Heftige Debatte:Neufahrner sorgen sich um Kultstätte

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Über die Zukunft von Alter Halle und "Bratpfandl" ist noch nicht entscheiden

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das bevorstehende Aus von Alter Halle und "Bratpfandl" wird auf Facebook heftig diskutiert, sogar von einer Unterschriftensammlung, die einen möglichen Abbruch verhindern soll, ist die Rede. Einige User vergreifen sich dabei deutlich im Ton und beschimpfen den Gemeinderat für angeblich bereits getroffene Entscheidungen. SPD-Fraktionschefin Beate Frommhold-Buhl setzt sich jetzt im Netz zur Wehr: "Nein, wir Gemeinderäte sind keine `Ar.... oder Deppen, die Neufahrn das Herz herausreißen wollen`", schreibt sie. Vielmehr sei über die Zukunft von Halle und Lokal noch nicht entschieden.

Die bevorstehende Schließung sei eine kurzfristig notwendige Reaktion der Verwaltung auf gravierende Mängel am und im Gebäude, die bei einer Begehung durch Fachleute festgestellt wurden. "Wieso fragt eigentlich keiner der Empörten mal nach, was eigentlich Sache ist?", wundert sich Beate Frommhold-Buhl: "Vielleicht wären dann so einige verbale Aussetzer unterblieben."

"Was genau in Zukunft sein wird, ist wirklich noch offen", betonte auch Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) bei der Bürgerversammlung am Donnerstag in besagter Halle. Erst müsse man sich Gedanken machen, welche Gastronomie oder Veranstaltungen künftig konkret gebraucht würden. Dann würden Beschlüsse gefasst. Im jetzigen Zustand wäre der Betrieb für den Pächter jedenfalls "nur noch sehr eingeschränkt zu handlen". Um das zu ändern, müsste man für eine Sanierung aber "einiges an Geld in die Hand nehmen in dem Wissen, dass das trotzdem noch nicht eine dauerhafte Lösung ist". Zugleich warb der Rathauschef dafür, die jetzige Situation als "Entwicklungschance" zu sehen.

Wie berichtet, will die Gemeinde im Rahmen des Städtebauförderungsprogrammes untersuchen lassen, welche Möglichkeiten das Gebäude oder das Areal für die Zukunft bietet. Deutlich wurde in der Versammlung aber auch: Es gibt Neufahrner, die an dem Komplex hängen und ihn als bedrohte "historische Kulturstätte" sehen. Andere rollen dabei die Augen und könnten offenbar mit einem Abriss leben. Pächter Stefan Olesch, der die Versammlung mitverfolgte, hat schon eine Art Schlussstrich gezogen: Er hat sich in seinem Wohnort Kirchheim erfolgreich um eine Anstellung als Koch beworben. Bevor er die Stelle antritt, ist noch einiges zu tun: In den nächsten Wochen finden in der Halle zahlreiche Weihnachtsfeiern statt. Der Betrieb läuft noch bis 21. Dezember, und am 25. Dezember wird zum Schluss eine X-Mas-Party veranstaltet.

Die Halle war von Mitgliedern des TSV Neufahrn in den 1920er Jahren gebaut worden. Es fanden dort nicht nur Sportwettkämpfe, sondern auch viele Großveranstaltungen statt, von Theateraufführungen über Faschingsbälle bis zu Bürgerversammlungen. Bewirtet werden die Besucher vom benachbarten Lokal, das seit mehr als 20 Jahren "Bratpfandl" heißt. Die mittlerweile verstorbene frühere Wirtin Sabine Spittau-Blum hatte diesen Namen gewählt, als sie das Lokal übernahm. Seit 40 Jahren gehört der Komplex der Gemeinde, und seitdem stand immer wieder einmal der Abriss im Raum. Er sei nur deshalb nicht in Angriff genommen worden, weil es damals die Aula im Gymnasium noch nicht gab und die Halle als "Notquartier" für kulturelle Veranstaltungen gebraucht wurde, erinnert sich der Heimatforscher und frühere Gemeinderat Ernest Lang auf "Facebook".

Zuletzt fanden in der Alten Halle nur noch wenige Veranstaltungen der Gemeinde statt. Er habe kaum noch Unterstützung bekommen, klagte Wirt Stefan Olesch. Nachdem er Neuanschaffungen für die Küche angemahnt hatte, folgte die Begehung mit Fachleuten - und der Stein kam ins Rollen. Nach dem "Hin und Her" herrscht jetzt wenigstens für Olesch Klarheit: "Das ist auch befreiend."

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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