Hallertauer  in Brasilien:Mit Freude und Gelassenheit

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Drei aus der Hallertau unterwegs in Brasilien: (von links) Lukas Baur, Markus Hölzl und Michaela Baur haben für die Kolpingsfamilie dort mit Spendengeld aus Bayern eingekauft. (Foto: privat)

Drei junge Mitglieder der Kolpingsfamilie Au engagieren sich drei Wochen lang in einem Workcamp in Brasilien. Was sie besonders beeindruckt, sind die Gastfreundschaft und die positive Lebenseinstellung der Menschen

Von Katharina Aurich, Au

Am meisten hat sie die Gastfreundschaft beeindruckt, darin sind sich Michaela Baur (22), ihr Bruder Lukas (20) und Markus Hölzl (20) einig. Drei Wochen lang lebten die drei jungen Leute - sie sind alle Mitglieder der Kolpingsfamilie in Au - in brasilianischen Familien der Partnergemeinde Osasco, einem Nachbarort von São Paulo. Gemeinsam mit brasilianischen Mitgliedern des Kolpingwerks sanierten sie in einem Workcamp einen Fußballplatz, brachten in einer Schule Tafeln an, stellten Regale auf und organisierten Spielenachmittage für Kinder.

Sie möchten auf jeden Fall wieder einmal in das faszinierende südamerikanische Land zurückkehren - aber nicht als Touristen, sondern als Gäste bei Freunden, sagen sie. Für das Kolpingwerk, einen internationalen katholischen Sozialverband, waren die drei in einer 15-köpfigen Gruppe junger Erwachsener im Alter von 18 bis 26 Jahren in die Partnergemeinde gereist, um dort mitzuarbeiten. Natürlich ging es auch darum, die Menschen der Kolpingsfamilie auf der anderen Seite des Globus kennenzulernen und Spendengelder der Diözese Regensburg, zu der auch Au gehört, zu überreichen.

"Zu unserer Begrüßung sangen unsere Gastgeber dasselbe Lied von Adolph Kolping wie wir hier, so fühlten wir uns gleich fast wie zu Hause," erinnert sich Michaela Baur, die von Kindesbeinen an, wie auch ihre Eltern, der Kolpingsfamilie angehört. Die Neugier auf eine andere Kultur habe sie bewogen, die lange Reise zu unternehmen, berichten die jungen Leute. Nicht nur von der Gastfreundschaft, sondern auch von der Fülle der Natur seien sie begeistert gewesen. In vielen Gesprächen in den Gastfamilie erfuhren die drei mehr vom Leben in Brasilien, vor allem auch vom großen Wert, den die Familie dort hat, wie Hölzl schildert. Auf Unverständnis seien seine Berichte über gleichgeschlechtliche Ehen und Patchwork-Familien in Deutschland gestoßen. Das Familienbild in ihren Gast-Kolpingsfamilien sei sehr konservativ und in den Gottesdiensten sei sehr viel von Sünde gesprochen worden, erzählen die drei.

Auch in den Projekten, in denen sie mithalfen, tickten die Uhren anders als zu Hause. "Wir Deutschen sind ja an Pünktlichkeit und Effizienz gewöhnt", sagt Michaela Baur. Aber es gehe auch anders, nämlich mit Freude und Gelassenheit, "da können wir viel lernen", bilanziert die Erzieherin, die zurzeit "Soziale Arbeit" studiert. Die drei Auer arbeiteten nicht nur in den Projekten mit, von einem Teil des Spendengeldes aus Bayern kauften sie Farbe, Pinsel sowie eine Schleif- und eine Schlagbohrmaschine, die in der Kolpinggemeinde gebraucht wurden.

Wer Freunde besucht, bringt natürlich auch Gastgeschenke mit. Jeder der drei Reisenden aus der Hallertau hatte zwei schwere Koffer dabei, voll gefüllt mit Nutella, Gummibärchen, Fußballtrikots, Spielen und für einen bayerischen Abend mit Weißwürsten, Bier und Sauerkraut in Dosen. Der kulinarische Gruß aus Bayern habe die Gastgeber begeistert, erzählen die drei. Sie selbst genossen die brasilianische Küche, "es wurde immer groß und sehr lecker aufgekocht, viel Fleisch und frisches Gemüse und Obst. Für die Gäste ist nichts zu viel", erinnern sie sich. "Wie gut es den Familien, in denen wir lebten, finanziell tatsächlich ging, war schwer mit unseren Maßstäben zu beurteilen", sagt Markus Hölzl. Es gebe in Osasco viele Kinder, die nicht zur Schule gehen, da man dafür bezahlen müsse. Da sei ihm die gute Versorgung in Deutschland mit Krippen, Kindergärten und Schulen sehr bewusst geworden. Leider hätten sie vor ihrer Reise kaum Brasilianisch gelernt und sich nur ein wenig auf Englisch, bei offiziellen Gelegenheiten mit einer Dolmetscherin und im Alltag mit Händen und Füßen verständigen können. Das würden sie das nächste Mal anders machen und auf jeden Fall intensiv die Sprache lernen, da sind sich die drei einig. Als Fazit ihrer Reise wollen sie nun einen Gegenbesuch ihrer brasilianischen Freunde und ein Workcamp hier in Bayern organisieren.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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