Günstiger Wohnraum:Neufahrn macht Druck

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An sechs Standorten in der Gemeinde sollen soziale Wohnprojekte umgesetzt werden. Sie reichen von Einfachstunterkünften bis zu Senioren-Wohnungen. Außerdem plant man die sozialgerechte Bodennutzung

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Gemeinde Neufahrn will in den nächsten fünf Jahren bis zu 80 öffentlich geförderte und damit auch mit schmalerem Geldbeutel bezahlbare Wohnungen schaffen. Mindestens 12,5 Millionen Euro sollen bis zum Jahr 2021 investiert werden. Außerdem wird die Baugebietsentwicklung insgesamt - etwa im Süden, im Osten und auf dem ehemaligen FCN-Gelände - weiter vorangetrieben. Damit seien Weichen gestellt, "von denen wir viele Jahre zehren werden", stellte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) unlängst in einem Pressegespräch fest, und er zeigte sich darüber "sehr, sehr froh".

Die Probleme auf dem angespannten Wohnungsmarkt lassen sich damit nicht komplett lösen, das weiß auch der Neufahrner Rathauschef: "Aber wir können wenigstens etwas gegensteuern und deutlich lindern", sagt er. Beim öffentlich geförderten Wohnungsbau kann die Gemeinde auf Fördermittel aus dem sogenannten "Bayernpakt" des Freistaates zurückgreifen. Vor diesem Hintergrund hat der Gemeinderat vor kurzem beschlossen, dass die Gemeinde nach Möglichkeit an sechs Standorten Projekte selbst oder über Dritte umsetzen soll. Geprüft wird das etwa auf dem kircheneigenen südöstlichen Teil des ehemaligen FCN-Geländes und auf dem gemeindeeigenen Grundstück schräg gegenüber dem Kindergarten "Villa Kunterbunt" an der Ganghoferstraße. Im Baugebiet Neufahrn-Süd sollen 15 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau errichtet werden. Bereits Anfang Dezember bewilligt bekam die Gemeinde "Bayernpakt"-Mittel für 15 geförderte Wohnungen und zwölf Einfachstunterkünfte, die Am Bahndamm entstehen sollen. Mehr als zwei Millionen Euro fließen hier als Zuschuss, weitere knapp 2,3 Millionen Euro als zinsgünstiges Darlehen (wir haben berichtet). Auf dem knapp 700 Quadratmeter großen ehemaligen "Brandmeier-Grundstück" an der Bahnhofstraße sollen seniorengerechte, barrierefreie Wohnungen entstehen.

Neue Wege will die Gemeinde auch bei der Stellplatzsatzung beschreiten. Der Gemeinderat hat die Verwaltung beauftragt, Vorschläge für eine Änderungen der Satzung auszuarbeiten, mit dem Ziel, bei öffentlich gefördertem Wohnungsbau nur einen deutlich reduzierten Stellplatznachweis zu verlangen. Auch soll eine Satzung ausgearbeitet werden, die der Zweckentfremdung von Wohnraum entgegenwirkt.

Das Gesamtpaket gilt als einmalig für Neufahrn und wohl auch für den Landkreis, und es wurde von Geschäftsleiter Eduard Sczudlek über Monate ausgearbeitet. Der Gemeinderat hatte alles in allem elf Beschlüsse gefasst und dabei auch grünes Licht für den "SoBoN"-Antrag der SPD-Fraktion gegeben. "SoBoN steht für "sozialgerechte Bodennutzung". In einer städtebaulichen Grundlagenvereinbarung sollen nun Neufahrner Grundsätze für die Baulandentwicklung festgelegt werden. Wird ein Acker zu Bauland, steige der Wert eines Quadratmeters von 20 auf 500 Euro und mehr, erklärt SPD-Fraktionssprecherin Beate Frommhold-Buhl: "Die Eigentümer und Investoren müssen sich bei diesem Wertzuwachs an den Folgelasten für die Allgemeinheit, das heißt, die Gemeinde, beteiligen - also an den Kosten für Planung, Gutachten, Ausgleichsflächen, Infrastrukturkosten wie Kindergärten und Straßenbau." Außerdem sollen sie bei großen Bauvorhaben für einen Anteil an öffentlich gefördertem Wohnraum sorgen.

Das in zahlreichen Kommunen praktizierte Modell der "sozialgerechten Bodennutzung" soll die bisherige Praxis der Gemeinde ersetzen, über eine Bodenbevorratung möglichst frühzeitig Grundstücksflächen zu sichern. Wie Bürgermeister Heilmeier erklärte, sei es "für die betroffenen Grundstückseigentümer nachvollziehbar und transparent, für die Gemeinde selbst rechtssicher und hinsichtlich der Nachfolgelasten kalkulierbarer".

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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