"Grüne Idylle" in Gefahr:Ärger um Abriss des alten Pfarrhofs

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Das Gelände des alten Pfarrhofs ist eine grüne Idylle - noch. Die Anwohner wehren sich juristisch gegen die geplante Bebauung, haben jetzt aber einen Rückschlag hinnehmen müssen. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Investor will auf dem Grundstück in Neufahrn drei Gebäude mit 30 Wohnungen errichten, dafür muss auch der Baumbestand weichen. Anwohner sind verärgert, der Gemeinderat wusste nichts von den Plänen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Der ehemalige Pfarrhof samt umfangreichem Baumbestand soll 30 Wohnungen weichen - das macht neben den Anwohnern auch Neufahrner Gemeinderäte sauer. In der Sitzung am Montag kritisierten sie neben dem möglichen Ausmaß der neuen Bebauung vor allem das Bauamt heftig, das den entsprechenden Vorbescheid ohne Information des Bauausschusses erteilt hatte. Erst beim Bürgerspaziergang am Wochenende waren die Pläne durch Anwohner bekannt geworden. "Ich frage mich, warum ich davon noch nie etwas gehört habe", ärgerte sich etwa Beate Frommhold-Buhl (SPD). "Das hat uns wohl die Verwaltungsvereinfachung eingebrockt", mutmaßte Gerhard Michels (CSU).

Denn Bauamtsleiter Michael Schöfer verteidigte das Vorgehen als durchaus übliches Prozedere. Er versicherte aber, dass Naturschutzfragen im weiteren Genehmigungsverfahren noch geprüft würden. In den Augen einer Anwohnerin, die extra zur Bürgerfragestunde gekommen war, passiert das freilich zu spät. Schon in Folge des Bauvorbescheids, in dem die Bäume gar nicht erwähnt würden, sei der Immobilienpreis für das Areal "ins Unermessliche hochgeschossen", berichtete sie.

Der frühere Pfarrhof befindet sich am Pfarrweg, westlich des alten Dorfkerns von Neufahrn, in einer "ausgesprochen grünen Idylle", wie auch Schöfer sagte Schon lange dient das Gebäude als Privathaus. Die Erben des letzten Eigentümers haben es nach dessen Tod zum Verkauf angeboten, der Käufer will drei Gebäude errichten. Ein Bebauungsplan ist nicht vorgesehen - anders als auf dem angrenzenden Areal bis zur Alten Kirche, wo demnächst 36 Wohnungen entstehen sollen. Markus Funke (FDP) schlug deshalb vor, den dortigen Bebauungsplan auf das Pfarrhof-Areal auszuweiten. Schöfer sieht dafür aber keine Notwendigkeit und betonte, dass sich die Bebauung in einer Baulücke schon von Gesetzes wegen ohnehin an die umliegende Bebauung anlehnen müsse. Das Argument greift für Frommhold-Buhl im konkreten Fall aber nicht: Die Bebauung sei in dem Gebiet doch eigentlich "viel lockerer", erklärte sie. Das ändere sich erst mit dem Areal, auf dem die 36 Wohnungen geplant sind - und daran dürfe sich dann wiederum die Bebauung des angrenzenden Pfarrhof-Areals orientieren, wunderte sich die Sozialdemokratin. Grünflächen mit so einem Baumbestand gebe es kaum noch in Neufahrn, so Frommhold-Buhl weiter. "Ich finde es falsch, das einfach laufen zu lassen, wenn wir die Möglichkeit haben, steuernd einzugreifen."

Grenzen setzt dem laut Schöfer aber auch der Flächennutzungsplan. Dort sei das Pfarrhof-Areal als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen und "nicht als zu sichernde Grünfläche". Und warum sollte man auf dem einen Grundstück Wohnungen bauen dürfen, auf dem Nachbargrundstück aber nicht: "Wo ist da das Maß der Gleichbehandlung gewährt?" Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) sagte zu, den Bauausschuss zumindest jetzt umfangreicher zu informieren. Die Anwohnerin appellierte an die Gemeinde, sich auch grundsätzlich Gedanken über die Zukunft zu machen: Der Innenbereich werde überall verdichtet, in ihrer Nachbarschaft werde ein ganzes Gebiet "umgeackert", und ein "immenser Baumbestand" werde geopfert: Neufahrn sei bald nicht mehr der Ort "den wir kennen", mahnte sie: "Das ist eine Entwicklung, die mir nicht gefällt."

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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