebracht, von den ökologischen Auswirkungen bis zur Abwasserbehandlung. Weil das teilweise Langzeitstudien über ein Jahr sind, herrschte in der Causa zuletzt Ruhe.

Thaler sagte auf Anfrage, in den Gutachten stehe nichts, was den Wellenpark schon rechtlich ausschließen würde. Allerdings müsste die Gemeinde Eching zum Start eines Genehmigungsverfahrens die Ausklammerung von etwa sechs Hektar benötigter Betriebsfläche aus ebendiesem Landschaftsschutzgebiet im Landratsamt Freising beantragen. Der Gemeinderat hat sich hinter verschlossenen Türen damit schon befasst, das Ergebnis ist noch geheim. Vor Jahresfrist hatte Eching diesbezüglich schon mal im Landratsamt angeklopft, damals war eine Befreiung auf Vorrat ausgeschlossen worden, nur über konkrete Projekte könne man nachdenken. Seinerzeit sollten zwölf Hektar ausgeklammert werden für den Surfpark plus ein Projekt x im Südosten des Sees. Hier war einst ein Caravan-Stellplatz angedacht, dann eine Verlagerung der Fußballplätze - und momentan gar nichts mehr.

Ungeachtet dieses möglichen Surf-Angebots neben dem See hat das Erholungsgebiet Hollerner See unter der Regie des Erholungsflächenvereins mit der Freigabe des Ostufers für den Badebetrieb im Sommer 2020 seine konzipierte Ausprägung vollendet - mit einer gravierenden Lücke. Noch immer ist am Südufer nur ein provisorischer Kiosk geparkt, wo in den Plänen ein See-Restaurant skizziert ist. Dessen Startschuss war schon mehrfach anvisiert, nun soll es aber wirklich losgehen.

Die Brauerei, mit welcher der Erholungsflächenverein schon seit langem handelseinig ist, war vor Ostern noch im Echinger Rathaus vorstellig und hat schon erste Planskizzen gezeigt. Der Pächter, mit dem man schon vor Jahresfrist an den Start gehen wollte, ist mittlerweile wegen der Pandemie-Folgen abgesprungen, aber nun scheint ein neuer Gastronom bereit, am See zu eröffnen. Vorgesehen ist dort eine wetterunabhängige Ganzjahresgastronomie mit Seeterrasse in der Nähe der Wasserwachtstation. Dazu wird ein Kiosk am Ostufer auf Höhe des Theatrons eingerichtet. Schon in diesem Badesommer möchten die Betreiber mit einer provisorischen Einrichtung starten.

© SZ vom 06.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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