Hilfe für Flüchtlinge:Garanten des sozialen Friedens

Lesezeit: 2 min

Noch stehen die Zimmer in der Asylunterkunft leer. Aber wenn die bis zu 150 Flüchtlinge da sind, gerät der Helferkreis an seine Grenzen. (Foto: Marco Einfeldt)

Vertreter der Kirche würdigen während eines Pressegesprächs das Engagement des ehrenamtlich engagierten Helferkreises in Moosburg. Neben viel Lob müssen sich dessen Mitglieder mitunter heftige Anfeindungen gefallen lassen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Etwa 160 Flüchtlinge leben derzeit in Moosburg. "Und ich möchte nicht wissen, was los wäre, wenn es den Helferkreis Asyl nicht gäbe", sagt der katholische Stadtpfarrer Reinhold Föckersperger. Mit ihrem in der Öffentlichkeit oft nicht so recht wahrgenommenen Engagement leisteten die Ehrenamtlichen, die dringend neue Mitstreiter suchen, bereits seit Jahren wertvolle Arbeit für die Stadt und seien Garanten des sozialen Friedens, lautete die einhellige Meinung bei einem Pressegespräch, zu dem Vertreter der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden geladen hatten. Diese nutzen auch die Gelegenheit, um sich klar und deutlich gegen rechte Umtriebe im Internet und Anfeindungen gegenüber den ehrenamtlichen Helfern zu positionieren.

Dem Helferkreis, der sich bewusst nicht als Verein organisiert hat, um flexibler zu sein, gehören derzeit 143 Ehrenamtliche an. "Die Leute kommen teilweise aus der Kirchenarbeit, aber es sind auch welche dabei, die mit der Kirche überhaupt nichts am Hut haben - im Vordergrund steht der Wunsch, etwas für die Asylsuchenden zu tun", sagt die evangelische Pfarrerin Regine Weller. Selbst als die Realschulturnhalle vorübergehend als Erstaufnahmequartier diente und zusätzlich mehr als 200 weitere Flüchtlinge in Moosburg untergebracht waren, "ist es in der Stadt ruhig gewesen", sagt die katholische Pastoralreferentin Annemarie Fleischmann, die selbst im Helferkreis aktiv ist. Die Ehrenamtlichen gäben mit ihrem Engagement die Antwort "auf eine Situation, die jetzt eben da ist und die niemand bestellt hat, dadurch lässt sich das alles relativ konfliktfrei regeln", so Föckersperger.

Sie selbst fühle ihre Arbeit "schon wertgeschätzt", meint Fleischmann, "aber bei anderen ist es vielleicht anders". Die Zusammenarbeit mit der Stadt funktioniere ganz ordentlich. "Wir haben eine sehr gute Gesprächsbasis, weil Migrationsreferent Hans Reif vermittelt und sehr engagiert ist", lobt Weller: "Er spricht gegenüber der Stadt auch an, wenn mal was nicht so gut läuft - und dann ändert sich auch was."

Für die Helfer wird sich auch schon bald was ändern. Wenn die neue, aus vier Gebäuden bestehende Asylunterkunft an er Neuen Industriestraße demnächst mit bis zu 150 zusätzlichen Flüchtlingen belegt wird, stößt der Helferkreis definitiv an seine Grenzen. Einen professionellen Asylsozialberater hat die Regierung von Oberbayern bislang nicht gefunden. Ohne diesen sehe sich der Helferkreis eigentlich kaum in der Lage, in der Unterkunft tätig zu werden, "aber er wird die Asylbewerber und die Stadt natürlich nicht hängen lassen", sagt der evangelische Pfarrer Henning von Aschen. "Wir haben schon überlegt, wie wir das organisieren können und suchen für die Gebäude Stockwerkpaten", berichtet Weller. Vor allem dann, wenn die neue Unterkunft belegt sei, "sind wir viel zu wenige, wir suchen dringend noch Verstärkung für den Helferkreis".

Wer sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert, braucht ein dickes Fell. Teilweise müssten die Helfer sich dafür "blöd anmachen lassen", berichtet Weller. Und manche bekämen E-Mails mit Beschimpfungen und Drohungen. "In diesen Fällen sage ich: Sofort anzeigen." Es sei auch schon vorgekommen, dass die Fotos von neu getauften schwarzen Babys im Schaukasten an der Kirche mit Edding übermalt worden seien, bedauert Föckersperger. Pfarrerin Weller ist außerdem "entsetzt darüber, welche menschenverachtenden Kommentare Leute im Internet loslassen, die sich Christen nennen". Da müsse "man dagegenhalten und zeigen: Jeder Mensch hat eine Würde." Dem gegenüber müsse man um so mehr "das Positive herausstreichen, das der Helferkreis leistet", meint auch von Aschen. Gegen Hetzkommentare solle man "nicht mit gleicher Waffe zurückschlagen, sondern unsere christlichen Werte schärfen und vermitteln", rät Föckersperger.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: