Häuser an der Kanal- und Gärtnerstraße:Anwohner klagen über feuchte Keller

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Moosburgs Hochwasserreferent Köhler führt das auf einen gestiegenen Pegelstand im Amperüberleitungskanal zurück

Von Alexander Kappen, Moosburg

Erwin Köhler lässt nicht locker. Der UMB-Stadtrat und Hochwasserreferent des Gremiums setzt sich seit Wochen intensiv für Anrainer des Amperüberleitungskanals ein, die seit dem Frühjahr nasse Keller haben - außerhalb der Hochwasserzeiten. Köhler führt das auf einen höheren Pegelstand des Kanals zurück und ist Anfang Juli bei einem Ortstermin an die Öffentlichkeit gegangen. Bei den für Kanal zuständigen Stadtwerken München (SWM) weist man Köhlers Vorwurf zurück. Am Freitag berichtete Köhler in einem Pressegespräch über den Stand der Dinge. Entscheidend weiter gekommen ist er bei den SWM nicht, aber es haben sich weitere Anlieger bei ihm gemeldet.

Betroffen seien hauptsächlich Häuser an der Kanalstraße und Anwesen in Teilen der Gärtnerstraße. Nach dem Termin Anfang Juli bei den Anwohnern Christine und Josef Strejc "haben sich weitere Leute bei mir gemeldet, die auch Wasser im Keller haben, aber nicht in der Zeitung stehen wollen", so Köhler. Dafür äußerte sich am Freitag Franz Hemmert, ein weiterer Anwohner der Kanalstraße. Er habe zwar kein Wasser im Keller, weil dieser abgedichtet sei, berichtete er, aber er könne bestätigen, dass der Grundwasserstand höher sei als früher. Er habe außen am Haus am Kellerabgang einen Schacht, so Hemmert. "Der ist überdacht, da kommt kein Regen hin." Dennoch habe er Wasser im Schacht. Das sehe er an einem dort angebrachten Pflock, der jetzt zwei bis drei Zentimeter unter Wasser stehe. Früher sei das außerhalb von Hochwasserzeiten nie der Fall gewesen. Seit dem jüngsten Hochwasser Ende Mai habe der Kanal einen um zehn bis 15 Zentimeter höheren Wasserpegel, sagt Köhler. Stand Freitag waren es zwölf.

Nachdem sich Tobias Bierschenk, der bei den SWM für den Kanal zuständig ist, die Situation angeschaut und den Kanal als Ursache für die nassen Keller ausgeschlossen hatte, sah sich Köhler die Sache auch mit dessen Vorgesetztem Christoph Rapp an. "Aber der hat die gleiche These wie Herr Bierschenk vertreten", berichtet der Hochwasserreferent. Und die lautet im Wesentlichen so: Die Fahrweise des Kanals sei in den vergangenen Jahren nicht geändert worden und zu keinem Zeitpunkt habe man die festgesetzten Bescheidswerte verletzt. Die von Köhler genannten höheren Pegelstände im Kanal könne man nicht bestätigen.

Köhler kontert nun, dass man gar keine Werte aus den Bescheiden verletzen könne, "weil da schlichtweg keine Pegelstände drin stehen, die man nicht überschreiten darf - und ich habe die Bescheide von A bis Z genau gelesen". Die SWM führten an, dass sich die Pegelstände im Kanal seit Jahrzehnten nicht verändert hätten, kritisiert Köhler, aber sie hätten ihm gegenüber nie einen konkreten Pegelstand genannt - obwohl seit ein paar Jahren Pegelmessanlagen an zwei Kanalbrücken stehen. Rapp habe ihm am 16. Juli zugesichert, konkrete Stände zu nennen, dies aber bislang nicht getan. Zu dem Gespräch am Freitag konnte Rapp aus Termingründen nicht kommen.

Als mögliche Ursache für den ihrer Meinung nach erhöhten Kanalpegel haben Anwohner und Hochwasserreferent den zunehmenden Pflanzenbewuchs am Boden des Kanals ausgemacht. Dieser sei früher jährlich entfernt worden. Seit ein paar Jahren werde das nicht mehr gemacht, bestätigen Anrainer. Sofortige Abhilfe könnte man durch das weitere Öffnen der Kipp-Schleuse Richtung Isar schaffen, sagt Köhler, der das seit Wochen fordert. "Das könnte man probehalber machen, dann wissen wir, ob es was hilft." Auch Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne) meinte am Freitag: "Ich als experimenteller Wissenschaftler würde einfach sagen, ich probier's aus. Dadurch entsteht ja keinem ein finanzieller Schaden." Mit der Sache an die Öffentlichkeit zu gehen, sei übrigens kein schlechter Schachzug. "Als es vor ein paar Jahren wegen der Abholzung am Kanal öffentliche Proteste gab, hat sich die Situation verbessert."

© SZ vom 30.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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