Hallbergmoos:Umzugspläne unter zeitlichem Druck

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Die älteste private Pferdeklinik Deutschlands zieht in die Flughafengemeinde. Zum 1. Juni soll dort bereits operiert werden

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos/München

Wenn die Pferdeklinik München-Riem im Frühsommer ihre Zelte an ihrem bisherigen Standort abbricht, verliert die Landeshauptstadt die älteste private Pferdeklinik Deutschlands an Hallbergmoos. Gegründet 1972 als Krankenstall für die Olympischen Spiele in München, entwickelte sie sich zu einer modernen Klinik mit heute sechs Ärzten und 300 Narkose-Operationen im Jahr. Jetzt plant Chefarzt und Klinikbetreiber Dietz Donandt den Umzug nach Hallbergmoos, sein Mietvertrag in Riem ist nicht mehr verlängert worden. Geht alles glatt, nimmt er bekanntlich zum 1. Juni in einem dann umgebauten Pferdehof an der Ismaninger Straße den Krankenhausbetrieb wieder auf.

In das Hauptgebäude, wo jetzt Pferdeställe und Strohlager sind, kommen der Operationssaal und die Intensiv- und Aufwachboxen. "Alle Boxen werden vergrößert, alles muss heller werden", sagt Dietz Donald. Operationssaal, Röntgengerät, Apotheke, Nachtwache, modernste Diagnosegeräte und Spitzentechnik, all das ist längst auch in der Tiermedizin Standard, speziell bei Turnier- und Sportpferden. Die Pferdeklinik München-Riem hat sich zusätzlich zu den gängigen Arbeitsgebieten Gynäkologie, künstliche Besamung, Orthopädie und Chirurgie auf Augenheilkunde spezialisiert. Seit zwei Jahren leitet der amerikanische Fachtierarzt Richard J. McMullen die Augenabteilung. Fehlbildungen der Augenlider, Tumorbehandlungen und diverse Hornhautoperationen führen McMullen und sein Team an den stehend sedierten Rössern ebenso durch wie transsklerale Laserbehandlungen. Ob McMullen mit nach Hallbergmoos umzieht, stehe noch nicht fest, sagt Donandt, die längere Anfahrt zum Arbeitsplatz lässt den Pferdeaugen-Spezialisten noch zögern.

Ansonsten aber ist das 21-köpfige Klinik-Team komplett dabei, wenn der Betrieb im Nordwesten von Hallbergmoos startet. Notfallmedizin wird auch künftig ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit des Pferdekrankenhauses sein. Meist handelt es sich bei den Notfallpatienten um Pferde mit akuten Koliken, die, dann liegend, auf dem Operationstisch landen. "In Vollnarkose wird der Bauch aufgeschnitten, man löst die Darmverknotungen und im Idealfall ist der Patient nach zehn bis zwölf Tagen wieder fit", erklärt Dietz Donandt. Auch ein Solarium wird es im neuen Domizil wieder geben, das ist nötig im Aufwachraum für die Operierten oder in der Fohlen-Intensivmedizin für die Neugeborenen.

Momentan wartet Klinikchef Donandt auf die Baugenehmigung aus dem Landratsamt Freising. Der Hallbergmooser Gemeinderat stimmte seinem Bauantrag sofort zu, eine überörtlich bedeutsame Pferdeklinik macht sich schließlich nicht schlecht, und der Autoverkehr wird künftig auch weniger. Dass mit dem Umbau des alten Gehöfts eine Menge Arbeit auf ihn zukommt, ist Donandt klar, auch, dass alles unter großem Zeitdruck geschehen muss. Denn die letzte Duldung des Vermieters in Riem läuft eigentlich Ende Februar ab.

Über das Investitionsvolumen des Umbaus mag der Tierarzt lieber nichts sagen. Es sei viel zu tun, die Ställe hier im ehemaligen Pferdehof in Hallbergmoos entsprächen längst nicht mehr modernen Ansprüchen. Wo früher bis zu 69 Pferde standen, kommen in Zukunft gerade mal gut 30 unter. Ein Teil der Boxen wird voraussichtlich von Reha-Patienten bewohnt, die länger in der Klinik bleiben. Eine klassische Pensionspferdehaltung aber sei nicht geplant, sagt Donandt.

Wenn es im Frühsommer lost geht, kann er selbst sich über eine kürzere und verkehrsärmere Strecke zum Arbeitsplatz als bisher freuen. Donandt lebt auf einem Gestüt im nahen Oberding, wo seine Frau Pferde züchtet.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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