Halbierte Kosten:Gemeinsames Gedächtnis

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Hallbergmoos und Neufahrn werden sich nun doch die Stelle eines Gemeindearchivars teilen. Eching hat schon früher abgelehnt

Von Birgit Grundner und Alexandra Vettori, Neufahrn

Jetzt scheint es mit der interkommunalen Zusammenarbeit in Sachen Gemeindearchivar doch noch etwas zu werden. Zumindest Neufahrn und Hallbergmoos könnten sich, so wie es momentan aussieht, eine entsprechende Stelle teilen. Der Anstoß dazu kam aus Hallbergmoos, nachdem in allen Orten des südlichen Landkreises derzeit dieselbe Aufgabe ansteht: Die Gemeindearchive, oft lose Blattsammlungen aus vergangenen Zeiten, auf den neuesten Stand zu bringen.

Die Kosten für eine solche Stelle des hauptamtlichen Archivars könnte man sich, so die Hallbergmooser Idee, doch teilen und fragte in den Nachbarorten Eching und Neufahrn an. Dort reagierte man verhalten. Eching sagte gleich ab, weil es die Aufgabe innerhalb der Verwaltung ohne zusätzliches Personal lösen will. In Neufahrn gab es ebenfalls erst Skepsis im Gemeinderat, jetzt aber hat man sich überraschend für einen gemeinsamen Archivar entschieden. Der Verwaltungs- und Personalausschuss hat einstimmig beschlossen, eine eigene Stelle für die Digitalisierung des Archivs zu schaffen - nach Möglichkeit zusammen mit der Hallbergmoos. Läuft alles nach Plan, würde der künftige Archivar oder die Archivarin jeweils 15 Wochenstunden in jeder Kommune arbeiten. Konkret geht es um die Erfassung der Bestände de Alt-Archivs und die kontinuierliche weitere Arbeit mit neuen Unterlagen und der laufenden Registratur. Noch im Sommer fand der Ausschuss, dass zu viele Fragen offen und Fakten ungeklärt seien. Deshalb wurde nun Christoph Bachmann, der Leiter des Bayerischen Staatsarchivs München, eingeladen, um das Profil und die Bedeutung einer Stelle für Archivpflege zu erklären. Bachmann machte deutlich, wie wichtig eine systematische und professionelle Archivarbeit und der Aufbau einer richtigen Datenbank seien.

Das unterstrich in der Sitzung auch Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne): Der mittlerweile verstorbene langjährige Heimatpfleger Josef Ritter habe "in bemerkenswerter Akribie Dinge gesammelt", stellte er fest. Doch nun sei es wichtig, Systematik hineinzubringen und das Wissen so zu ordnen, dass es "nicht nur auf eine Person bezogen" sei. "Der Ritter Sepp hat wahnsinnig viel Wissen mit ins Grab genommen", bestätigte Ernest Lang, Vorsitzender des örtlichen Heimat- und Geschichtsvereins. Nun müsse man mit dem Archiv ein "Gedächtnis der Gemeinde" schaffen. Im Übrigen gehöre Archivierung auch zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde, Ehrenamtliche könnten das nur unterstützen. Lang sowie acht weitere ehrenamtliche Heimat- und Geschichtsforscher aus der Gemeinde hatten die Idee einer Stelle zur Archivpflege von Anfang an ausdrücklich begrüßt.

Ob die künftige Archivstelle auch für Hallbergmoos 15 Stunden pro Woche tätig sein oder zur Vollzeitstelle wird, darüber entscheidet dort der Gemeinderat im November. Dann kommt der Freisinger Stadtarchivar Florian Notter zu Besuch und erläutert die Aufgaben.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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