Handwerksbetrieb will bauen:Furcht vor mehr Verkehr, Lärm und Abgasen

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Etwa 40 Anwohner protestieren gegen die Ausweisung eines Gewerbegebiets zwischen alter B 11 und den Isarauen bei Mintraching

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Pläne für eine neue Gewerbefläche zwischen der alten Bundesstraße B 11 und den Isarauen stoßen auf Widerstand: Fast 40 Anwohner haben einen Protestbrief unterschrieben, der an die Gemeinderäte, die Gemeinde, das Landratsamt, den Landesbund für Vogelschutz und den Bayerischen Bauernverband ging. Die Unterzeichner fordern, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen. Sie fürchten um "unsere Lebensqualität durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, vermehrten Lärm und Abgase". Ihnen, "aber auch allen Bewohnern Mintrachings und auch Neufahrns" werde ein "unmittelbares Erholungsgebiet" genommen. Zugleich argumentieren die Anwohner mit der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Denn das 1,3 Hektar große Areal nördlich des Isarwegs ist Teil des Landschaftsschutzgebietes "Isartal".

Ein namentlich nicht genannter "seit langer Zeit in Neufahrn ansässiger mittelständischer Handwerksbetrieb" wolle dort bauen, hieß es kürzlich im Planungsausschuss des Kreistags. Als "Kompensationsmaßnahme" sollen dafür Magerstandorte in der Dietersheimer Brenne gefördert werden. Die Kreisräte haben zugestimmt, das Mintrachinger Grundstück für das Bauvorhaben aus dem Landschaftsschutzgebiet herauszunehmen - so wie es der Neufahrner Gemeinderat beantragt hatte.

Lediglich Selahattin Sen (Grüne) wollte dem Vorhaben nicht zustimmen. Er klagte im Gemeinderat, dass in den vergangenen Jahrzehnten zu viele Hektar Natur-und Landschaftsschutzgebiete geopfert worden seien: "Wann hört dieser Wahnsinn auf?", fragte er. Es seien schon mehr als genug Grünflächen asphaltiert worden, und es gebe rund um Neufahrn und Mintraching genug Gewerbeflächen, finden auch die Anwohner des Isarwegs. Deshalb sei es "unverständlich", warum noch "direkt im Anschluss an unsere Wohnsiedlung und an das Naherholungs- und Rückzugsgebiet von diversen Tieren und Pflanzen die Umwandlung der Naturschutzflächen vorangetrieben" werden sollen.

In dem Zusammenhang wird darauf verwiesen, dass die EU-Kommission Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof verklagen wolle, weil das Land seine Verpflichtungen im Rahmen der FFH-Richtlinie nicht eingehalten habe. Demnach müssten die Mitgliederstaaten besondere Schutzgebiete ausweisen und Erhaltungsmaßnahmen festlegen. Deutschland sei hier im Verzug.

"Angesichts dieser Vertragsverletzungen sei das Vorhaben in Mintraching "noch weniger begreiflich", so die Anwohner: "Was bundespolitisch angeprangert wird, sollte auch kommunalpolitisch umgesetzt werden, vor allem nachdem sich inzwischen fast jede politische Partei den Umweltschutz auf die Fahnen schreibt." Fast 40 Namen stehen auf der Unterschriftenliste, die der Freisinger SZ vorliegt. Die Unterzeichner fürchten auch einen massiven Wertverlust für ihre Grundstücke und Häuser, "da quasi vor unserer Nase alles zugebaut wird".

© SZ vom 01.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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