Hohe Kosten:Ungläubige Blicke

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Wer ein Eckgrundstück hat, das auch noch an andere Straßen angrenzt, kommt billiger weg. Andere Anlieger dagegen müssen für die Erschließungsstraße bis zu 30 000 Euro zahlen. (Foto: Marco Einfeldt)

Weil der Bauträger von 17 Reihenhäusern an der Daitenhauser Straße in Eching pleite ist, müssen auch seit Jahren ansässige Anlieger für die Erschließung zahlen. Das klingt ungerecht, ist aber laut Ausbausatzung rechtens

Von Alexandra Vettori, Eching

Weil der Bauträger von 17 Reihenhäusern an der Daitenhauser Straße Pleite gegangen ist, müssen die alteingesessenen Nachbarn jetzt den Bau der Erschließungsstraße mitbezahlen, die ohne die Neubauten gar nötig gewesen wäre. Bis zu 30 000 Euro werden da pro Altanlieger fällig, mehr als bei den Reihenhäusern, weil deren Grundstücke kleiner sind. Klingt ungerecht, ist es auch, und doch sind allen Beteiligten die Hände gebunden, denn die Straßenausbausatzung sieht ganz klare Regeln vor.

Die Geschichte um die Reihenhäuser des Bauträgers "Scout-Haus" an der Daitenhauser Straße ist eine traurige. Zwei der Häuser sind immer noch nicht bewohnt, außen zwar verputzt, doch kaum ausgebaut, auf den Dächern wächst bereits Gras. Die restlichen vier Häuser sind bezogen worden, doch die nur rund 100 Meter lange Stichstraße, die von der Daitenhauser Straße abzweigt, ist immer noch ein Kiesweg. Schon Anfang diesen Jahres war klar, dass der insolvente Bauträger weder die Häuser noch die Straße fertig bauen würde. Das Rathaus wurde eingeschaltet und versuchte, die frischgebackenen Hausbesitzer davon zu überzeugen, ihre Erschließungsstraße in eigener Regie fertig zu bauen. Sogar ein Termin im Rathaus fand mit den Hauseigentümern statt, eine Einigung allerdings kam nicht zustande.

Jetzt hat die Gemeinde ein Ingenieurbüro mit der Planung der Straße beauftragt - und für die Altanlieger, die Bewohner mehrerer Geschosswohnungsbauten und Mehrfamilienhäuser, die schon seit vielen Jahren hier stehen, wird die Sache teuer. Ein Bodengutachten ergab nämlich, dass große Entwässerungsrohre und ein starker Straßenaufbau nötig sind. Allein die Baukosten werden sich auf knapp 73 000 Euro belaufen, dazu kommt noch die Planung, im Echinger Bauamt rechnet man mit rund 100 000 Euro. Noch in diesem Herbst soll die Ausschreibung stattfinden, gebaut wird dann voraussichtlich im Frühjahr.

Die Gemeinde Eching wird alle Anlieger im Oktober noch einmal einladen, um sie über die geplanten Maßnahmen und die zu erwartenden Kosten zu informieren. Die Sache ist jetzt fix, der Bauausschuss des Gemeinderats hat dem geplanten Vorgehen schon mit großer Mehrheit zugestimmt. Auch dort im Gremium gab es ungläubige Blicke angesichts der Rechtslage. "Es wäre natürlich eleganter gewesen, wenn nur die Neuen hätten zahlen müssen, und es war auch nicht der Wunsch der Gemeinde, dass das jetzt so läuft", sagte Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) in der Sitzung. Das Ärgerlich sei, führte er weiter aus, "dass es keine Erfüllungsbürgschaften gibt und jetzt wir als Gemeinde das erstellen müssen. Und wir müssen es auch umlegen".

Was die Sache noch ungerechter macht, ist die Tatsache, dass die Altanlieger sogar mehr zahlen müssen, als die neuen Anwohner an der Daitenhauser Straße. Denn die Beiträge beim Straßenausbau orientieren sich an den Grundstücksgrenzen. Und die sind bei den alten Geschosswohnungsbauten und Mehrfamilienhäusern wesentlich größer als bei den neuen Reihenhäusern. Wie Bauamtsleiter Thomas Bimesmeier sagte, fallen voraussichtlich einzelne Rechnungen bis zu 30 000 Euro an. Glück im Unglück haben die Eckgrundstücke, die noch an andere Straßen angrenzen. Sie müssen nur zwei Drittel zahlen, da sie mehrfach erschlossen sind.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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