Dorfladen Haag:Rückbesinnung in der Krise

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Die Haager schätzen es, dass sich in der Ortschaft einkaufen können. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Haager Dorfladen ist derzeit so gefragt wie nie zuvor.

Von Katharina Aurich, Haag

Der Dorfladen Haag ist bei den Kunden so attraktiv wie nie. Viele, die vorher nur Kleinigkeiten dort gekauft haben, versorgen sich jetzt komplett in dem Geschäft am Dorfplatz. Man sehe auch viele neue Gesichter, berichtet der ehrenamtliche Geschäftsführer Udo Marin. Genaue Zahlen lägen jetzt noch nicht vor, er schätze aber, dass im März 20 Prozent mehr Umsatz gemacht worden sei als im Vergleichsmonat des Vorjahres.

Der Vorteil des Dorfladens sei zum einen, dass sich die Kunden wohnortnah versorgen könnten, aber es spiele sicher auch eine Rolle, dass im Vergleich zu einem großen Supermarkt viel weniger Menschen in den Laden kommen würden und das Risiko, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, vermutlich auch geringer sei, glaubt Bürgermeister Anton Geier.

Hefe ist ausverkauft

Wie überall war auch im Dorfladen das Toilettenpapier ausverkauft, die Lage entspanne sich gerade. Die ehrenamtliche Geschäftsführerin Michaela Dehner kann es sich selbst nicht erklären, warum gerade dieses Produkt so dringend benötigt werde. Dann sei die Hefe ausverkauft gewesen, man bekomme auch keine Neue nach, bedauert sie und versteht auch den Run auf diese Backzutat nicht. Inzwischen würden vermehrt Hülsenfrüchte gekauft sie würden massenhaft nachgefragt. Glücklicherweise verfüge der Dorfladen über einen großen Lagerraum, so dass Trockenwaren immer vorrätig seien. Hülsenfrüchte gebe es genug, beruhigt Michaela Dehner. Als das Mehl ausging und bei ihrem Großhändler vergriffen war, habe sie kurzfristig bei einer Genossenschaft Nachschub erhalten. Gestiegen sei auch die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln, täglich werde Obst und Gemüse nachbestellt, auch hier nehmen die Mengen zu. Leider stiegen aber auch die Preise, bedauert Michaela Dehner.

Sie hat vor einigen Wochen einen Lieferservice ins Leben gerufen und ist nun täglich bei zwei bis drei Kunden in der Gemeinde unterwegs, um ihnen die Waren auf ihrer Einkaufsliste zu bringen. Andere Kunden kämen mehrmals täglich in den Laden, vermutlich sei es für sie eine willkommene Abwechslung, glaubt Michaela Dehner.

Ausnahmezustand für das Personal

Für die Mitarbeiter herrsche jetzt natürlich Ausnahmezustand, sie arbeiteten oft am Limit. Es sei "toll, was sie leisten und sich dazu noch einem erhöhten Ansteckungsrisiko aussetzen", lobt Bürgermeister Geier. Mit einer Glasscheibe an der Kasse und Mundschutz versuche man, die Mitarbeiter bestmöglich auszurüsten und vor einer Infektion zu schützen

Wie überall werden auch im Dorfladen die Abstände eingehalten und es dürfen nur fünf Personen in den Laden hinein. Dies sei kein Problem, die Kunden seien sehr diszipliniert, berichtet der Rathauschef, der selbst in der Schlange steht und dessen Familie sich fast vollständig im Dorfladen versorgt. Die Bürger würden jetzt den Wert des Dorfladens noch mehr erkennen, so Geschäftsführer Marin, der hofft, dass auch nach der Krise viele neue Kunden auf Dauer dem Laden treu bleiben.

Der Dorfladen Haag wurde 2013 auf Betreiben der Gemeinde gegründet, er ist eine Unternehmergesellschaft und gehört der Kommune. Die Geldgeber sind rund 250 Bürger als stille Gesellschafter. Im Januar wurde das Geschäft, das auch über eine Poststelle sowie eine jetzt verwaiste, gemütliche Kaffeeecke als Treffpunkt verfügt, auf der "Grünen Woche" in Berlin zu einem der drei "Dorfladen des Jahres 2020" gekürt.

© SZ vom 11.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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