Hobby zum Beruf gemacht:Unterricht schon für die ganz Kleinen

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Seit sieben Jahren führt Birgit Bohmann ihr Musikinstitut, mittlerweile mit 150 Schülern (Foto: Florian Peljak)

Birgit Bohmann leitet das Musikinstitut Mintraching, vor allem in den Kindergärten ist die Nachfrage explodiert

Von Angie Fuchs, Neufahrn

Massenbetrieb lehnt Birgit Bohmann ab: Sie leitet das Musikinstitut Mintraching und legt Wert auf eine familiäre Atmosphäre, in der die Kinder mit Freude Musik machen. Ihre Lehrer müssen viel Ahnung von Musik mitbringen, aber auf einen Studienabschluss legt sie keinen Wert. Sie selbst habe ebenfalls nicht Musik studiert, erzählt die 39-Jährige, sondern ihr Hobby zum Beruf gemacht: "Mit vier habe ich mir Flöte selbst beigebracht, seit der dritten Klasse spiele ich Klavier und seit ich 16 bin, habe ich durchgehend Nachhilfe gegeben", sagt sie.

Nach dem Abitur habe sie zwei Ausbildungen absolviert: erst Diätassistentin, dann Steuerfachfrau. "Ich bin sehr vielseitig interessiert", sagt Bohmann, die auch Kurzgeschichten schreibt und derzeit an einem Jugendkrimi arbeitet. Nach den Ausbildungen wurde sie schwanger und machte sich mit einem Musik- und Nachhilfeinstitut in München selbständig. Mittlerweile lernen bei ihr und ihrem Team rund 150 Schüler im Alter zwischen zweieinhalb und 40 Jahren. Erst kürzlich haben sie ihr Können beim Sommerkonzert gezeigt. Die beste Kontrolle für sie und ihr Lehrer-Team, sagt Birgit Bohnmann, seien die Schüler und ihre Eltern: "Wenn es gut ist, spricht es sich schnell herum, wenn es schlecht ist auch." Nicht alle Musikschüler kommen zum Lernen ins Institut nach Mintraching, manche Lehrer bieten auch Unterricht bei sich zu Hause an und oft geht Birgit Bohmann auch zu den Kindern, direkt in den Kindergarten oder neuerdings auch in die Grund- und Mittelschule. Dazu bietet sie in Neufahrn, Hallbergmoos und Garching seit 2015 musikalische Früherziehung an. Die Nachfrage nach Unterricht für Kindergartenkinder sei "explodiert", erzählt sie. Eltern wollten ihr Kind nicht nur sportlich, sondern auch musikalisch fördern: "Das Kind lernt nicht nur Lieder, sondern auch Rhythmusgefühl, räumliches Verständnis, Sprache und viele Fähigkeiten, die später für die Schule relevant sind." Auch Klavier, Gitarre und Blockflöte seien sehr beliebt in Mintraching und Umgebung.

Im Münchner Westen hat Bohmann 2003 mit dem "Lern- und Lese-Studio Phoenix" angefangen. Sie unterrichtete alles, was sie selbst konnte: Leseübungen in Gruppen, Klavier und Flöte. 2007 zog sie mit ihrer Familie nach Mintraching: "Hier habe ich das Konzept übernommen: Musik und Nachhilfe. Manche machten eine halbe Stunde Klavier und eine halbe Stunde Mathe bei mir." Als sie 2011 merkte, dass sie nicht mehr alle Instrumente und Kurse abdecken konnte, habe sie das Musikinstitut und die Nachhilfeschule "Lern Erfolg" gesplittet und für beides ein Lehrer-Team aufgebaut.

Doch auch wenn ihr Musikinstitut inzwischen größer geworden ist und ihm mehr Lehrer angehören, ist Bohmann der persönliche Kontakt zu den Schülern und deren Eltern wichtig. Und sie lege Wert auf eine "kinder- und kundenfreundliche Umgebung", betont sie: Da Birgit Bohmann selbst Saxofonunterricht "in einem dunklen Kellerraum mit muffigem Teppich" hatte, habe sie beschlossen, es besser zu machen. Auch die Kündigungsfrist von drei Monaten sei ein wesentlicher Teil ihres Konzepts, erklärt die 39-Jährige. Denn was macht man, wenn das Kind im Laufe des Jahres plötzlich keine Lust mehr auf das Instrument hat? "An manchen Schulen gibt es nur eine kurze Frist im Jahr, wo man kündigen kann. Sonst hat man halt Pech gehabt."

© SZ vom 30.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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