Großoffensive:Neufahrn sorgt für günstigen Wohnraum

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Gemeinderat bereitet ein ganzes Maßnahmenpaket vor, um Menschen mit niedrigen Einkommen zu unterstützen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Den Traum vom bezahlbaren Wohnraum sollen sich nicht nur Gutverdiener erfüllen können. Der Gemeinderat hat deshalb jetzt ein Großoffensive in Sachen öffentlich gefördertem Wohnungsbau gestartet. Mit einem ganzen Maßnahmenpaket soll dafür gesorgt werden, dass dieses Ziel bei Neubaugebieten, wie im Südwesten, auf dem ehemaligen Sportplatz und auf einem gemeindeeigenen Grundstück an der Ganghoferstraße, umgesetzt wird.

Knapp gescheitert ist die SPD mit ihrem Vorschlag einer festgelegten Selbstverpflichtung: Mindestens 20 Prozent von gemeindeeigenen Flächen sollten in künftigen Baugebieten für öffentlich geförderten Wohnungsbau verwendet werden, so die Idee, die aber mit 10:10 Stimmen abgelehnt wurde. Vom Mangel an bezahlbarem Wohnraum sei inzwischen auch die "untere Mittelschicht betroffen", stellte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) fest. Deshalb sind auch Einheimischen-Modelle wieder im Gespräch. Auf dem "Brandmeier-Grundstück" gegenüber dem Ärztehaus an der Bahnhofstraße sollen nach Möglichkeit seniorengerechte, barrierefreie Wohnungen entstehen. Erste Weichen für all dies waren bereits in der Klausurtagung des Gemeinderats gestellt worden. Nach der Grundsatzentscheidung soll jetzt die Verwaltung Vorschläge für das weitere Vorgehen ausarbeiten. Die Realisierung solle mithilfe "attraktiver Förderprogramme des Freistaats" erfolgen, kündigte Heilmeier an.

Das geschieht bereits beim öffentlich geförderten Wohnungsbau "Am Bahndamm": Dort investiert die Gemeinde 6,7 Millionen Euro und bekommt gut zwei Millionen über das Förderprogramm. Um öffentlich geförderten Wohnungsbau attraktiver zu machen, wird die Gemeinde hier womöglich auch nicht mehr auf zwei Stellplätzen pro Wohneinheit bestehen. Allerdings wurde bei der jüngsten Gemeinderatssitzung bereits deutlich, dass hier noch Diskussionen zu erwarten sind. Markus Funke (FDP) zum Beispiel hält es für "Idiotie", zu denken, dass alle Bewohner entsprechender Wohnungen nur mit Bus und S-Bahn fahren würden. Auch CSU und Freie Wähler zeigten sich kritisch. Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP) fand es dagegen "unwahrscheinlich", dass die Mieter zwei Autos pro Haushalt haben.

Ausgearbeitet wird auch eine Satzung, welche die Zweckentfremdung von Wohnraum verbietet. Dass das nötig sei, unterstrich Norbert Manhart (Grüne) mit Hinweis auf eine Internet-Plattform, über die Wohnungen auch tageweise vermietet werden. An einem einzigen Tag habe er in Neufahrn zehn Angebote mit Preisen bis zu 154 Euro pro Nacht gefunden, bei Messen sei es noch viel teurer, erzählte er. Eine Satzung helfe allerdings nur, wenn die Einhaltung auch kontrolliert werden könne, gab Manuela Auinger (SPD) zu bedenken. Beate Frommhold-Buhl (SPD) fand es kritisch, wenn eine Satzung möglicherweise Bewohnern auch verböte, im eigenen Haus einen Büroraum oder ein Nagelstudio einzurichten. Überwiege die Wohnnutzung, sei derlei aber kein Problem, beruhigte Geschäftsleiter Eduard Sczudlek.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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