Historiker gesucht:Berge von Papier

Lesezeit: 2 min

Neuer Archivar hat in Hallbergmoos und Neufahrn viel zu tun

Wer er auch sein wird: Auf ihn oder sie warten in den Rathäusern von Hallbergmoos und Neufahrn Berge alten Papiers, verstaubt, vergilbt, mit Heftklammern sortiert, zumindest die moderneren der Dokumente, Schenkungs-, Kauf- und Einbürgerungsurkunden, Wahlunterlagen sowie Bauanträge oder Beschreibungen. Einen richtigen Archivar, mit Studium oder verwaltungsintern ausgebildet, werde man wohl kaum finden, machte der Leiter des Freisinger Stadtarchivs, Florian Notter dem Hallbergmooser Gemeinderat kürzlich wenig Hoffnung. Er war auf Einladung des Rates zur Sitzung gekommen, um über die Bedeutung eines solchen Amtes zu sprechen. Was das Berufsbild anbelangte, konnte er Hoffnung machen: Historiker seien dafür gut geeignet, und da werde man sicher auf die Ausschreibung der Archivarstelle viele Bewerbungen bekommen.

Dass sich die Nachbargemeinden Neufahrn und Hallbergmoos eine solche Stelle teilen, steht schon länger fest. Jetzt weiß man auch, wie viele Stunden der künftige Archivar oder die Archivarin wo arbeiten wird: 24 Stunden pro Woche in Hallbergmoos und 15 Stunden in Neufahrn. Sogar, wie viel er oder sie laut Eingruppierung verdienen wird, weiß man schon, nur eines weiß man nicht, nämlich wo er sein Büro haben wird.

Obwohl es mehr Stunden in Hallbergmoos abzuleisten gilt, hat der dortige Bürgermeister Harald Reents schon betont, dass im Rathaus eigentlich kein Platz für ein zusätzliches Büro ist. Nur, in Neufahrn, das derzeit keine Erweiterung laufen hat wie Hallbergmoos, wird es nicht recht viel besser aussehen. Man müsse noch Abstimmungsgespräche führen, hieß es deshalb in der Sitzung.

Der Hallbergmooser Heimatpfleger Karl-Heinz Zenker, der im September 2015 den Antrag auf Schaffung einer Archivarstelle in seiner Gemeinde gestellt hatte, wertete den jetzigen Beschluss als wichtigen Fortschritt, obwohl er eigentlich der Meinung ist, es bräuchte zumindest am Anfang mehr Stunden, um die alten Papierberge zu sichten, zu ordnen, zu lagern und dann einzuscannen, um künftig ein digitalisiertes Archiv zu haben. Dokumentenbestände nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu erfassen, zu ordnen und zu pflegen ist eine Pflichtaufgabe von Kommunen, die heutzutage nicht mehr von ehrenamtlichen Helfern bestritten werden kann, wie es früher der Fall war. Nicht nur Karl-Heinz Zenker in Hallbergmoos drängte dazu, auch in Neufahrn waren es ehrenamtliche Heimatpfleger, die Rathaus und Gemeinderat darin bestärkten, eine hauptamtliche Kraft einzustellen. Das Archiv sei das Gedächtnis einer Gemeinde, so der Tenor.

Die Kosten von 60 000 Euro werden sich die Nachbargemeinden anteilig der Stunden teilen und sicher bald eine Lösung finden, wo er nun sitzen soll. In Eching hatte Hallbergmoos angefragt, dort aber will man das Archiv aber mit bereits vorhandenen Kräften aus dem Rathaus auf Vordermann bringen.

© SZ vom 02.12.2017 / av - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: