Hallbergmooser Homepage:Rüffel vom Referenten

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Eine Rathausmitarbeiterin legt einen Vorschlag zur Neugestaltung der Hallbergmooser Homepage vor. Robert Wäger, der im Gemeinderat für Digitalisierung zuständig ist und nicht eingebunden war, schimpft - und wird dafür kritisiert

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Engagement im Job zahlt sich nicht immer aus, das hat kürzlich eine junge Mitarbeitern im Hallbergmooser Rathaus lernen müssen. Gerade bei Verwaltungsangestellten kommt in der Sache erschwerend hinzu, dass sie nicht nur ihre unmittelbaren Vorgesetzten zufriedenstellen müssen, sondern auch noch die Mitglieder des Gemeinderates. Und da wiederum spielt bekanntlich nicht nur die politische Couleur eine tragende Rolle, sondern noch eine ganze Menge andere Befindlichkeiten.

Die junge Mitarbeiterin in der Hallbergmooser Verwaltung jedenfalls hat es gewagt, dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einen Vorschlag zu unterbreiten, wie die künftige Homepage der Gemeinde einmal aussehen könnte, genauer gesagt, wie die Startseite aussehen könnte. So ganz von ungefähr kam die Initiative nicht, den Plan, eine neue Homepage zu schaffen, hegt man in Hallbergmoos schon seit einigen Jahren, allein, so recht vorwärts ist bisher noch nichts gegangen, weil stets andere Projekte Vorrang hatten. Mit der Reaktion, wie sie von Grünen-Gemeinderat Robert Wäger in der Sitzung kam, hätte die neue Mitarbeiterin sicherlich nicht gerechnet.

"Das ist ein Schlag ins Gesicht für den Gemeinderat", wetterte der nämlich los. Dazu muss man wissen, dass Robert Wäger auch Gemeinderats-Referent für Digitalisierung ist und von daher an der Materie besonders interessiert. "Ihr setzt uns da so was vor", schimpfte er weiter und führte aus, dass ihm ein Arbeitskreis vorschwebte, in dem man Inhalt und Optik vorbereiten hätte sollen. Die junge Mitarbeiterin wirkte einigermaßen entgeistert ob des heftigen Gegenwinds, der dem unschuldigen Homepage-Entwurf aus drei bunten Feldern entgegen wehte.

Geschäftsleiterin Julia Hollmer versuchte Wägers Ausbruch zu entschärfen, "der Prozess wurde ja doch vor Jahren angestoßen", und sie versicherte, "selbstverständlich wird jeder einzelne Gemeinderat dazu gehört". Der Vorschlag habe nur aufzeigen sollen, "dass etwas passiert". Auch CSU-Gemeinderat Marcus Mey sprang für die junge Mitarbeiterin in die Bresche und verbat sich Wägers Vorwürfe: "Da ist jetzt endlich jemand im Rathaus, der sich der Sache annimmt." Mey riet dazu, das Thema auch nicht zu überhöhen, "so was Weltbewegendes ist eine neue Homepage jetzt auch nicht".

CSU-Fraktionsvorsitzender Christian Krätschmer appellierte, man solle die Verwaltung doch jetzt einfach weiter machen lassen. Und Thomas Henning, Fraktionssprecher der Freien Wähler, schlug vor, dass, statt wieder einen neuen Arbeitskreis Gemeindehomepage einzusetzen, doch lieber der schon bestehende Arbeitskreis Digitalisierung eingebunden werden solle.

Das sah der Gemeinderat dann auch so und beschloss, mit Wägers Stimme, dass der Digitalisierungsreferent künftig laufend in den Entstehungsprozess der Homepage eingebunden werden, aber kein spezieller Arbeitskreis Homepage geschaffen werden soll. Zweiter Bürgermeister Helmut Ecker (Freie Wählergruppe Einigkeit) brach zuletzt auch noch eine Lanze für die Mitarbeiterin: "Die junge Frau ist sehr engagiert, und ich finde es schlimm, dass sie dafür so hart angegangen wird."

© SZ vom 23.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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