Hilton Garden Hotel Hallbergmoos:Fassade aus Holz

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Obwohl der Baustoff unter den Gemeinderäten umstritten ist, entscheiden sie sich beim neuen Bettenhaus dafür

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Ausgerechnet Holz. Nicht nur Bürgermeister Harald Reents musste grinsen, als am Dienstag im Bauausschuss der Projektentwickler für das geplante Hilton Garden Hotel beim Alten Wirt in der Ludwigstraße erstmals konkretere Pläne vorstellte. Denn das Bettenhaus, das neben dem denkmalgeschützten Wirtshaus entsteht, soll teilweise eine Holzfassade bekommen. Und Holz als Baustoff ist im Hallbergmooser Gemeinderat ein heißes Eisen.

Gerade eben nämlich ist eine langwierige und emotionale Debatte um die Bauweise eines neuen Kinderhauses zu Ende gegangen, bei der sich die Hälfte des Gemeinderates mit einer Pattsituation gegen Holz und für die herkömmliche Ziegel-/Betonbauweise ausgesprochen hat. Und jetzt kam Ewald Weber vom Projektentwickler Kassecker in den Bauausschuss und präsentierte ausgerechnet eine Holzfassade für das 160-Betten-Haus. Damit nicht genug, sind die Pläne auch noch mit dem gemeindlichen Beratergremium und dem Denkmalschutzamt abgesprochen. "Es ist bisher von allen Parteien für positiv erachtet worden", betonte Weber. Der Grund: Der Neubau soll optisch hinter den denkmalgeschützten Alten Wirt zurück treten. Das unterstreicht auch die scheunenähnliche Optik des Bettenhauses, die durch die Holzfassade verstärkt wird. Was den Anstrich des Denkmals, des Alten Wirtes, anbelangt, der in dem Hotelkonzept zum Restaurant wird, so haben sich die Planer für die Farbgebung aus dem Jahr 1830 entschieden, Weiß. Auch hier sei der Kontrast mit dem Holz am größten, so Weber.

An der teils hölzernen Fassade des geplanten Hotel-Bettenhauses schieden sich die Geister des Hallbergmooser Gemeinderates. Simulation: Franz Kassecker Gmbh (Foto: franz kassecker gmbh/foto:privat)

Eine Reihe von Hallbergmooser Gemeinderäten fühlte sich allerdings angesichts der neuerlichen Holz-Pläne dennoch auf den Plan gerufen: "Holz auf der Westseite, das verwittert", zitierte Josef Niedermair (CSU) eine alte Bauernregel. Dennoch, erklärte er, habe sich die CSU-Fraktion zu einer positiven Stellungnahme entschlossen, denn, so Niedermair, "das muss der Bauer selbst wissen". Handelte es sich um ein Gebäude der Gemeinde, hätte er mehr Bedenken, betonte er. Strenger ging Heinrich Lemer (Freie Wähler) mit den Plänen ins Gericht: "Nirgends im Ortsbild findet man Holzverkleidungen. Also ist das kein ortstypisches Erscheinungsbild, noch dazu an der Eingangssituation im Ort."

Das Thema Holz werde derzeit leidenschaftlich diskutiert, erklärte Bürgermeister Reents dem ob des massiven Gegenwinds leicht überraschten Bauentwickler. Deshalb laute auch seine Frage, so Reents: "Wie gehen Sie mit der Verwitterung um?" Weber antwortete, dass im Hinblick auf ein einheitliches Erscheinungsbild künstlich "vorverwittertes" Holz verwendet werde, dessen Optik fünf Jahre Alterung entspreche. Er selbst, sagte Weber an die Adresse der Holzkritiker, könne auch mit einer Kunststofffassade leben, die sei für ihn als Bauentwickler sogar noch wirtschaftlicher, die Frage sei nur, ob das auch der Denkmalschutz könne.

Nicht eierschalfarben, wie jetzt, sondern weiß wird der Alte Wirt an der Ludwigstraße nach der Grundsanierung erstrahlen. Die Planer und Denkmalschützer gaben der Farbe aus dem frühen 19. Jahrhundert den Vorrang vor dem Siena-Rot, in dem das Wirtshaus einige Jahrzehnte später dann gestrichen wurde. (Foto: Sebastian Widmann)

Letztlich setzte die holzkritische Fraktion trotzdem den Zusatz in der Beschlussvorlage durch, wonach darauf hingewirkt werden solle, möglichst wenig Fassade mit Holz zu verkleiden und möglichst viel mit Putz. Bei der Abstimmung darüber gab es allerdings, wie schon beim Kinderhaus vor einigen Wochen, wieder ein Patt, vier Stimmen waren gegen den Zusatz, vier dafür. Weil der Zusatz zur Beschlussvorlage diesmal aber positiv formuliert war, und ein Patt bei der Abstimmung stets die Ablehnung bedeutet, war der Zusatz damit abgelehnt. Somit steht dem Plan, an Nord- und Westseite des Bettenhauses eine herkömmliche Fassade und an Ludwig- und Theresienstraße eine Holzfassade zu verwenden, nichts mehr im Wege.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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