Großhändler fühlt beim Stadtrat vor:Mehr Gewerbe für Freising

Lesezeit: 2 min

Ein Großhändler aus Bremerhaven zeigt offenbar Interesse an einem Grundstück in den Clemenssängern. Die Gegner von Transgourmet sehen damit ihre Befürchtungen bestätigt, dass weitere Logistiker in das Gewerbegebiet kommen.

Von Kerstin Vogel, Freising

"Fischers frischer Fisch für Freising" lautete Anfang September eine wohlklingende Schlagzeile im Handelsblatt - und was sich dahinter verbirgt, ist Wasser auf die Mühlen der Initiative "Transgournee". Denn offensichtlich interessiert sich inzwischen tatsächlich neben dem Lebensmittellogistiker Transgourmet ein weiterer Großhändler für ein Grundstück in den Freisinger Clemensängern. Genau vor diesem Szenario aber haben die Transgourmet-Gegner von Anfang an gewarnt: Dass nämlich die Änderung des Bebauungsplanes in den Clemensängern für den ersten Großlogistiker alsbald weitere Begehrlichkeiten aus dieser Branche wecken würde.

Der Fisch-Spezialist Deutsche See aus Bremerhaven habe vor zwei oder drei Monaten eine entsprechende Anfrage an den Stadtrat gerichtet, bestätigt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher auf Nachfrage. Das Verteilzentrum für Fischlieferungen, um das es hier gehe, erreiche jedoch bei weitem nicht die Dimensionen des Transgourmet-Vorhabens.

Das Grundstück ist eher zu groß, sagt OB Eschenbacher

"Die brauchen 5000 bis 7000 Quadratmeter und bewegen sich in den Grenzen des bisherigen Bebauungsplans", so Eschenbacher: "Da haben wir eher das Problem, dass das Grundstück, das wir anbieten könnten, zu groß ist." Eine konkrete Planung gebe es ohnehin nicht, betont der Oberbürgermeister: "Das war lediglich eine Anfrage, und der Stadtrat hat grundsätzlich zugestimmt."

Transgourmet
:Betonklotz verliert an Schrecken

Die Gegner des Transgourmet-Baus sind überrascht, als die Architekten im Gestaltungsbeirat des Freisinger Stadtrats einen neuen Entwurf für das gewaltige Gebäude an der Clemensänger präsentieren.

Von Kerstin Vogel

Die Mitglieder von "Transgournee" haben unterdessen ihren "Wahlkampf" für das Bürgerbegehren gegen die Ansiedlung von Transgourmet in den Clemensängern offiziell eröffnet. Die Freisinger sollen bekanntlich am 9. Oktober über dieses Vorhaben abstimmen - und die Gegner nutzten am Montagabend eine Informationsveranstaltung, um ihre Argumente noch einmal zusammenzufassen.

Während der gesamten Planungsphase sei das überdimensionale Projekt der Schweizer Firma verharmlost und verniedlicht worden, kritisierte Markus Kelnhofer. Die für das Vorhaben angefertigten Gutachten für Verkehr, Lärm und Emissionen seien "unzureichend und suggestiv in Auftragstellung und Annahmen", so der BI-Sprecher weiter. So sei beim Verkehr beispielsweise die sonstige Entwicklung auf den Straßen bis zum Jahr 2030 nicht betrachtet worden. Mögliche Entwicklungen von Transgourmet selber, etwa Wachstum, Umstrukturierungen oder ein Verkauf der Firma, seien überhaupt nicht einbezogen worden, sagte Kelnhofer.

Einstimmiger Beschluss
:Bürger entscheiden über Transgourmet

Über die Ansiedlung des Lebensmittellogistikers Transgourmet werden die Bürger entscheiden. Der Stadtrat hat das Bürgerbegehren für zulässig erklärt, Termin ist am 9. Oktober.

Von Kerstin Vogel

Die gigantische Dimension des Vorhabens - "manche nennen es monströs" - passe nicht in die Struktur des Gewerbegebietes, sondern gehöre in einen Industrie- oder Logistikpark, der entkoppelt sei von den Lebensräumen der Stadt. Man befürchte mit der Ansiedlung von Transgourmet eine "unerfreuliche Ausrichtung der Gewerbepolitik in Freising", so Kelnhofer weiter. Dass in nicht-öffentlicher Ausschusssitzung bereits über "einen weiteren Logistiker" diskutiert worden sei, bestätige diese Sorge, sagte der BI-Sprecher mit Blick auf die "Fischer"-Nachricht aus dem Handelsblatt. Es brauche also eine "Kurskorrektur durch Bürgerentscheid".

Die gewünschte Traufhöhe von 12,65 Metern lehnt der Stadtrat ab

Dass die von der Mehrheit des Stadtrats forcierten Pläne des Lebensmittelgroßhändlers in den Clemensängern bereits Begehrlichkeiten geweckt haben, lässt sich auch an anderer Stelle vermuten. So hat die hiesige Adldinger Bauwerk GmbH für ein Grundstück im benachbarten Gewerbegebiet Erdinger Straße eine Voranfrage für ein dreigeschossiges Büro- und Ladengebäude eingereicht, das mit einer Traufhöhe von 12,65 Metern um mehr als zweieinhalb Meter über die Vorgaben des Bebauungsplanes hinausragen würde, und dafür eine Befreiung beantragt. Diese wurde am Ende nicht bewilligt - auch, weil Adldinger zugleich einen Bauantrag für das Grundstück eingereicht hatte, der die vorgegebenen Maße einhält.

Stadtrat Anton Frankl (FSM) wies jedoch etwas spitz darauf hin, dass man quasi gegenüber der Firma Transgourmet einen mit 16 Metern noch einmal deutlich höheren Bau bewilligen wolle. So zu argumentieren sei "populistisch", ärgerte sich Oberbürgermeister Eschenbacher: Schließlich gehe es im Fall von Adldinger um einen anderen Bebauungsplan und die Ausnahme sei rechtlich einfach nicht möglich.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: