Heimatforscher aus Fürholzen:Befehl zum Wiesn-Besuch

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Im Jahr 1842 hat König Ludwig I. regelrecht angeordnet, das Oktoberfest in München zu besuchen. So steht es jedenfalls im antiken "Behelfsbuch der Pfarrey Fürholzen", wie der Heimatforscher Ernst Keller entdeckt hat

Birgit Grundner

Das waren noch Zeiten: Im Jahr 1842 hat König Ludwig I. regelrecht angeordnet, das Oktoberfest in München zu besuchen. So steht es jedenfalls im antiken "Behelfsbuch der Pfarrey Fürholzen". SZ-Mitarbeiterin Birgit Grundner sprach darüber mit dem Fürholzener Heimatforscher Ernst Keller.

SZ: Den Aufruf zum Wiesn-Besuch haben wahrscheinlich nicht nur die Fürholzener bekommen?

Ernst Keller: Nein, aber bei uns ist er erhalten geblieben. Der damalige Pfarrer hat das landgerichtliche Rundschreiben in seinem "Befehlsbuch" selbst noch einmal aufgeschrieben und dann von der Kanzel vorgetragen. Zum einen wurde die Bevölkerung aufgerufen, anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Maximilian und Marie von Preußen zum Oktoberfest samt Festzug zu kommen, und dem Königshaus damit die Treue zu erweisen. Zum anderen wurden auch in ganz Bayern sittlich und moralisch geeignete Brautpaare gesucht, die selbst an der königlichen Hochzeit teilnehmen sollten. 35 Paare wurden auch gefunden - aber interessanterweise keines aus der katholischen Bischofsstadt Freising.

SZ: Und sind die Fürholzener ansonsten dem Aufruf nachgekommen?

Keller: Sie haben tatsächlich einen Fußmarsch nach München organisiert - immerhin gut 30 Kilometer. Wie viele genau mitgekommen sind, steht aber nicht im Buch. Von Freising aus hat es auch Stellwagenfahrten mit Pferdekutschen gegeben.

SZ: Wie sind Sie denn zu dem Befehlsbuch gekommen?

Keller: Ich bin ja seit 30 Jahren in der Heimatforschung und sammle alles Mögliche. Da wird mir auch aus der Bevölkerung immer wieder etwas zugetragen. Das "Befehlsbuch" hat ein Fürholzener auf seinem Speicher gefunden und zu mir gebracht. Inzwischen ist es aber im Kirchenarchiv. Über das Internet haben auch Nachkommen der damaligen Brautpaare von dem Fürholzener "Befehlsbuch" erfahren. Ich habe daraufhin 100 Seiten Emails bekommen. Eine Frau hat mir zum Beispiel berichtet, dass eine Braut auf dem Rückweg so schwer erkrankt ist, dass sie starb. Und eine Hamburgerin hat erzählt, dass ihre Vorfahren in Schweinfurt ihren Hof nach dem Ereignis benannt haben - "beim Oktobersch".

SZ: In dem Buch soll auch etwas über ein Wirtshausverbot stehen...?

Keller: ... ja, dazu steht auch was drin. Aber ich habe das noch gar nicht alles auswerten können. Ich habe die betreffenden Seiten aber kopiert.

SZ: Noch mal zur Wiesn - wie sieht es heutzutage aus: Sind die Fürholzener fleißige Oktoberfest-Besucher?

Keller: Vor allem die Jungen! Einige sind am ersten Wiesn-Sonntag schon um sieben Uhr früh aufgestanden und losgefahren. Früher wurden auch Busfahrten zum Oktoberfest organisiert.

© SZ vom 28.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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